AK-Land ist im Niedriglohnsektor Spitze
Eine neue DGB-Studie enthüllt: Viele Vollbeschäftigte im Landkreis Altenkirchen erhalten nur einen Niedriglohn. Der DGB Koblenz geht in einer Pressemitteilung auf die Zahlen ein und warnt vor den Folgen. Denn wer wenig verdient, wird später wenig Rente bekommen und private Altersrücklagen sind im Niedriglohnsektor kaum möglich.
Kreis Altenkirchen. 5.782 Vollzeitkräfte im Landkreis Altenkirchen verdienen miserabel. Sie arbeiteten nach einer aktuellen Erhebung des DGB für einen Niedriglohn.
Im Jahr 2010 waren dies fast ein Viertel aller Vollzeitbeschäftigten (23,7 Prozent). Auszubildende sind nicht einmal mitgezählt. Auch qualifizierte Arbeitskräfte im Landkreis erhalten oftmals nur einen mickrigen Lohn.
Erstmals legt der DGB regionale Daten zum Niedriglohnsektor vor. Konkret lag die Niedriglohnschwelle 2010 in allen westdeutschen Ländern bei einem Monatsbrutto von 1.890 Euro. So zählten im Landkreis Altenkirchen bereits 18,6 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten mit Berufsabschluss zu den Niedrigverdienern. In den alten Bundesländern insgesamt waren es demgegenüber 16,0 Prozent der Erwerbstätigen in Vollzeit und mit Ausbildung.
Auch qualifizierte Beschäftigte bekommen den Druck auf das Lohngefüge zu spüren. Im Landkreis Altenkirchen befinden sich Vollzeitbeschäftigte also noch etwas häufiger im Niedriglohnsektor als in den alten Bundesländern insgesamt. Dies gilt für Vollzeitbeschäftigte ohne Berufsabschluss ebenso wie für jene mit Ausbildung.
Dieses hohe Niedriglohnrisiko von qualifizierten Arbeitskräften passt nicht zu den Klagen von Arbeitgebern über Fachkräftemangel, heißt es in der Auswertung der DGB Region Koblenz.
Noch weit miserabler sei die Entlohnung für viele ohne Berufsabschluss. Mehr als 36,1 Prozent der Geringqualifizierten in Altenkirchen zählen nach der DGB-Auswertung zugleich zu den Geringverdienern. Das Risiko, als Vollzeitbeschäftigte/r einen Niedriglohn zu erhalten, ist für Beschäftigte ohne Berufsabschluss nahezu doppelt so hoch wie für Qualifizierte. Dies gilt für diesen Landkreis ebenso wie die alten Bundesländer insgesamt.
Insbesondere im Dienstleistungsgewerbe sei das Risiko einer schlechten Bezahlung für Qualifizierte wie Beschäftigte ohne Berufsabschluss überdurchschnittlich hoch. Nach Einschätzung des DGB Koblenz haben Menschen, die wenig verdienen, oftmals auch ein instabiles Arbeitsverhältnis und ein hohes Entlassungsrisiko.
Die beruflichen Aufstiegschancen für Niedriglohnverdiener seien ungünstiger als in vielen anderen Industrieländern.
Wer behaupte, Niedriglöhne seien Einstiegslöhne, der liege falsch. Die Chancen, in besser bezahlte Jobs aufzusteigen, seien hierzulande relativ gering. Viel häufiger als der Einstieg in besser bezahlte Tätigkeiten, ist eine Verfestigung der Niedriglohnfalle, warnt der DGB.
Der hohe Niedriglohnsektor im Landkreis Altenkirchen ist nach Einschätzung des DGB auch eine Zeitbombe für künftige Altersarmut. Wer über einen längeren Zeitraum wenig verdient, wird künftig verstärkt von Altersarmut bedroht sein. Hinzu kommt, dass private Altersrücklagen bei niedrigem Einkommen so selten sind, dass das soziale Problem der Altersarmut dadurch kaum gemindert werden kann.
Für die Erhebung hat der Deutsche Gewerkschaftsbund die auch von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) verwendete Definition über Niedriglöhne zugrunde gelegt. Danach zählt zu den Geringverdienern, wer in seinem Land auf weniger als zwei Drittel des mittleren (durchschnittlichen) Lohns kommt. Wegen des immer noch deutlichen Lohngefälles zwischen Ost und West wurde nicht die bundesweite Niedriglohnschwelle, sondern eine differenzierte für West und Ost zugrunde gelegt.
Danach lag die Niedriglohnschwelle 2010 in den alten Ländern bei 1.890 Euro brutto im Monat und in den neuen Bundesländern bei 1.379 Euro. Ausgewertet wurden die Meldungen für die Sozialversicherungen, die die Arbeitgeber im Kreis vornehmen. Im Landkreis Altenkirchen allein wurden die Meldungen für 24.408 Vollzeitbeschäftigte mit sozialversichertem Job einbezogen, für die alten Bundesländer rund 16,6 Mio. und für die neuen Bundesländer gut 3,9 Mio. Meldungen.