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Nachricht vom 26.07.2012    

Weltoffenheit statt zuviel Nationalstolz

Eine der Zukunft zugewandte Weltoffenheit statt einem rückwärtsgewandten Nationalismus fordern die Mitglieder des Ortsvereins "Bündnis 90/Die Grünen" Betzdorf. Kritisiert wurde die Aktion der Jungen Union für mehr Patriotismus in Deutschland.

Betzdorf. Kritik an der „Aktion für mehr Patriotismus“ der Jungen Union Betzdorf äußerten "Bündnis 90/Die Grünen" auf der jüngsten Mitgliederversammlung des Ortsvereins Betzdorf-Kirchen in der Bürgergesellschaft.

„Brauchen wir wirklich mehr Patriotismus, wie die Junge Union es für notwendig hält?", so fragte Vorstandssprecher Horst Vetter. Deutschland habe in der Vergangenheit doch eher an zu viel als zu wenig Nationalstolz gelitten. Eine Unterscheidung zwischen dem guten „aufgeklärten und sachlichen Patriotismus“ der Jungen Union und einem abzulehnenden Nationalismus oder Chauvinismus, so Vetter, habe keine Grundlage in der Realität.

Soziologische Studien, etwa von Wilhelm Heitmeyer, legten nahe, dass fremdenfeindliches und rassistisches Gedankengut durch eine patriotische Grundeinstellung eher gefördert werde. Es sei unverantwortlich, dass die gegenwärtige Eurokrise von der Bundeskanzlerin und dem FDP-Vorsitzenden, aus fadenscheinigen Gründen, unterstützt von fast der gesamten deutschen Presse, als von „faulen Südländern“ verursacht dargestellt werde, die den „fleißigen Deutschen“ ans Portemonnaie wollten.

Gesine Schwan, die ehemalige Bundespräsidentschaftskandidatin, sieht Deutschland angesichts dieser Stimmungsmache auf dem Weg in eine „nationale Regression“, die nichts mit ökonomischer Rationalität zu tun hat.

"Deshalb", so das Fazit der Bündnisgrünen, "brauchen wir nicht mehr deutschen Patriotismus, sondern mehr Bewusstsein für die Verflochtenheit Deutschlands mit Europa und der Welt. Einen Rückfall in deutsche Egoismen, das Schüren nationalistischer Ressentiments könnten wir uns auch aus eigenem Interesse nicht leisten".



"Selbstbewusste Regionen mit regionaler Wertschöpfung, eingebunden und verankert im europäischen Haus - das ist die Zukunft“, bemerkte die Landtagsabgeordnete Anna Neuhof. Gerade in wirtschaftlichen und sozialen Krisenzeiten seien verstärkt Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Hass auf sozial Schwache zu beobachten. Bei Ländern wie Griechenland, Spanien, Italien und auch Deutschland, die alle eine faschistische Vergangenheit haben, sei das Aufflackern eines neuen Nationalismus, wenn die wirtschaftliche Krise sich verschärfen sollte, eine große Gefahr für Europa, heißt es in der Pressemitteilung.

„Statt einem rückwärtsgewandtem Nationalismus zu huldigen, sollte man von jungen Menschen doch eher eine zukunftszugewandte, weltoffene Haltung erwarten“, kritisierte auch Marion Pfeiffer, Mitglied der Integrationsbeiräte der Stadt Betzdorf und des Kreises Altenkirchen. Sie empfahl stattdessen den jungen Christdemokraten die Interkulturelle Woche, die vom 11. bis 22. September in Betzdorf stattfindet.

Die Veranstalter setzen sich für ein gleichberechtigtes Zusammenleben von Menschen verschiedener Nationalitäten, Kulturen und Religionen ein und wollen dazu beitragen, Interesse für einander zu wecken, Verständnis zu fördern, Vorurteile abzubauen und die zwischenmenschlichen Beziehungen zu verbessern.


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