Altersarmut wird Thema im Kreis Altenkirchen
Der DGB Koblenz fertigte eine Analyse zum Thema drohende Altersarmut im Landkreis Altenkirchen. Danach sind viele Menschen trotz Vollbeschäftigung demnächst von Armut bedroht, weil sie mit dem Arbeitslohn nicht genügend verdienen, um später eine ausreichende Rente zu erhalten. Es gibt laut Pressemitteilung gravierende Unterschiede.
Kreisgebiet. Jede/r zweite Vollzeitbeschäftigte mit sozialversichertem Job verdiente 2010 im Landkreis Altenkirchen weniger als 2.553 Euro brutto im Monat. Einmalige Leistungen wie Überstundenzuschläge oder Weihnachtsgeld sind dabei berücksichtigt und Auszubildende nicht mitgezählt.
Erstmals hat der DGB differenzierte Daten zu den Verdienstunterschieden im Kreis vorgelegt, die auf einer Sonderauswertung der Arbeitgebermeldungen zur
Sozialversicherung beruhen. Danach verdienten Vollzeitbeschäftigte im Landkreis Altenkirchen durchschnittlich 150 Euro im Monat weniger als im rheinland-pfälzischen Landesdurchschnitt, und auch deutlich weniger als über die alten Bundesländer hinweg (- 282 Euro Bruttomonatslohn).
Aber auch im Landkreis selbst zeigen sich große Unterschiede zwischen den Beschäftigtengruppen:
• Männer erzielten meist ein deutlich höheres Bruttomonatsentgelt als Frauen. Im Mittel verdienten sie 2.736 Euro brutto im Monat gegenüber nur 1.988 Euro bei den Frauen. Dieser große Verdienstunterschied von 748 Euro monatlich erklärt sich wesentlich durch die geschlechtsspezifischen Tätigkeitsschwerpunkte; so arbeiten Frauen häufig im Dienstleistungssektor mit einem relativ niedrigeren Entlohnungsniveau gegenüber dem produzierenden Gewerbe, wo Männer häufiger tätig sind. Aber auch die Lohndiskriminierung von Frauen hat nach gewerkschaftlicher Einschätzung einen Einfluss auf dieses Lohngefälle.
• Vollzeitbeschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung verdienten im Kreis durchschnittlich nur 2.214 Euro brutto im Monat und damit weniger als in anderen Landesteilen (2.277 Euro) oder den alten Bundesländern insgesamt (2.377 Euro).
• Das mittlere Bruttomonatsentgelt der Vollzeitbeschäftigten mit Fachhoch- oder Hochschulabschluss liegt im Kreis AK gleichfalls deutlich niedriger als in den westdeutschen Ländern insgesamt.
Doch auch im Landkreis ist der Abstand zwischen gering- und gutverdienenden Beschäftigten beachtlich. Jene mit Hochschulabschluss kommen im Schnitt auf einen fast doppelt so hohen Bruttoverdienst wie jene Vollzeitbeschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung.
Große Verdienstabstände zeigen sich folglich nicht nur bei Teilzeitarbeit, sondern auch bei Vollzeitbeschäftigung. Die Angst vieler Beschäftigter, dass sie mit ihrer Rente im Alter nicht auskommen, ist nicht unbegründet. Insbesondere Frauen sowie Arbeiter ohne abgeschlossene Berufsausbildung sind oftmals von Altersarmut bedroht.
Altersarmut sei zwar noch kein größeres Massenproblem, doch in Zukunft droht ihre Zahl deutlich anzusteigen. Durch die geplante Senkung des Rentenniveaus auf 43 Prozent müssen Beschäftigte mit einem Einkommen von 2.500 Euro im Monat 35 Jahre in die Rentenkasse einzahlen, um mehr als Grundsicherung im Alter zu bekommen.
Bei einem Monatseinkommen von 2.200 Euro droht bei Renteneintritt immer noch Sozialhilfebedürftigkeit, selbst wenn man 40 Jahre gearbeitet und Rentenbeiträge gezahlt hat.
2010 verdiente aber mehr als die Hälfte aller vollzeitbeschäftigten Frauen im Landkreis weniger als 2.200 Euro brutto; dies gilt auch fast für gut 50 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten ohne Berufsabschluss, die nur 14 Euro darüber liegen. Die Folgen der Absenkung des Rentenniveaus werden in der Zukunft für viele Beschäftigte in der Region gravierend sein.
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