Inklusion war Thema im Christlichen Jugenddorf
Die Umsetzung der Inklusion in Rheinland-Pfalz war Thema einer bildungspolitischen Veranstaltung mit Staatssekretär Hans Beckmann aus dem Mainzer Bildungsministerium zu dem MdL Thorsten Wehner eingeladen hatte. Dabei ging es in erster Linie um die Schulen, die behinderten und nicht behinderten Kindern offen stehen.
Kreisgebiet. Zu einem erneuten bildungspolitischen Gedankenaustausch hatte der Landtagsabgeordnete Thorsten Wehner in das Christliche Jugenddorf geladen. Der Einladung waren zahlreiche Interessierte aus den Bereichen Schule und Bildung gefolgt.
Das Thema des Abends war die Umsetzung der Inklusion in Rheinland-Pfalz. Thorsten Wehner konnte als Gastredner den Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Hans Beckmann begrüßen.
Zu Beginn stellte der Ausbildungsleiter im CJD Wissen den Gästen die Einrichtung und die Arbeit des CJD vor und betonte, dass – getreu dem Motto des CJD „Keiner darf verloren gehen – auch die Schwächsten sollen eine Chance haben“ das CJD sich täglich der Integration und Inklusion stellt.
Staatssekretär Hans Beckmann stellte in seinen Ausführungen klar, dass Rheinland-Pfalz zu den Zielsetzungen der im Jahr 2009 ratifizierten UN-Behindertenrechtskonvention stehe – und zwar ohne wenn und aber. Die UN-Konvention fordert Inklusion, also die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben. Dies gilt im Besonderen für den Bereich der Bildung.
Beckmann ging in der Folge auf das im Januar durch den Ministerrat beschlossene Konzept zur Weiterentwicklung der Inklusion im schulischen Bereich ein. Eine wichtige Säule bilden dabei die Schwerpunktschulen. Den Plänen der Landesregierung zufolge sollen die 255 Schwerpunktschulen, an denen behinderte mit nicht behinderten Schülerinnen und Schüler gemeinsam lernen, ausgebaut werden. Die Zahl der beeinträchtigten Kinder an herkömmlichen Schulen soll bis 2016 um rund 3.000 steigen. Für das ehrgeizige Ziel zum Ausbau der Schwerpunktschulen, sollen 200 zusätzliche Lehrerstellen geschaffen werden.
Beckmann lobte in diesem Zusammenhang das Engagement im Kreis Altenkirchen, so werden acht Schwerpunktschulen im Primarstufenbereich und vier Schwerpunktschulen im Bereich der Realschule plus vorgehalten und auch zwei Integrierte Gesamtschulen sind Schwerpunktschule.
Unterstützung sollen die Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und Schüler von ausgewählten Förderschulen erhalten, die zu „Förder- und Beratungszentren“ – der zweiten wichtigen Säule im Konzept - umgebaut werden sollen. „Es ist nicht geplant, eine der 138 Förderschulen zu schließen“, betonte Staatssekretär Beckmann, „jedoch eine Bestandsgarantie für jede Förderschule gibt es nicht.“ Der Umbau soll in einem geordneten Verfahren (mit Antrag, Konzept…) stattfinden – ähnlich dem Ausbau der Ganztagsschule.
Zudem sollen Eltern vom Schuljahr 2014/2015 das Wahlrecht erhalten, ihr beeinträchtigtes Kind auf eine Regelschule oder eine Förderschule zu schicken.
Thorsten Wehner unterstrich diesen Aspekt und betonte, dass aus Sicht der SPD-Landtagsfraktion es immer wichtig sei, den Menschen nicht etwas überzustülpen. Daher unterstützt die SPD-Fraktion auch die Wahlfreiheit für die Eltern.
Staatssekretär Beckmann berichtete, dass auch der Blick für behinderte Menschen auf den Übergang von Schule in die Berufswelt gelenkt werden muss. Hier ist die Zusammenarbeit zwischen Regelschule und den Berufsbildenden Schulen ein wichtiger Bestandsteil. Auch das Personal in der Berufspädagogik soll hierfür ausgebaut werden.
In der anschließenden Diskussion bewerteten die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter von Schulen das Inklusionskonzept als einen Schritt in die richtige Richtung. Allerdings sei es ohne ausreichende Lehrerversorgung nicht möglich.
200 zusätzliche Lehrerstellen reichen ihrer Ansicht nach nicht aus, um die Integration behinderter Schüler umzusetzen.
Viele Lehrerinnen und Lehrer kämen an ihre Grenzen. Sie fühlen sich durch die steigende Belastung im Regelbetrieb schon stark gefordert. Mehrere Schulleiter äußerten Bedenken, das Thema Inklusion mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln und dem Personal an ihren Schulen wirklich gut umsetzen zu können.
Aus Sicht der Schulleitungen, stelle dabei die Pauschalierung und die damit verbundene Verkürzung von Lehrerwochenstunden ein Problem dar. „Die Kinder benötigen einfach mehr Zeit!“, waren sich alle einig.
Die Schulleiter betonten im Gespräch, dass man die Förderschullehrer mit Ihren Erfahrungen benötige. Sie regten an, der Überforderung der Lehrkräfte in den Regelschulen mit einem größeren Einsatz von Förderschulkräften zu begegnen, die aber dann auch mehr Koordinations- und Beratungsaufgaben für die Kolleginnen und Kollegen in den Regelschulen übernehmen könnten.
Aus Sicht des größten Schulträgers im Kreis mahnte ein Vertreter auch die Beachtung der Inklusion in den Rahmenbaurichtlinien für die Realschulen plus an. So müssten mehr spezielle Räume für die Aufnahme von Kindern mit Beeinträchtigungen Berücksichtigung finden.
Der Staatssekretär nahm die Kritikpunkte gerne auf und versprach sie in der weiteren gesetzgeberischen Diskussion in Mainz mit einzubringen. Abschließend betonte Thorsten Wehner, dass die Inklusion eine gesamtgesellschaftliche
Aufgabe sei. „Wir müssen Inklusion auch als einen Prozess verstehen, der aufwändig ist und einen großen Zeitraum benötigt. Vor allem müssen hier auch Barrieren in den Köpfen überwunden werden“, so der Abgeordnete. Wehner berichtete auch von einer Reise des Arbeitskreises Bildung der SPD-Landtagsfraktion nach Schleswig-Holstein, wo schon eine Inklusionsquote von 60 Prozent im Schulsystem erreicht ist.
„Im Sinne aller Betroffener sollten wir uns die Zeit nehmen, die Inklusion gut umzusetzen und die Diskussion sachlich und ohne politische Grabenkämpfe führen“, so der SPD-Politiker abschließend.
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