Investitionen in Einbruchschutz lohnen sich immer
Ein interessanter Themenabend lockte trotz des sommerlichen Wetters zahlreiche Interessierte in den Kuppelsaal der Verbandsgemeindeverwaltung Wissen. Die Zukunftsschmiede hatte zum Thema „Einbruchsschutz“ geladen. Von „Panikmache im Sommerloch“ kann keine Rede sein, denn Einbrüche geschehen längst nicht mehr nur in der dunklen Jahreszeit. Auch die Urlaubszeit zieht Einbrecher magisch an. Die Zahl der Einbruchsdelikte in der VG Wissen liegt über dem Bundesdurchschnitt.
Wissen. Der Arbeitskreis "Ehrenamt" der Zukunftsschmiede Wissen hatte zum Thema "Aktiver Einbruchschutz" eingeladen. In seiner Begrüßung nannte Arbeitskreisleiter Horst Rolland zahlreiche Beispiele für Einbruchsdelikte in der Verbandsgemeinde Wissen: Einbrüche und versuchte Einbrüche in Mittelhof, Birken-Honigsessen, Köttinger Weg, Ziegelstraße, Hagdorn, Wisserhof, Eichendorfstraße, Dörnerstraße, Bergstraße, Kath. Pfarrhaus Wissen und diverse Kindergärten – die Reihe ließe sich fortsetzen.
Als Hauptreferent konnte Jürgen Quirnbach vom Polizeipräsidium Koblenz (Leiter des Zentrums Polizeiliche Prävention) gewonnen werden, der gewohnt fachkundig referierte. Einbrüche kommen in Deutschland jede Minute vor. Einbrecher, so die Erfahrung der Polizei, versuchen in möglichst kurzer Zeit und mit wenig Aufwand das Objekt ihrer Begierde „zu knacken“.
„Maximal drei Minuten investiert ein Einbrecher in den Versuch, Türen oder Fenster zu öffnen“, so Quirnbach. „Schafft er es in dieser Zeit nicht, bricht er den Versuch meist ab.“
Daher kommt der Verschlusstechnik von Türen und Fenstern eine wichtige Rolle zu. Information und Beratung dazu gibt es im Koblenzer Polizeipräsidium aus erster Hand. In einer speziell eingerichteten Ausstellung mit einbruchhemmenden Produkten können sich Bauherren, Hauseigentümer oder auch Handwerker über den Stand der Technik und Möglichkeiten des vorbeugenden Einbruchsschutzes informieren. Vom sicheren Fenster über Kameraüberwachungssysteme bis zum Sperrriegel für Türen gibt es hier einen umfassenden Überblick inklusive Beratung und Funktionstest.
Quirnbach informierte über Sicherungsvorschläge, Schwachstellen, Außenbeleuchtung und mehr. Auch Vorurteile gegen Sicherungsmaßnahmen sprach er an: „Wer einbrechen will, kommt sowieso rein – das ist so nicht richtig“ gab er zu bedenken.
Dem stimmte auch Kriminalrat Franz Orthen zu. Als Leiter der Kriminalinspektion Betzdorf berichtete er über die aktuellen Entwicklungen und Zahlen aus der Region.
Die schweren Diebstähle, wozu auch die Einbrüche zählen, stiegen in der VG Wissen von 64 (Jahr 2011) auf 100 (2012) an. Eine osteuropäische Tätergruppe, die jeweils mit der Bahn anreiste, sorgte für die hohen Fallzahlen. Die Diebe gingen dabei sehr dreist vor: sie stiegen teils in Wohnungen ein, obwohl die Bewohner anwesend waren – „ein hohes Gefährdungspotenzial“, so Orthen.
Ein glimpfliches Ende hatte die Einbruchsserie: durch die letztliche Aufklärung und Festnahme wurden die Täter zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Aber auch im laufenden Jahr 2013 sind leider hohe Fallzahlen zu vermelden. Dabei handelt es sich nicht nur um ausländische Tätergruppen. Jüngst sorgte im Westerwald ein Paar als „Versicherungsvertreter“ für Aufsehen – über Terrassentüren wurden sogar tagsüber zahlreiche Einbrüche begangen, bis durch einen Hinweis aus Birken-Honigsessen eine Festnahme erfolgen konnte. Ein aufmerksamer Bürger hatte sich das Kennzeichen des Einbrecher-Pärchens gemerkt. Fazit des Kripo-Chefs: „Aufmerksamkeit der Bürger und Vertrauen zur Polizei führen zum Erfolg.“
Orthen berichtete auch von anderen Momenten, etwa den aktuellen Einbrüchen in Kindertagesstätten und den Raubüberfall auf einen Rewe-Markt in Wissen der aufgeklärt wurde. Generell liegt die örtliche Aufklärungsquote mit ca. 35 Prozent der Fälle weit über dem Bundesdurchschnitt.
Abschließend noch eine interessante Zahl: die sog. Häufigkeitszahl. Dabei wird angegeben, wie viele Straftaten es pro 100.000 Einwohnern gibt. In Deutschland sind dies 7.327 Straftaten, im Kreis Altenkirchen 6.104 Straftaten. Die Verbandsgemeinde Wissen liegt mit 7.545 Straftaten leicht über dem Durchschnitt, dies dürfe allerdings – so Orthen – nicht überbewertet werden. Die Strukturen des Wisserlandes (Bahnanbindung Köln-Siegen, Schulstandort etc.) beeinflussen die Statistik leicht negativ.
Anschließend stellten sich die Profis den zahlreichen Fragen der Zuhörer. Hierbei ging es um Haustürgeschäfte, vermeintliche Bettler und die allseits bekannten Schrotthändler. Orthen riet den Anwesenden, solchen Personen niemals Zutritt in Wohnungen und Häuser zu gewähren. Im Zweifel solle sich das Kennzeichen notiert und die örtliche Polizeiwache kontaktiert werden, welche die Personen dann überprüfen werde.
Die Schrotthändler müssten nämlich eine entsprechende Reisegewerbekarte nachweisen. Er warnte aber auch davor, solche Gruppen pauschal zu bewerten. Auf eine Frage zur nächtlichen Abwesenheit der Polizeiwache in Wissen sagte Jochen Schuh (Polizeiwache Wissen), dass dies nicht bedeute, dass die Polizei nachts nicht vor Ort sei. Zivile Fahnder seien auch im Wisserland unterwegs.
Fazit: ein kurzweiliger Themenabend mit vielen Tipps für Eigenheimbesitzer und Mieter, für Jung und Alt. Wer den Themenabend nicht besuchen konnte, für den hält unter anderem die Verbandsgemeindeverwaltung Wissen Info-Material bereit. Weitere Infos auch unter www.polizei-beratung.de.
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