Leuphana-Sommercamp schafft Zukunftschancen
30 Jugendliche aus dem Landkreis Altenkirchen sind in der Leuphana-Akademie auf der Jugendburg im hessischen Hohensolms angekommen. Im Rahmen des Sommercamps wollen sich die Jungen und Mädchen intensiv auf ihren Schulabschluss vorbereiten. Gleich zu Beginn erwartete sie dabei prominenter Besuch.
Kreis Altenkirchen. Der Startschuss ist gefallen: 30 Mädchen und Jungen aus dem Landkreis Altenkirchen sind im Leuphana-Sommercamp auf der Jugendburg im hessischen Hohensolms angekommen, um sich intensiv auf ihren (Haupt-) Schulabschluss im nächsten Jahr vorzubereiten.
Dafür sind sie bereit, einen großen Teil ihrer Sommerferien zu investieren: Drei Wochen lang durchlaufen sie ein anspruchsvolles schulisches Programm mit Unterrichtseinheiten in Mathe, Deutsch und Englisch. Daneben lernen sie die wichtigsten PC-Anwendungen kennen, bereiten sich intensiv auf die Berufswahl und Vorstellungsgespräche vor oder studieren ein Musical ein. „Beinahe nebenbei werden dabei die sozialen Kompetenzen der Jugendlichen gestärkt“, erklärte Professor Kurt Czerwenka von der Leuphana-Universität Lüneburg, der „Erfinder“ der Akademie, einer Abordnung der Geldgeber für dieses Camp.
Landrat Michael Lieber, Arbeitsagentur-Leiter Karl-Ernst Starfeld und Sparkassenvorstand Markus Keggenhoff ließen es sich nämlich nicht nehmen, den jungen Teilnehmern gleich zu Beginn ihrer ungewöhnlichen Ferienfreizeit einen Besuch abzustatten. Nachdem sie in jeden der Kurse hinein geschnuppert und von Czerwenka mehr über die Hintergründe des Projekts erfahren hatten, zeigten sich die Sponsoren beeindruckt. So erfuhren sie, dass die Erfolgsquote der früheren Camps durchweg bei mehr als 90 Prozent lag. Die Sommerakademie wird bundesweit seit vier Jahren angeboten und wurde bislang an 15 Standorten in Deutschland umgesetzt, im letzten Jahr erstmals auch im Landkreis Neuwied.
„Eines unserer Erfolgsgeheimnisse ist sicherlich der ganzheitliche Ansatz“, verriet Czerwenka. „Denn viele junge Menschen scheitern gar nicht an ihren intellektuellen Fähigkeiten, sondern an ihrem sozialen Umfeld oder an massiven Selbstwertproblemen.“ Deshalb gehe es immer auch darum, die Persönlichkeit der Jugendlichen zu stärken. „Das geschieht vor allem durch ein päda-gogisches Konzept, das jeden mitnimmt und in dem gegenseitige Wertschätzung ein unverzicht-barer Grundsatz ist. Vieles lässt sich so im täglichen Miteinander lösen. Dort, wo das nicht aus-reicht, steht professionelle psychologische Hilfe bereit.“ All das, betont der Pädagoge, Psychotherapeut und ehemalige Hauptschullehrer, sei idealtypisch, lasse sich im normalen Schulalltag aber in der Regel nicht bis in die letzte Konsequenz leben. „Die Möglichkeiten, die wir hier haben, hat Schule einfach nicht.“
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Es gibt laut Czerwenka aber noch einen weiteren wichtigen Baustein, der den Erfolg erst möglich macht: Die kontinuierliche Nachbetreuung der Sommercamp-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer bis zum Schulabschluss. „Dieses dreiwöchige Camp setzt ganz wichtige Impulse, aber die Nachbetreuung ist entscheidend. Denn ohne sie würde sich das, was die Jugendlichen hier lernen, ganz schnell wieder verflüchtigen, wenn sie in ihr vertrautes Umfeld zurückkehren.“ Die Besucher waren von den Ausführungen beeindruckt, restlos überzeugen konnte sie aber vor allem die Atmosphäre, die bereits nach wenigen Tagen auf der Jugendburg zu spüren war. Karl-Ernst Starfeld und Michael Lieber ließen es sich denn auch nicht nehmen, den Jugendlichen persönlich Glück fürs Sommercamp, aber auch für ihren gesamten weiteren Lebensweg zu wünschen. Schließlich, betonten sie, sei es ja nicht selbstverständlich, dass junge Menschen freiwillig auf den größten Teil ihrer Ferien verzichten, um die Chancen auf einen guten Schulabschluss zu verbessern. Die Mädchen und Jungen belohnten ihre Gäste mit einem kräftigen Applaus – immerhin sorgen Arbeitsagentur, Landkreis, Kreissparkasse Altenkirchen und deren Stiftung dafür, dass das komplette Angebot für die beteiligten Familien aus dem Landkreis Altenkirchen kostenlos ist.
Die Erwartungen an das Ergebnis sind entsprechend hoch. Doch Professor Czerwenka und sein Team bleiben angesichts vielfältiger, teils rührender Erfahrungen aus den vergangenen Jahren gelassen. „Manchmal verändert dieses Projekt das ganze Leben eines jungen Menschen. Denn wer aufhört, sich als Verlierer zu sehen, der ist auch keiner mehr - und hat die besten Chancen, etwas Gutes aus seinem Leben zu machen.“
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