„Raiffeisenbrot“ für Raiffeisen-Kenner
Teilnehmer der Internationalen Raiffeisen-Konferenz in Bonn besuchten das Begegnungs-Zentrum (RBZ) in Weyerbusch. Hier informierte die Westerwald Bank nicht nur über Raiffeisens Leben und Wirken, sondern demonstrierte im Backhaus auch das Brotbacken der alten Zeit.
Weyerbusch. Dass anlässlich der Raiffeisen-Konferenz der Internationalen Raiffeisen-Union (IRU) in Bonn ein Ausflug zu den nahen Wirkungsstätten des Genossenschaftsgründers Friedrich Wilhelm Raiffeisen auf dem Programm stand, versteht sich fast von selbst. Und so gehörte naturgemäß das Weyerbuscher Raiffeisen-Begegnungs-Zentrum (RBZ) mit dem Seminarzentrum, dem historischen Bürgermeisterhaus und dem wieder aufgebauten Backhaus zu den Zielen einer 50-köpfigen IRU-Delegation. Die IRU hat sich als weltweiter, freiwilliger Zusammenschluss nationaler Genossenschaftsorganisationen der Arbeit und dem Gedankengut Raiffeisens und seinen Prinzipien Selbsthilfe, Selbstverantwortung, Selbstverwaltung verschrieben.
In Weyerbusch galt der Historie des dort im Hungerwinter 1846 gegründeten „Brodvereins“ besonderes Augenmerk. „Zusammen mit mehreren wohlhabenden Einwohnern der Gemeinde Weyerbusch gründete Raiffeisen den ‚Weyerbuscher Brodverein’ zur Linderung der Hungersnot der Bevölkerung. Durch den Kauf großer Mengen Korn konnte er hierfür einen besonders günstigen Preis aushandeln. Raiffeisen ließ 1846 ein Backhaus in Weyerbusch errichten und stelle einen Bäckergehilfen ein. So konnte er das Brot zur Hälfte billiger als üblich verkaufen“, erläuterte Dr. Ralf Kölbach, Generalbevollmächtigter der Westerwald Bank, die das RBZ betreibt. Raiffeisen habe damals eine frühe Art von Mikrokrediten zur Selbsthilfe eingeführt, denn nur die wohlhabenderen Einwohner mussten das Mehl bzw. das gebackene Brot damals bar bezahlen, während es die Armen gegen Unterschrift eines Schuldscheines erhielten. Das geliehene Geld wurde mit einem geringen Prozentsatz verzinst.
Doch es war nicht nur die Geschichte des RBZ und seines Namensgebers, die die Westerwald Bank ihren internationalen Gästen, darunter auch IRU-Präsident Franky Depickere, präsentierte. Im Backhaus erlebten sie in einer Live-Vorführung, auf welche Art seinerzeit Brot gebacken wurde. Für jeden Besucher gab es schließlich ein „Raiffeisenbrot“ aus Weyerbusch. Wie wichtig Raiffeisens damalige Initiative war und mit Blick auf Armut und Hunger in weiten Teilen der Erde auch heute ist, brachte einer der Genossenschaftler aus Malawi abschließend auf den Punkt: „Brot ist das wertvollste Geschenk, das es gibt.“
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