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Nachricht vom 20.05.2013    

Welturaufführung bei der 4. Nachtschicht im Kulturwerk

Mit der 4. Nachtschicht im Kulturwerk Wissen gelang den Veranstaltern erneut ein besonderes Kulturprogramm. Es gab eine Welturaufführung eines ganz besonderen Musikwerkes durch Mitwirkende der Kreismusikschule, international bekannte Künstler sorgten für spannende Momente unter dem Titel: "Wissionen". Mensch, Natur und Industrie im globalen und kulturellen Zusammenhang waren als Grundthema einfach genial umgesetzt.

Start in die 4. Nachtschicht mit "Beat and Noises", da schwebten die Trommler von der Hallendecke herab. Fotos: Helga Wienand-Schmidt/Christian Wienand

Wissen. Die 4. Nachtschicht im Kulturwerk Wissen bot unter dem Titel „Wissionen“ einen wahrlich facettenreichen und unterhaltsamen Abend, der Spektakuläres, Fröhliches und besondere Musikerlebnisse bot: typisch Wissener eigenART.

Die Kulturschaffenden, der Förderverein Kulturwerk Wissen, die Wissener eigenART, und die Kulturwerk gGmbH hatten mit dem Programm erneut bewiesen, das man regionale Künstler und Profis aus dem In- und Ausland genial zusammenführen kann.
Industrievergangenheit und Kultur, die Kultur im Wandel der Zeiten zeigen und hochhalten, die sei ein besonderes Anliegen der Nachtschicht, erklärte Moderator Berno Neuhoff zu Beginn im Gruß an das Publikum.
Natur, Mensch und Maschine, die kreative Kraft der Zerstörung, die Neues entstehen lässt, zugleich aber auch als Mahnung zu verstehen ist, zog sich wie ein roter Faden durch das Programm.
Den Auftakt bildete der spektakuläre Auftritt der Kölner Formation „Beat and Noises“: da schwebten Trommler von der Hallendecke, zwischen dem Publikum kamen weitere Musiker und spielten den passenden Sound zum Film, der den Abriss des Kaltwalzwerkes zeigte. „Beat and Noises“, sie brachten den Industriesound erneut wie auch schon 2008 in die Halle, und sie musizieren auf allem was der Alltag so hergibt. Egal ob Mülleimer oder edle afrikanische Trommel, sie zaubern zarte verletzliche Töne und Sequenzen, aber auch brachial gewaltige mitreißende Stücke.

In Anlehnung an das Thema des Kultursommers Rheinland-Pfalz „Eurovisionen“ entstand der Titel der Nachtschicht und des Films von Janis Lißfeld: „Wissionen“. Aus Wissen, der englischen Partnerstadt Letchworth und der französischen Partnerstadt Chagny wurde ein Film gezeigt, und mit Kindern aus den jeweiligen Orten zu einer beeindruckenden Dokumentation wurde. Bedauerlicherweise war der Beitrag aus der polnischen Partnerstadt Krapkowice im Nirwana des Internets während der Übertragung verschwunden.

Der zweite Block der Nachtschicht gehörte der Kreismusikschule und „Kulturwerker“ Klaus Schumacher. Und hier erlebte das Publikum eine Welturaufführung, denn noch niemals zuvor war die Komposition „Alleluja“ von Eric Whitacre mit Orchester und Chor zusammen aufgeführt worden. Das Stück wurde bislang als Chorwerk geführt und Whitacre wurde mit dem Projekt der virtuellen Chöre weltweit bekannt. Auch Orchester spielten das Stück, aber niemals zuvor trat mit „Alleluja“ ein Chor und ein Orchester auf die Bühne. Schumacher hatte diese geniale Idee, und 55 Sängerinnen und Sänger sowie das Kreismusikschulensemble setzten diese Idee meisterlich um.
Der eigens gegründete Projektchor hatte seit Januar geprobt, und präsentierte den ganz besonderen Gesang zum Film Koyaanisqatsi, dem ersten Teil der Qatsi-Triologie von Godfrey Reggio. Der Film entstand 1982 und zeigt die Zerstörung der Natur durch den Menschen, der völlig ohne Dialoge und Worte auskommt. Das Wort Koyaanisqatsi ist in keiner Schriftsprache vorhanden, ein Wort der Hopi-Indianer. Er zählt heute zu den wichtigsten Filmdokumentationen weltweit. Filmsequenzen liefen auf den Leinwänden und dazu sang der Chor mit beeindruckenden Tonfolgen und in schwierigen ungewöhnlichen Tonlagen – und ganz ohne Worte. Am Anfang etwas fremd für die Ohren und Sinne, aber dann nahmen Chor und Film das Publikum gefangen und es herrschte eine atemlose Stille in der riesigen Halle als der letzte Ton verklang. Es dauerte schon einen Moment, bis das Publikum dann frenetisch applaudierte und sich die Spannung löste.
Gedanken zum Film und zur Geschichte der Nachtschicht, die ja nun zum vierten Mal stattfand, hatte sich Klaus Schumacher gemacht. Aber auch zum Thema Schöpfung, und wie Menschen mit der Natur umgehen. Das Thema „Vegetationes“ des Canto General mit Solistin Milena Lenz, Orchester und Chor sowie wechselnden Bildern aus dem Wisserland bildete ebenfalls einen besonderen Beitrag und passte ins Thema. Kein Wunder, das ein strahlender Klaus Schumacher und die vielen Mitwirkenden dieses besonderen Beitrags strahlten, als das Publikum mit dem Applaus nicht sparte. „Wir wollten auch mal den Bogen von Wissen in die Welt schlagen mit diesen besonderen Beiträgen“, so Schumacher.



In den Pausen und Umbauzeiten zu den einzelnen Blöcken stand die Tukkersconnexion aus Holland mit dem Programm „Turn up“ im Mittelpunkt. Die Pantomimen ließen mit ihren faszinierenden Darstellungen die Arbeitswelt auferstehen. Dafür sorgten nicht nur die metallisch schillernden Kostüme, auch ein Förderturm im hinteren Teil der Halle sorgte für das passende Ambiente. Die Tukkers nahmen das Publikum mit in ihre Geschichten, mal ernst mal heiter. Da gab es den historischen Bogen von der einstigen Alfredhütte zum Walzwerk bis hin die heutige Zeit – einfach toll. Die Tukkersconnexion sorgt mit dem Pantomimentheater und unterschiedlichen Themenprogrammen in ganz Europa für die besonderen Momente. „Turn up“ passte ins ehemalige Walzwerk wie dafür gemacht.

Zum Finale gab es Musik mit dem „Ice Blue Orchestra“ und ein Zeichner mit Schweißerbrille und pyrotechnischem Zeichenstift malte blitzflink Portraits. Trotz anfänglicher Technikprobleme ließen sich die Musiker Reiner Winters (Keyborad), Holger Röder (Schlagzeug) und Gitarrist H.H. Babe nicht aus der Ruhe bringen und lieferten die perfekte Musik zum Finale. Da kam auch die Wissener Antwort auf Malmö als „Karpatenschlager“ pfiffig und lustig daher – aber eben von Profis mit dem Kulturanspruch. Die Gäste der Nachtschicht wurden entsprechend mit Spaß und Humor von den Tukkers im Foyer verabschiedet und zum Ausklang der Nacht unterhalten. (hws)


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