Spanische Jugendliche sind im Handwerk willkommen
Die Handwerkskammer Koblenz plant ein neues Projekt zur Ausbildung spanischer Jugendlicher nach deutschem Vorbild. Ab August 2013 können Spanier eine von der Handwerkskammer unterstützte Ausbildung im Handwerk in unterschiedlichen Berufen in Deutschland absolvieren und werden dabei auch sprachlich gefördert.
Spaniens Jugendliche sollen nach dem Willen von Bundesbildungsministerin Annette Schavan schon bald nach deutschem Vorbild ausgebildet werden. Die Handwerkskammer (HwK) Koblenz begrüßt den Vorschlag der Bundesbildungsministerin und ist bereits Vorreiter. Seit 2009 engagiert sich die Handwerkskammer in dem bundesweiten Projekt „Berufsbildung ohne Grenzen“. Ziel ist die Erhöhung der grenzüberschreitenden Mobilität, insbesondere während der Erstausbildung. Der Projektschwerpunkt liegt auf der Förderung einer Mobilitätskultur in kleinen und mittleren Unternehmen, sowie auf der Schaffung von Unterstützerstrukturen für Lehrlinge und Betriebe.
Im Rahmen der internationalen Netzwerkarbeit konnte die Mobilitätsberatung der Handwerkskammer Koblenz unter anderem intensiven Kontakt mit einem Berufsbildungszentrum in Valencia/Spanien knüpfen. Die Arbeitslosenquote unter Jugendlichen liegt unter anderen durch eine unzureichende berufliche Qualifizierung bei circa 50 Prozent. Die Akzeptanz des dualen Ausbildungssystems ist in Spanien ausgesprochen hoch und wird wegen seiner Effizienz geschätzt. Die Arbeitsagentur und die Handwerkskammer wollen nun 15 jungen Spaniern ab August 2013 die Chance geben, im Bereich der Handwerkskammer Koblenz nach dem dualen System, ein Handwerk zu lernen. Es wurden die Berufe: Kfz-Mechatroniker, Mechatroniker für Kältetechnik, Elektroniker und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ausgewählt.
„Während den Jugendlichen in Spanien eine Zukunftsperspektive fehlt, sucht die deutsche Wirtschaft dringend Nachwuchs in vielen Branchen. Hier greift unser neues Projekt. Im Handwerk sind die jungen Spanier willkommen“, so Werner Wittlich und Alexander Baden, Präsident und Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz. Bereits in den 1990er Jahren hat die Kammer ein ähnliches Projekt mit Lehrlingen aus den USA durchgeführt und kann somit auf entsprechende Erfahrungen zurückgreifen.
Projektpartner und Projektträger
Koordinator der gesamten Maßnahme ist die Handwerkskammer. Koordinator in Spanien ist das Berufsausbildungszentrum XABEC in Valencia. Die Agentur für Arbeit Koblenz hat für das geplante Projekt Unterstützung signalisiert.
Seit Juni 2012 wird den spanischen Jugendlichen in Valencia ein Deutschkurs angeboten. Ein erstes Kennenlernen der spanischen Jugendlichen und der deutschen Ausbildungsbetriebe ist ab September telegestützt per Skype geplant. Die dazu benötigte Technik steht den Betrieben im Kompetenzzentrum für Gestaltung, Fertigung und Kommunikation der Handwerkskammer Koblenz zur Verfügung. Ein Dolmetscher sorgt für die reibungslose Kommunikation zwischen den zukünftigen Lehrlingen aus Spanien und ihren deutschen Ausbildungsmeistern. Die Ausbildung in Deutschland startet ab August 2013 mit einem zweiwöchigen Grundlehrgang im Metall- und Technologiezentrum der Handwerkskammer Koblenz. Danach geht es in die deutschen Betriebe. Die jungen Leute wohnen zunächst im Kolping-Gästehaus in Koblenz und werden dann bei der Suche nach einer Wohnung von den Mitarbeitern der Handwerkskammer intensiv unterstützt und sozialpädagogisch betreut. Sie erhalten ausbildungsbegleitende Hilfen und Deutschunterricht, um einen Ausbildungserfolg sicherzustellen. Die Ausbildungsbetriebe investieren in die monatliche Ausbildungsvergütung.
„Darüber hinaus wäre es wünschenswert, auch aus der Politik Unterstützung für das internationale Ausbildungsprojekt zu erhalten, da dies einen Beitrag dazu leistet, dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegen zu wirken“, betonen Werner Wittlich und Alexander Baden.
Interkulturelles Engagement
Die Aktivitäten der Handwerkskammer Koblenz sind beispielhaft für die Willkommenskultur im Handwerk. So wurde im Rahmen des Projektes „Handwerk integriert Migranten“ (HiM) allein im Jahr 2011 über 450 Migranten beraten und an die 200 von ihnen individuell betreut. 70 Tutoren wurden gewonnen und 170 Praktikums- sowie 130 Ausbildungsplätze akquiriert.
Die Handwerkskammer ist aber auch in den Herkunftsländern möglicher Fachkräfte tätig. Seit Jahren führt sie über ihre Ost-West GmbH zahlreiche Projekte in den Bereichen Selbstverwaltung und Berufsbildung, zuletzt mit dem Schwerpunkt Südost-Europa, durch. So leistet sie derzeit beispielsweise in zehn Ländern des Balkans Hilfe zur Selbsthilfe und erbringt so einen entscheidenden Beitrag zum Aufbau verlässlicher Kontakte für das Handwerk.
Informationen zum internationalen Lehrlingsaustausch bei der Handwerkskammer-Mobilitätsberatung, telefonisch unter 0261/ 398-331, per Fax an 0261/398-985, per E-Mail an mobira@hwk-koblenz.de und im Internet unter www.hwk-koblenz.de.