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Nachricht vom 06.10.2012    

Bahnfahren auf der Siegstrecke schlimm wie nie zuvor

Die neuen Talent-2-Züge der Deutschen Bahn AG wurden vollmundig als fahrgastfreundlich und bequem sowie pünktlich angepriesen. Nichts davon ist eingetreten, die Kritik der Bahnkunden auf der Siegstrecke nimmt deutlich zu. Die SPD-Politiker MdB Sabine Bätzing-Lichtenthäler und MdL Thorsten Wehner berichten von steigenden Beschwerden, vor allem der Platzmangel mache den Reisenden in den Spitzenzeiten zu schaffen. Beide Politiker sehen Handlungsbedarf.

Die neuen Talent 2-Züge bieten laut Bahnkunden zu wenig Sitzplätze für die stark frequentierte Siegstrecke, vor allem in den Spitzenzeiten. Foto: pr

Kreisgebiet. Geradezu überschwänglich waren die Ankündigungen der Deutschen Bahn bei Unterzeichnung des Rahmenvertrags über die Lieferung der neuen Talent 2-Züge durch den Hersteller Bombardier Transportation. Bequem, fahrgastfreundlich und vor allem schnell und damit pünktlicher sollten sie sein. Und entsprechend hoch waren auch die Erwartungen, als die DB Regio NRW GmbH als Betreiberin des Rhein-Sieg-Expresses ankündigte, auf der Regionalexpresslinie RE 9 die alten Doppelstockzüge schrittweise durch die Elektrotriebwagen der Baureihe ET 442 – so die offizielle Typenbezeichnung – zu ersetzen.

Doch schon die Einführungsphase war von einer Pannenserie begleitet gewesen. Bereits im Dezember 2010 sollten die neuen Züge fahren, erhielten aber zunächst keine Betriebszulassung vom Eisenbahn-Bundesamt. Seit Juni dieses Jahres verkehren die Elektrotriebwagen auf der Siegstrecke - mit kurzer Unterbrechung wegen defekter Türen. Aber wenig hat sich seitdem offenbar für die Fahrgäste im Regionalexpress verbessert. Darauf lassen zumindest die Beschwerden von Bahnkunden schließen, die sich in jüngster Zeit vermehrt an die Wahlkreisbüros der Bundestagsabgeordneten Sabine Bätzing-Lichtenthäler sowie des Landtagsabgeordneten Thorsten Wehner wenden und dort ihrem Ärger Luft machen.

Im Mittelpunkt der Kritik steht dabei das aus Sicht der Petenten unzureichende Sitzplatzangebot in den Talent 2-Zügen. Ein herkömmlicher Doppelstockwagen 2. Klasse verfügt je nach Ausstattung über bis zu 139 Sitzplätze pro Wagen. Mit einem 1. Klasse-Abteil immerhin noch 81 Plätze in der 2. Klasse. Ein fünfteiliger ET 442 komme insgesamt auf gerade einmal 285 Plätze in der 2. Klasse.

„Gerade im Schüler- und Berufsverkehr ist das viel zu wenig“, so die übereinstimmende Meinung der Reisenden, die von völlig überfüllten Zügen zu Hauptverkehrszeiten sprechen. Zwar würden weiterhin in Spitzenzeiten Doppelstockzüge eingesetzt, dies betreffe aber nur einzelne Verbindungen.
Die SPD-Politiker erinnern in diesem Zusammenhang daran, dass durch die DB Regio NRW insgesamt 15 Einheiten bestellt wurden. Davon sind drei Einheiten dreiteilig, zehn vierteilig und zwei fünfteilig. Rein rechnerisch müsste ein Talent 2-Triebzug mindestens siebenteilig fahren, um annähernd die gleiche Sitzplatzkapazität anbieten zu können wie ein fünfteiliger Zug mit Doppelstockwagen.



Aber auch die Pünktlichkeit sei deutlich hinter den Erwartungen geblieben, so die Meinung der Bahnkunden. Einerseits verfügten die Talent 2-Züge über höhere Beschleunigungs- und Bremswerte. Andererseits hätten sich die Haltezeiten an den Bahnhöfen bei hohem Andrang spürbar verlängert. Hierbei wird auf die schmaleren Einstiege und eine „überempfindliche“ Technik hingewiesen, wodurch sich Türen nicht nur zögerlicher öffnen würden, sondern des Öfteren auch durch stehende Fahrgäste in den Türbereichen beim Schließen blockieren könnten.
„Was die Züge auf der Strecke an Zeit einsparen, geht beim Ein- und Aussteigen wieder verloren“, berichtete ein Bahnkunde, der darüber hinaus keine nennenswerte Qualitätsverbesserung beim Sitzplatzkomfort erkennen kann.
„So schlimm wie im Moment waren die Zustände in den Zügen noch nie“, fasst ein Berufspendler, der nach eigenen Angaben seit 35 Jahren auf der Siegstrecke unterwegs ist, die aktuelle Situation zusammen und verlangt direkt die komplette Abschaffung der Elektrotriebwagen und die Rückkehr zu den Doppelstockzügen.

Einer solch radikalen Forderung wollen sich Bätzing-Lichtenthäler und Wehner zwar nicht anschließen. Gleichwohl sehen die SPD-Politiker Handlungsbedarf. „Der Zustand, so wie er jetzt ist, kann nicht andauern. Es muss eine möglichst kurzfristige Lösung im Interesse der betroffenen Fahrgäste gefunden werden“, erklären die Abgeordneten.
In einem gemeinsamen Schreiben habe man sich sowohl an die DB Regio NRW GmbH als Betreiberin der Linie als auch an die für den Schienenpersonennahverkehr zuständigen Zweckverbände in Koblenz und Siegen gewandt und um Stellungnahme gebeten.



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