Umweltreise führte zum "Stegskopf"
Eine Umweltreise führten MdL Andreas Hartenfels und Anna Neuhof (B90/Die Grünen) zum Truppenübungsplatz "Stegskopf" in der VG Daaden. Die rheinland-pfälzischen Naturschutzverbände begrüßten das Interesse. In einer Pressemitteilung wünschen BUND und NABU die Unterschutzstellung des Gebietes.
Daaden/Emmerzhausen. Auf Einladung von MdL Andreas Hartenfels B90/Die Grünen und deren umweltpolitischer Sprecher, nahmen die rheinland-pfälzischen Naturschutzverbände an der „Umweltreise“ des Landtagsabgeordneten teil, die ihn zum Truppenübungsplatz "Stegskopf" führte. Mit im Boot war auch die Altenkirchener Landtagsabgeordnete Anna Neuhof (B90/Die Grünen) sowie Marcel Hürter, umweltpolitischer Sprecher der SPD Landtagsfraktionfraktion.
Nach der Begrüßung und informativen Einführung durch den Kommandanten, Oberstleutnant Ingo Osbahr, überzeugten sich die Exkursionsteilnehmer unter der fachkundigen Leitung von Dr. Schmitt (BIMA/Bundesforst), Dipl. Biologe Immo Vollmer (Koordinationsbüro der Naturschutzverbände) sowie Sigrid Schmidt-Fasel (NABU) an sieben exemplarischen Standorten von der ökologischen Hochwertigkeit und Einzigartigkeit dieses Gebietes:
1.Höllenkopf (Grünland und Landschaft)
2. Edellaubholzbestand (Saumgesellschaften, Glanzkerbel)
3. Klein-Steinchen (Montaner Eindruck, Weite Blicke, unverbaut)
4. Geschwämm/Heimberg (Übergangsmoor)
5. Unterhalb Backofen (Neuntöterwiese)
6. Waldreservat (wertvolles Totholz/Altholz/Biotop)
7. „Zerschossener Wald“ (wertvolle Altholz/Totholzbestände, seit Jahrzehnten aus der Nutzung)
Hierbei machten die Verbände BUND und NABU deutlich, dass das Gebiet unter Naturschutz gestellt und ausschließlich einer naturverträglichen Nutzung zugeführt werden müsse: „Vom Truppenübungsplatz zum Naturschutzgebiet und Erholungslandschaft Hoher Westerwald“. Gleichwohl betonten die Naturschutzverbände, dass sie der Ansiedlung von naturverträglichen mittelständischen Unternehmen im Lagerbereich positiv gegenüber stehen.
Dipl. Biologe Immo Vollmer (NABU) nahm Stellung: „Das umliegende Gebiet weist eine für den hohen Westerwald sehr bezeichnende Landschaft auf, die im Charakter noch die Landschaft vor 100-200 Jahren widerspiegelt. Unter der meist recht naturverträglichen militärischen Nutzung konnte sich eine Natur erhalten, die äußert vielgestaltig ist. Es wurde daher von der Europäischen Union zum FFH- und Vogelschutzgebiet (Natura 2000)erklärt.
Ein Großteil der in Rheinland-Pfalz naturschutzrelevanten Tierarten und Lebensräume sind in diesem Gebiet vorhanden. Einige Tier- und Pflanzenarten, die hauptsächlich im Gebirge vorkommen, finden sich im Westerwald bzw. Rheinland-Pfalz nur hier“.
Da dieses Gebiet seine Fortsetzung in den angrenzenden Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Hessen findet, zeigte Wolfgang Stock vom BUND Altenkirchen die große Chance auf, aus dem Gesamtgebiet ein länderübergreifendes Biospährenreservat zu errichten, u.a. mit dem Stegskopf als Kernzone.
