Vortrag im Heimatmuseum Kirchen
Im Heimatmuseum Kirchen gab es einen Vortrag zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Landkreis und zu 150 Jahren SPD-Geschichte. Dabei spielte das alte Reichsbanner aus den 20er Jahren auch eine Rolle, denn sie wurde vor den Nazis versteckt und ist heute im Museum.
Kirchen. Im Rahmen der Feierlichkeiten im Kreis Altenkirchen anlässlich des 150-jährigen Bestehens der SPD konnte mit Hubertus Hensel vom Kirchener Heimatverein ein fachkundiger Referent zum Thema gewonnen werden.
Im Museum ging Hensel in einem zweistündigen Vortrag, der zu keiner Zeit langatmig war, auf die Geschichte der SPD ein, wobei er einen Schwerpunkt auf die frühe Entwicklung und die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen setzte, aber auch die Geschichte der Partei insgesamt immer wieder mit den Entwicklungen im Kreis Altenkirchen verglich.
„Allerdings“, so Hensel, „trat die sozialdemokratische Arbeiterbewegung im Kreis Altenkirchen erst sehr spät in Erscheinung“.
Bei dieser Gelegenheit lies es sich der Heimatvereinsvorsitzende nicht nehmen, auf die besondere Fahne in seinem Rücken hinzuweisen, die aus den zwanziger Jahren erhalten geblieben ist und auf die Vereinigung der demokratischen Parteien gegen den Terror auf der Straße zurückgeht als „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“. Die Fahne wurde von Sozialdemokraten in Freusburg und Kirchen vor den Nationalsozialisten versteckt und ist deshalb heute im Museum zu sehen.
Ein besonderes Anliegen war Hensel, die Rolle der frühen Köpfe (Marx, Lassalle, Bebel) der sozialistischen Bewegung zu verdeutlichen, um so die Initiative, die letztlich zur Gründung der Partei am 23. Mai 1863 führte und Lassalle an der Spitze sah, zu verstehen. Aber auch die Hintergründe der sozialdemokratischen „Aufbruchstimmung“ im Kreis Altenkirchen nach dem Ersten Weltkrieg wurden kritisch beleuchtet, ebenso wie das Verhalten der Partei unter Otto Wels zum Ermächtigungsgesetz, in dem die Partei als einzige der demokratischen Kräfte der Weimarer Koalition gegen die Vorgabe Hitlers und der Nationalsozialisten stimmte, was letztlich übelste Verfolgung, Folter und Konzentrationslager zur Folge hatte.
Natürlich durften in dem Querschnitt durch die sozialdemokratische Geschichte auch historische Ereignisse wie Brandts Kniefall in Warschau, die Guillaume-Affäre, der NATO-Doppelbeschluss unter Helmut Schmidt, oder die Reformen des Sozialstaates unter Gerhard Schröder nicht fehlen.
„150 Jahre SPD, das kann man nicht in einer halben Stunde abhandeln“ entschuldigte sich Hensel bei den Zuhörern für den langen Vortrag, was den Zuhörern ob des engagiert und abwechslungsreich Vorgetragenen aber nichts ausgemacht hatte, im Gegenteil. Es gab viel Lob, auch von der anwesenden Bundestagsabgeordneten Sabine Bätzing-Lichtenthäler und dem Altenkirchener Bürgermeister Heijo Höfer.
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