Aktionskreis Eine Welt Handel feierte 30. Geburtstag
"Die Welt, wie sie sein sollte" - dieses Ziel verfolgt der Aktionskreis Eine Welt Handel seit 30 Jahren. Zum runden Geburtstag kamen geladene Gäste aus dem politischen und öffentlichen Leben des Landkreises nach Betzdorf. Hermann Reeh, Initiator des Aktionskreises blickte auf 30 Jahre zurück. Es gibt auch Sorgen: Umsatzrückgang beim Weltladen Betzdorf und es fehlen freiwillige Mitarbeiter.
Betzdorf. Einen runden Geburtstag feiert man im Allgemeinen gerne in großer Runde. Das dachte sich auch das Team vom Aktionskreis Eine Welt Handel und lud zum 30-jährigen Geburtstag in das evangelische Gemeindehaus Auf dem Bühl ein.
Dort begrüßte Hermann Reeh, der Initiator des Aktionskreises zahlreiche Gäste. Darunter Landrat Michael Lieber, MdB Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die Landtagsabgeordneten Anne Neuhof, Michael Wäschenbach und Thorsten Wehner, die Beigeordneten der Stadt Betzdorf, Bernd Rödder und aus Wissen Friedhelm Steiger, Elan Bede Godwyll (gepa) sowie Pfarrer Rudolf Reuschenbach aus Gebhardshain und viele andere.
Reeh ging im Grußwort auf die letzten 30 Jahre ein. Der Aktionskreis habe zum Ziel „Die Welt, wie sie sein sollte“ und immer danach gehandelt. Dazu gehöre eine geschwisterliche Menschengemeinschaft, der Antrieb sei die Sehnsucht nach Gerechtigkeit auf der Welt. „Empörung ist der Schlüssel zum Engagement“ (Stephane Hessel), so Reeh. Grund zur Empörung habe es reichlich gegeben. Der Hunger in der Welt. Die Ausbeutung von Menschen. Ungerechter Welthandel. Apartheid in Südafrika. Missachtung von Menschenrechten, Kampf gegen Landminen, die Kinderarbeit und Kinderprostitution, Abbau des Sozialstaates und vieles mehr. Zu vielen dieser Anlässe startete der Aktionskreis öffentlichkeitswirksame Aktionen, um deutlich zu machen, wo die Welt im Argen liegt. Vor 16 Jahren wurde dann der Weltladen in Betzdorf gegründet, um den fairen Handel zu unterstützen.
Reeh zog das Fazit: „Gerechtigkeit ist schön, sie erfordert aber viel Überzeugungsarbeit“. Sorgen bereitet aktuell der Umsatzrückgang im Weltladen und der Mangel an freiwilligen Mitarbeitern. Reeh appellierte an die Menschen im Land, ihr eigenes Handeln zu hinterfragen. Was man selbst bereit sei, für fairen Handel und einen besseren Schutz der Umwelt zu tun, müsse jeder für sich entscheiden. Jeder könne an der Welt, wie sie sein sollte, mitwirken, so sein Appell.
Landrat Lieber beglückwünschte Reeh und seine Mitstreiter hinsichtlich des Erreichten. Im Juni 1982 habe sich die „3. Welt Gruppe“ zusammen gefunden. Im Dezember des gleichen Jahres sei daraus der Aktionskreis 3. Welt Handel entstanden und im Januar 1983 habe sich der Verein gegründet. Der Weltladen mit dem Verkauf fair gehandelter Produkte, sei Ausdruck gelebter Überzeugung. Der Aktionskreis habe nicht zuletzt auch politische Bildungsarbeit geleistet, führte Lieber aus. Der Aktionskreis habe die Missachtung der Menschenrechte angeprangert und Menschen in Entwicklungsländern das Leben unabhängig von Spenden ermöglicht.
Lieber berichtete kurz von seiner eigenen Tätigkeit als Entwicklungshelfer in Benin, wo er am Aufbau kommunaler Verwaltungsstrukturen mitwirkte. Er zog Parallelen vom Aktionskreis zu der Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda und dem Engagement von Reiner Meutsch mit seiner Fly & Help Stiftung. Natürlich war der Gratulant nicht mit leeren Händen gekommen und überreichte eine Unterstützung des Kreises.
MdB Sabine Bätzing-Lichtenthäler sagte, sie sehe sich selbst seit 20 Jahren mit den Aktivitäten des Aktionskreises verbunden und habe auch schon an einigen teilgenommen. Sie lobte die „immer wieder tollen Ideen“ der engagierten Personen rund um Hermann Reeh. Sie berichtete, dass durch den Weltladen die Existenz von 200 Familien mit 800 Kindern gesichert werde. Die Bundestagsabgeordnete ermutigte alle weiter zu machen und brachte als Geschenk ihre Mitgliedschaft im Aktionskreis ein.
MdL Anne Neuhoff erinnerte an die ersten Nicaragua-Demos und die ersten fair gehandelten Kaffees von dort. Die damals noch gängigen Bezeichnungen von erster und dritter Welt hätten von hoher Arroganz der Menschen in den Industrieländern gezeugt.
MdL Michael Wäschenbach erklärte selbst in der Bolivienhilfe aktiv gewesen zu sein und meinte, heute säßen alle als Christenmenschen zusammen unabhängig von politischer Richtung und verfolgten das gleiche Ziel.
MdL Thorsten Wehner meinte, mit 30 Jahren sei der Aktionskreis den Kinderschuhen entwachsen und etabliert. Nun müsse daran gearbeitet werden, die Einrichtung weitere 30 Jahre aufrecht zu erhalten.
Es gab viele Glückwünsche und Grußworte, die die Bedeutung des Eine Welt Ladens hervorhob.
Gudrun Weber-Gerhards vom Eine-Welt-Laden Altenkirchen meinte, dass es nur Zufall sei, wo man letztlich geboren wäre. Daher sei es fundamental wichtig Begegnungen mit Menschen aus anderen Ländern zu haben, um festzustellen, dass alle Menschen Geschwister sind.
Elan Bede Godwyll aus Ghana, der in Deutschland bei der gepa arbeitet, sprach dem Aktionskreis ebenfalls seinen Dank aus. Sein Traum sei es, dass sich in Zukunft viel mehr junge Menschen für die Ziele des Aktionskreises und eine Welt wie sie sein sollte, einsetzen mögen.
Pfarrer Rudolf Reuschenbach sprach dem Aktionskreis Respekt, Anerkennung und Dankbarkeit aus und Werner Hammer von der Kolpingsfamilie Gebhardshain wünschte alles Gute für die Zukunft. Bei selbstgebackenem Kuchen und natürlich fair gehandeltem Kaffee feierte die große Gesellschaft noch einige Zeit in gemütlicher Runde. (anna)
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