Die Verbände kündigten die Gründung einer Stiftung „Natur und Umwelt“ an, um den Stegskopf und andere wertvolle Natur- und Lebensräume im Westerwald für nachfolgende Generationen langfristig zu sichern und zu erhalten. Egbert Bialk vom BUND Landsvorstand und Harry Neumann vom BUND Westerwald/stv. BUND Regionalbeauftragter, machten nochmals klar, dass es mit den Naturschutzverbänden an diesem einzigartigen ökologischen Standort keine Windenergieanlagen geben werde, denn Artenschutz sei nicht verhandelbar.
MdL Andreas Hartenfels, selbst studierter Landschaftspfleger, zeigte sich von der ökologischen Hochwertigkeit des Gebietes sehr beeindruckt und betonte, dass diese Bedeutung in der zukünftigen Entwicklung eine starke Berücksichtigung finden müsse. „Bei dieser Hochwertigkeit brauchen wir ein sehr umfassendes und gutes naturschutzfachliches Konzept“, betonte er.
Dipl. Biologe Immo Vollmer wies an der Station „Klein-Steinchen“ auf die Bedeutung von unverbauten Landschaften für den Menschen hin, die es so im Westerwald nur noch hier gäbe und geschützt werden müssten. Und Harry Neumann vom BUND ergänzte: „Wir brauchen einen weiteren neuen Lebensraumtyp, einen FFH-Typ der ganz anderen Art: den Lebensraumtyp ‚Weite, Weitblick, Stille’, damit den Menschen in einem Meer an Lebensfeindlichkeit aus Straßen, Gewerbegebieten und unsinnigen Großprojekten Rast- und Ruhepunkte erhalten bleiben“.
„Von daher ist die Entscheidung der Landesregierung, den Truppenübungsplatz nicht in das „Konversionsprogramm“ aufzunehmen, eine mutige und notwendige Entscheidung, die wir ausdrücklich begrüßen. Es ist eine richtige Entscheidung zu mehr ‚Mut zur Natur’. Es ist ein gutes Zeichen dafür, den TÜP Stegskopf nach dem Abzug der Bundeswehr als ökologisches Juwel zu erhalten und qualitativ sogar noch weiter zu entwickeln“, so die Vertreter der Naturschutzverbände.
Die Bevölkerung erkenne dies immer mehr, so Wolfgang Stock (BUND), der Rücklauf der Unterschriftenlisten zur Erhaltung des Stegskopfes werde täglich immer größer. Er kritisierte auch das vorgesehene Mountainbike/Radsport-Event innerhalb des FFH Gebietes, das ohne Beteiligung der Naturschutzverbände geplant werde um im August durchgeführt werden soll. Zunächst vom Landrat, Michael Lieber, als „Aprilscherz“ bezeichnet, solle es nun doch zur Realität werden. „Unter vertrauensvoller Zusammenarbeit verstehen wir etwas anderes und die geplante Streckenführung muss außerhalb dieses sensiblen Gebietes verlaufen, darauf bestehen wir“, so Wolfgang Stock.
Elisabeth Emmert, Vorstand der Grünen und BUND Altenkirchen wies auf die Bedeutung der Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung hin, die zur Pflichtaufgabe jedes verantwortlichen Handelns gehöre und hier sehr gut umgesetzt werden könne.
MdL Andreas Hartenfels bedankte sich bei allen Exkursionsteilnehmern, der Bundeswehr, der Bima, dem Bundesforst für die reibungslose Organisation sowie den Naturschutzverbänden für deren engagierten Einsatz. Er sei sehr froh, den Stegskopf besucht zu haben, dieser habe für ihn „ein großes Potenzial für den sanften Tourismus“, und er fahre „zufrieden mit einer „großen Stoffsammlung“ wieder zurück nach Mainz.
Anna Neuhof als regionale Landtagsabgeordnete zeigte sich fasziniert und beeindruckt von dieser bedeutenden Naturlandschaft und gab der Hoffnung Ausdruck, dass es zu einer gelungenen Konversion für alle Beteiligten kommen möge. Die Verbände bedankten sich bei den Abgeordneten für Ihre Bereitschaft, sich intensiv mit der naturschutzfachlichen Seite des Truppenübungsplatzes auseinanderzusetzen.