Auf den Spuren der Vorfahren
Die Nachkommen der ehemaligen Hammer jüdischen Familie Hermann Tobias aus den USA zu Besuch in Hamm. Robert Tobias besuchte mit seiner Ehefrau Debra und Sohn Zack den Ort, in dem Roberts Urgroßvater Hermann Tobias in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine Metzgerei in der Scheidter Straße betrieb.
Hamm. Der mit seiner Familie in Burlingon/Connecticut (USA) wohnende Nachkomme der jüdischen Hammer Familie Tobias war zum ersten Mal in Hamm. Bisher kannte er seine Vorfahren nur aus Dokumenten, die er im Nachlass der Großeltern gefunden hatte. Während des einwöchigen Aufenthaltes in Deutschland bis zum 20. April werden die Tobias nach Rosbach, Hamm und Ruppichteroth weiterhin Köln, Königswinter, Haaren/Paderborn und Amsterdam aufsuchen, alles Orte, die etwas mit der Familiengeschichte zu tun haben.
Im Raiffeisengeburtsort wurden die Gäste aus den USA von Ortsbürgermeister Bernd Niederhausen und vom Hammer Heimatkundler Horst Moog empfangen. Heute erinnern verschiedene Exponate im Hammer KulturHaus – darunter auch Fotos der ehemaligen Synagoge und des zerstörten Gotteshauses, der Toravorhang für den Toraschrein der ehemaligen alten Holzsynagoge von 1816 und ein jüdischer Gebetsmantel -, das Mahnmal und die Gedenktafeln auf dem Synagogenplatz, Steine der einstigen Hammer Synagoge sowie der Judenfriedhof an die ehemalige jüdische Gemeinde Hamm, zu der auch die Windecker Orte Rosbach und Dattenfeld gehörten.
Hermann Tobias, der mit Rosa Levy verheiratete Großvater von Robert Tobias, war Inhaber der gleichnamigen Metzgerei in der Scheidter Straße in Hamm. Hermann wuchs bei seiner Tante Fogel (Fanny) in Hamm auf, da die Mutter neun Monate nach seiner Geburt erkrankte und verstarb. Fogels Ehemann Gumbert Herz Leser war Metzger. Hermann erlernte ebenfalls diesen Beruf und übernahm später den Betrieb in der Scheidter Straße, so die Nachforschungen der eingeheirateten Daniela Tobias, die sich seit zwei Jahren intensiv mit der Ahnenforschung der Familien Tobias befasst. Sie fand heraus, dass die Familie Tobias sehr groß ist und es heute davon noch drei Linien in Deutschland gibt.
Aus der Ehe von Hermann und Rosa Tobias gingen fünf Kinder hervor. Sohn Hugo, der Großvater von Robert Tobias, verzog Anfang der dreißiger Jahre nach Köln und reiste am 11. Dezember 1937 mit Frau und dem 1933 in Köln geborenen Sohn Wolfgang über Bremen in die USA nach Connecticut aus. Verwandte, die dort schon länger wohnten, waren bei der Ausreise behilflich. Hugo Tobias trat in die beruflichen Fußstapfen seines Vaters Hermann und arbeitete in Hartford als Fleischer.
Beim Besuch der Familie Tobias in Hamm ging Horst Moog auf die jüdische Geschichte und insbesondere auf die der Familie Tobias ein. Das Tobias-Anwesen in der Scheidter Straße, bestehend aus Metzgerei und Wohnhaus, stand im Jahre 1932 zur Versteigerung an, wurde dann von Hermann Tobias selbst ersteigert und von diesem ein Jahr später an den Viehhändler Alex Bachenheimer veräußert. Ein weiterer Besitzwechsel erfolgte im Jahre 1940 an August Käsberg, so Horst Moog. Überaus augenfällig war die von der damals schmalen Scheidter Straße zum Hauseingang führende Treppe, die von einem späteren Besitzer abgerissen wurde.
Beim Besuch von Robert Tobias und seiner Familie in Hamm war den Nachkommen der ehemaligen Hammer jüdischen Familie große Ergriffenheit anzumerken, dass der Aufenthalt an den familienhistorischen Stätten etwas Besonderes darstellt, obwohl sie ja persönlich nie einen Bezug zum Ort hatten. (rö)
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