Die Roboter-Anwendungsmöglichkeiten sind unerschöpflich
„Kaum eine Branche hat in den vergangenen Jahrzehnten eine ähnliche Entwicklung hinter sich wie die Automatisierungstechnik und der damit verbundenen Roboter-Technologie“, so Rainer Jung, regionaler Geschäftsführer des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft BVMW am 22. Mai in Weidenau.
Weidenau. Geladen hatte er mittelständische Unternehmer der Region in die Universität Siegen zu Vorträgen von Prof. Dr.-Ing. Hubert Roth, Lehrstuhl für Regelungs- und Steuerungstechnik und Dr.-Ing. Jürgen Wahrburg, Akad. Dir. in der Fakultät, sowie anschließenden Besuchen des Roboterlabors der Fakultät für Regelungs-und Steuerungstechnik sowie des Zentrums für Sensorsysteme (ZESS). Den Grund für die Entwicklung sieht Jung in erster Linie bei den in Deutschland hohen Lohnkosten, die zu deren Reduzierung zwingen, aber auch darin – mit Blick auf die Exportwirtschaft: „dass die Welt uns Deutschen die qualitativ besten und intelligentesten Produkte zutraut“.
Prof. Dr. Roth stellte die Fakultät vor und zeigte sich erfreut über den eher seltenen Besuch heimischer Mittelständler in der Uni, könnte und möchte diese doch gerne den Mittelstand bei dessen Entwicklungen unterstützen. Er stellte die Robotertechnik als Zusammenspiel der Disziplinen Mechanik, Elektrotechnik und Informatik vor. Letztendlich geht es um künstliche Intelligenz, bei der Sensoren die Umwelt abbilden und deren „Erkenntnisse“ durch logische Verknüpfung in einem Rechner die Grundlage für sinnvolle Bewegungsabläufe sind.
Dr.-Ing. Jürgen Wahrburg erklärte die Arbeiten der Siegener Universität für die Medizin-technik. So entwickelte man z.B. in Siegen im Auftrag eines Industrieunternehmens einen Versuchsroboter für Tests und Optimierungen von elektrischen Zahnbürsten. Zur Unter-stützung der Chirurgen – speziell bei Hüft- und Wirbelsäulen-Operationen – wurde ein Roboter entwickelt, der zukünftig präziseres Arbeiten bei der Vorbereitung zum Einsatz von Hüftersatz erlaubt. Bei Wirbelsäulen-OP`s werden wohl zukünftig die Verschraubungen der Wirbel mit Hilfe der Siegener Roboter-Entwicklungen genauer und sicherer positioniert werden können. Ferner erlauben die Siegener Systeme Chirurgen ein einfacheres Arbeiten bei neuro-chirurgischen Eingriffen.
Prof. Dr.-Ing. Hubert Roth erläuterte an Beispielen die in der Industrie eingesetzte Robotertechnik. Als Sensoren kommen teilweise einfache Kameras oder Webcams zum Einsatz, die oft schon genügend genaue Ist-Daten liefern können. Wenn es exakter werden muss bzw. die Messbedingungen schwieriger sind, arbeitet man mit in Siegen entwickelten (3D) PMD-Kameras. Als eine praktische Anwendung bei einem Automobilzulieferer aus der Region: Teile werden mit einem Industrieroboter entgratet. Auch Roboter - Einsätze im häuslichen Umfeld sind für den Referenten nicht mehr in weiter Ferne. „Wenn ich an die Möglichkeiten denke, welche die Robotik bietet, muss ich sagen: Geht nicht, gibt´s nicht!“, so der Professor.
Die Forschungsfelder der Universität Siegen gehen von stationären über mobile (fahrende, „gehende“ und fliegende) Roboter sowie die Telematik, einer Verknüpfung von Telekommunikation und Informatik. Praktische Einsatzfelder sind Transport- und Handhabungsroboter, Roboter zur Untersuchung von Abwasserkanälen (Leck-Suche), Rollstuhl-Steuerungshilfen (Vermeidung von Zusammenstößen) und eine Luftschiff-Regelung (Vermessungen aus der Luft).
Die praktischen Beispiele konnten die Mittelständler dann in den einzelnen Labors erleben:
Fliegende Roboter (Luftschiff und Quadcopter zur Personenerkennung und – verfolgung mit einer Kamera), Fernsteuerung eines mobilen Roboters über WLAN, Automatische Kartenerstellung und Selbstlokalisierung/Hindernisumfahrung mit einem mobilen Roboter sowie den Roboter für chirurgische Anwendungen.