Wisser Mahl lebt wieder auf
Das Wisser Mahl fand am 19. April 1970 zum ersten Mal statt, damals stand die Erinnerung an die Stadtwerdung im Mittelpunkt. Jetzt fand die Veranstaltung im Jubiläumsjahr erneut statt, die Erinnerung galt dem Bau des Regio-Bahnhofes, der das Gesicht der Stadt veränderte. Staatsminister a.D. Hans Artur Bauckhage war der Ehrengast.
Wissen. Als Wissen vor 44 Jahren Stadt wurde, gab es ein Jahr später auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Karl-Friedrich Everke das erste Wissener Mahl. Am 19. April 1970 traf sich der damalige Stadtrat und geladene Gäste der Stadt um im lockeren Gespräch und bei einem regionalen Mahl die Erinnerungen an das Fest und das abgelaufene Jahr auszutauschen.
Irgendwann geriet dies aus dem Terminplan, nun soll es wieder aufleben. Bürgermeister Michael Wagener begrüßte zur Veranstaltung ehemalige Stadtrats- und Ausschussmitglieder, den heutigen Stadtrat und Ehrengäste, darunter auch Benno Stahl (87) den Sohn des letzten Bürgermeisters von Wissen rechts der Sieg, Heinrich Stahl.
Sein besonderer Gruß verbunden mit dem Dank der Stadt galt Staatsminister Hans Artur Bauckhage. Wagener blickte auf die Geschehnisse rund um den Bau des Regio-Bahnhofes zurück. Damals noch als Großprojekt von Rainer Brüderle geplant, drohte das komplette Bauvorhaben zu scheitern. „Dann gab es die neuen Planungen, und es musste schnell gehen, ohne die schützende Hand Bauckhages wäre dies nicht möglich geworden“, unterstrich Wagener. Als sichtbares Zeichen des Dankes erhielt Bauckhage eine gerahmte Ansicht des Regio-Bahnhofes.
Bauckhage, damals Wirtschafts- und Verkehrsminister in Rheinland-Pfalz, hatte die Finanzierung der neuen Version des Regio-Bahnhofes gnadenlos und schnell durchgeboxt. Auch er erinnerte sich an die Verhandlungen, die ihm in Mainz so manche Kritik eingebracht hatte.
„Man konnte damals sehen, wie die Stadt niederging, und es ist beachtlich, wenn man heute Wissen sieht“, so Bauckhage. Die Infrastruktur für ländliche Räume, insbesondere die Verkehrswege standen in den weiteren Betrachtungen, aber auch die Kommunalreform. Bauckhage sprach Klartext, und ließ auch die Themen wie Finanz- und Eurokrise nicht unerwähnt. Der FDP-Politiker sprach auch die anstehende Verwaltungsreform an, am Beispiel Herdorf/Daaden zeige sich die Notwendigkeit. In Zeiten steigender Verschuldung des Landes und der Kommunen sei die Zeit für Reformen gekommen und man müsse jetzt die Zukunft gestalten.
Im goldenen Buch der Stadt Wissen steht Bauckhage bereits, mit Fotos vom ersten Spatenstich, denn er mit dem Bagger vollzog. Jetzt folgte erneut ein Eintrag, am 19. April, mit dem Start für das Wiederaufleben des Wisser Mahls. Und dann gab es das Essen, das wie vor Jahrzehnten aus sauren Bohnen, gestampft mit Kartoffelmus, dazu Blut- und Leberwurst nach Hausmacher Art bestand. Zum Abschluss gab es Reibekuchen mit guter Butter und Brombeermarmelade.
Das Wisser Mahl hatte Otmar Vogel, Küchenchef im Siegtal Bad zubereitet, es schmeckte vorzüglich und es kamen viele Erinnerungen an Zeiten auf, in der man saure Bohnen aus dem Fass in fast jeden Haushalt hatte. Was einmal als sogenanntes „Arme-Leute-Essen“ galt, verdient durchaus eine Wiederbelebung. (hws)
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