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Wissen: Die Geriatrie wird ausgebaut
Im St. Antonius-Krankenhaus in Wissen wird die Altersmedizin gestärkt. Durch eine Kooperation mit der Geriatrie im CURA-Krankenhaus in Königswinter wird das Behandlungs-, aber auch das Ausbildungsangebot der Wissener Klinik ausgebaut. Dies teilte das Krankenhaus am Freitag in einer Presseerklärung mit.
Wissen. Das St. Antonius-Krankenhaus Wissen ordnet sein altersmedizinisches (in der Fachsprache "geriatrisches") Behandlungsangebot neu und will im Bereich Geriatrie wachsen: Seit dem 1. Januar 2008 besteht eine enge fachliche Kooperation zwischen der Abteilung für Innere Medizin, zu der die Altersmedizin gehört, und der Geriatrie im CURA-Krankenhaus St. Josef in Königswinter, die unter der Leitung des Spezialisten für Geriatrie, Dr. med. Norbert Andrejew, steht. Andrejew (46) ist Facharzt für Innere Medizin mit spezieller Zusatzbezeichnung Geriatrie sowie Diplom-Gerontologe und Palliativmediziner und gilt als ausgemachter Fachmann mit langjähriger Erfahrung in der Altersmedizin. In Wissen wird er zukünftig eng mit dem Chefarzt der Inneren Medizin und ärztlichen Direktor des Wissener Krankenhauses, Dr. med. Berthold Helle, zusammenarbeiten. "Herr Dr. Andrejew wird in alle so genannten geriatrischen Assessments eingebunden sein und die Betreuung unserer altersmedizinischen Patienten sowohl diagnostisch wie therapeutisch mit seinem Spezialwissen begleiten", erläutert Helle. In einer ähnlichen Funktion war bisher Dr. med. Gerhard Wucherpfennig aus dem Krankenhaus Bornheim-Merten für Wissen tätig. Wucherpfennig gibt seine Funktion auf, da er 2008 in den Ruhestand wechseln wird.
"Die enge fachliche und personelle Kooperation zwischen Wissen und Königswinter stärkt das geriatrische Angebot in Wissen, da Dr. Andrejew intensiv und mit Leitungsfunktion in den gesamten geriatrischen Therapieprozess eingebunden sein wird. Der zweite wichtige Vorteil ist, dass wir jungen Ärzten jetzt auch in Wissen den Erwerb der speziellen Zusatzbezeichnung Geriatrie ermöglichen. In der Geriatrie herrscht ein starker Fachärztemangel während gleichzeitig der Bedarf an geriatrischer Behandlung steigt. Wir setzen daher auf die Ausbildung unseres eigenen Fachärztenachwuchses im Klinik-Verbund", erläutert Verwaltungsdirektor Karl Geßmann.
Dank der neuen Kooperation wird das St. Antonius-Krankenhaus attraktiver für den Ärztenachwuchs: Assistenzärzte, die sich auf eine Tätigkeit in der Altersheilkunde vorbereiten, erwerben über einen Zeitraum von 18 Monaten nach ihrer Ausbildung zum Facharzt die spezielle Zusatzbezeichnung für Geriatrie. Mit zusammen 750 Patienten und entsprechend vielen Ausbildungsberechtigten Fachärzten bietet der Kompetenz-Verbund zwischen Wissen und Königswinter dem Nachwuchs nun optimale Ausbildungsvoraussetzungen.
Möglich wurde die Kooperation, da beide Krankenhäuser seit Sommer 2006 unter dem Dach des gleichen Trägers stehen, der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO), die rechtsrheinisch von Olpe bis Bad Honnef sieben Krankenhäuser in eigener Trägerschaft oder über Beteiligungen betreibt. "Unser neues Konzept für die Wissener Geriatrie ist ein konkreter Vorteil der in der Öffentlichkeit gelegentlich kritisch diskutierten Konzentration in der Krankenhauslandschaft", so Geßmann weiter. "Langfristig stärken wir so nicht nur unsere geriatrische Kompetenz an den beiden Standorten Wissen und Königswinter, sondern im gesamten GFO-Verbund."
Das geriatrische Angebot in Wissen sieht der Verwaltungsdirektor über das eigene Haus hinaus als grundsätzliche Aufwertung der Krankenhausversorgung im Einzugsgebiet von rund 30 bis 50 Kilometern rund um den Standort: "Geriatrische Behandlung schließt sich typischerweise an, nachdem bereits eine stationäre Akutbehandlung stattgefunden hat. So kann zum Beispiel ein Patient mit einem alterstypischen Oberschenkelbruch in einem anderen Krankenhaus zunächst klassisch chirurgisch versorgt werden und erhält anschließend bei uns eine spezielle altersmedizinische Behandlung", skizziert er die mögliche Zusammenarbeit in der Region. "Für Akutkrankenhäuser mit geriatrischen Patienten ist es eine Erleichterung zu wissen, dass der Patient nach der Entlassung in eine qualifizierte Geriatrie verlegt werden kann."
Rund 1700 Patienten versorgt die Abteilung für Innere Medizin in Wissen pro Jahr, etwa 240 von ihnen bedurften bisher einer speziellen geriatrischen Therapie. Ein Team aus drei Fachärzten für Innere Medizin und sechs Assistenzärzten kümmert sich um die Patienten der 60-Betten-Abteilung. Mittelfristig rechnet Geßmann mit einem Anteil von rund 350 geriatrischen Patienten pro Jahr. Das Standbein eamit unverändert die klassische Innere Medizin. Die Stärkung der Geriatrie bezeichnet er als "Zukunftskonzept", denn der Bedarf an geriatrischer Behandlung steigt kontinuierlich aufgrund der alternden Bevölkerung: "Wir rüsten uns sowohl in der Ausbildung wie in der Patientenversorgung für die Veränderungen in der Patientenstruktur."
Die Geriatrie richtet sich in der Regel an Patienten im Lebensalter ab etwa 65, die nicht selten an einer Vielzahl von Erkrankungen zugleich leiden ("Multimorbidität"). Im Unterschied zur klassischen Inneren Medizin werden in der Geriatrie medizinische und andere Therapieangebote wie Sprach- und Bewegungstherapie, Krankengymnastik oder aktivierende Pflege verknüpft und ergänzen sich gegenseitig ("interdisziplinäre Therapie"). Auf diese Weise wird die Mobilität und Selbständigkeit der Patienten gefördert und soweit wie möglich wieder hergestellt, um ihnen als Ziel der Behandlung ein Weiterleben in ihrer gewohnten häuslichen und sozialen Umgebung zu ermöglichen. Indikationen für eine stationäre geriatrische Therapie können zum Beispiel ein Schlaganfall, Demenz, die Folgen eines Sturzes oder eines Knochenbruches oder auch eine akute Verschlechterung des Allgemeinzustandes sein. Die geriatrische Therapie gilt als nachweislich sehr wirksam im Hinblick auf ihre Ziele der Reintegration und Wiedererlangung der Selbständigkeit. Von den Krankenkassen wird die geriatrische Therapie nicht zuletzt deshalb befürwortet, weil sie hilft, Krankheitsfolgekosten und eine schnelle Wiedereinweisung älterer Patienten zu vermeiden. Während in Nordrhein-Westfalen eigene Fachabteilungen Geriatrie an den Kliniken geführt werden dürfen, ist diese Fachdisziplin in Rheinland-Pfalz grundsätzlich in die Abteilungen für Innere Medizin integriert.