Exkursionen führten ins älteste Industriegebiet Deutschlands
Im Rahmen zweier montanarchäologischer Wanderungen des Bergbaumuseums des Kreises Altenkirchen begaben sich zahlreiche Teilnehmer auf die Spuren von Otto und Heribert Kipping, denen es in den 1960er und 1970er Jahren gelungen war, eine Vielzahl von Eisenverhüttungsstellen und anderen Siedlungsspuren zu entdecken.
Herdorf/Sassenroth. Im Rahmen der Sonderausstellung über die archäologischen Forschungen der Brüder Otto und Heribert Kipping lud das Bergbaumuseum des Kreises Altenkirchen zu einer interessanten Exkursion rund um Mahlscheid und Hohenseelbachskopf ein.
Aufgrund der großen Nachfrage wurden sogar zwei Exkursionen durchgeführt. Museumsleiter Achim Heinz sowie die Referenten Carsten Trojan, Architekt und Initiator der Sonderausstellung, und Peter Kipping, Sohn von Heribert Kipping, führten die Gruppe durch das Waldgebiet südwestlich der Bergkuppen Mahlscheid und Hohenseelbachskopf. Dort befand sich das wichtigste Forschungsgebiet der Herdorfer Amateurarchäologen Otto und Heribert Kipping, die in den 1960er und 1970er Jahren zahlreiche Eisenverhüttungsstellen und andere Siedlungsspuren entdecken konnten. Aufgrund jüngster wissenschaftlicher Bearbeitung der Fundstücke durch Archäologen vom Institut für Vor- und Frühgeschichte der Universität Mainz konnten die Verhüttungsstellen auf die Zeit des Übergangs von der Späthallstatt- zur Frühlatènezeit (6. bis 5. Jahrhundert v. Chr.) datiert werden. Sie gehören damit zu den ältesten bekannten Stätten der Eisenerzeugung in Deutschland. Die Exkursion führe ins älteste Industriegebiet, zu den ersten Anfängen der auf Stahlerzeugung und Stahlverarbeitung basierenden Industrie, so Referent Carsten Trojan in seiner Begrüßung.
Die Wanderung startete zunächst in Richtung Hohenseelbachskopf, wo es einen mittelalterlichen Brunnen im Wald zu bestaunen gab. Dann ging es talwärts, vorbei an mehreren Verhüttungsstellen, die man heute noch als Schlackenansammlungen im Gelände erkennen kann. Interessant waren auch die vielen Terrassierungen und Podien, die die Hänge von Mahlscheid und Hohenseelbachskopf bedecken. Durch einen schmalen Seifen, in dem sich ebenfalls mehrere Verhüttungsstellen befinden, stieg die Gruppe wieder bergauf, zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung. In dem weitläufigen Gelände gab es viele Spuren und Relikte aus verschiedenen Epochen, von der Latènezeit über das Mittelalter bis zum neuzeitlichen Basaltabbau zu entdecken. Carsten Trojan erklärte, dass man anhand der Schlacke bereits erkennen könne, ob es sich um latènezeitliche oder mittelalterliche Verhüttung handle. Bei den Terrassierungen, Brunnen und Meilerplätzen sei eine zeitliche Bestimmung ohne Ausgrabungen schwierig. Trojan machte auch darauf aufmerksam, wie gefährdet die Relikte heute seien. Für den Laien als solche kaum zu erkennen, seien sie schutzlos dem Wegebau und den modernen Formen der Waldbewirtschaftung ausgesetzt.
Am Ende der Exkursion waren alle Teilnehmer sichtlich begeistert, so viele hochkarätige archäologische Fundstellen auf engem Raum präsentiert bekommen zu haben und dankten den Referenten und dem Bergbaumuseum dafür, dass diese sich für deren Erhaltung einsetzen. Die Wanderung zeigte einmal mehr, dass es auch in unserer Region noch viel Interessantes zu entdecken gibt.
Museumsleiter Achim Heinz wies darauf hin, dass die Sonderausstellung „Am Anfang der Eisengeschichte – die montanarchäologischen Forschungen der Brüder Otto und Heribert Kipping“ noch bis zum 1. Juli im Bergbaumuseum des Kreises Altenkirchen in Herdorf-Sassenroth zu sehen ist.
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