Jubiläumsreise zum 40. Geburtstag
Der Wissener Kegelclub "Auf die Damen" unternahm zum 40. Geburtstag eine Jubiläumstour in die Genussregion Oberfranken nach Bamberg. Kultur und Genuss stand auf dem Programm, immerhin ist der Stadtkern von Bamberg Weltkulturerbe. Es erkrankte niemand an "Unterhopfung" in der an vielen Brauhäusern reichen Region.
Wissen. Das erste Wochenende im September hat jedes Jahr für zwölf Kegelbrüder aus dem Wisserland hohe Priorität. Seit mehr als zehn Jahren planen und organisieren immer zwei Kegelbrüder, ohne Kenntnis der übrigen Zehn, die mehrtägigen Kegeltouren. Und es ist eine Gaudi für Alle am Zielort das ausgeklügeltes Programm zu absolvieren.
Regelmäßig wird seit 40 Jahren im Club „Auf die Damen“, anfangs in zweiwöchigem, mit zunehmender familiärer und beruflicher Verpflichtung, im vierwöchigem Rhythmus gekegelt. Die „gute Stube“ mit Kegelbahn ist über Jahrzehnte, mit kurzer Unterbrechung, die Gaststätte „Haus Tanneck“ in Selbach. Die zwölf Kegelbrüder sind eine eingeschworene Gemeinschaft von Freunden, die auch außerhalb der Kegelabende und Kegeltouren Teamgeist und Zusammengehörigkeit praktizieren.
Der Zielführungsprozess für attraktive neue Kegeltouren in Deutschland und Europa bereitet auch nach 40 Jahren keine Probleme. Das Ergebnis ist immer wieder überraschend.
Harald Seidel und Oliver Leonards hatten in diesem Jahr die Stadt Bamberg in Oberfranken als Jubiläumsziel gewählt. Mehr als 1.000 Jahre Geschichte prägen die rund 70.000 Einwohner zählende Universitätsstadt, die Sitz des gleichnamigen Erzbistums ist und ein wichtiges Wirtschaftszentrum in Bayern darstellt. Die Altstadt von Bamberg hat den größten unversehrt erhaltenen historischen Stadtkern in Deutschland und ist seit 1993 als Weltkulturerbe in die Liste der Unesco eingetragen. Darüber hinaus hat Bamberg eine vielfältige Biertradition.
Ausgerüstet mit der Bamberg card, die viele Vergünstigungen beinhaltet, wurde sofort nach Ankunft ein Streifzug durch die sehr lebendige Stadt mit ihrem Facettenreichtum gemacht. Auffallend war der Unterschied zwischen der „geistlichen“ und der „weltlichen“ Stadt. Das Berggebiet mit den berühmten „7 Hügeln“ auf denen sich der Bamberger Dom als herausragendes Bauwerk und viele weitere Kirchen und stille Gassen befinden, auch das „fränkische Rom“ genannt, auf der einen Seite, und auf der anderen Seite die pulsierende Bürgerstadt auf einer Insel zwischen den beiden Armen der Regnitz.
Bei der offiziellen Stadtführung „Bamberg und sein flüssiges Brot“ tauchten die Kegelbrüder ein in die Bamberger Bier- und Brautradition mit dem Besuch einiger Brauhäuser und der Bierverkostung ausgesuchter Bierspezialitäten, ein tolles Angebot für Bierfans. Im ältesten noch in Betrieb befindlichen Brauhaus von 1533, urkundlich erstmals 1333 erwähnt, dem ehemaligen Fürstbischöflichen Braunbierhaus, lohnte sich ein etwas längerer Aufenthalt.
Das abendliche von der Stadt Bamberg organisierte 3-Gänge-Erlebnismenue im Ulanenzimmer des Schenkerla-Brauerei-Gasthofes wurde verbunden mit einer zum Menue passenden Bierprobe, dem Original-Bamberger-Rauchbier als Märzen und Rauchweizen. Auch wenn der Braumeister bei seinem Vortrag das Rauchbier als besondere Spezialität hervorhob, überzeugen konnte er die Wissener Biertrinker vom eigentümlichen Geschmack (geräucherter Schinken) der Rauchbiere im sogenannten Rauchbierparadies Bamberg nicht.
Als „Brauereiwallfahrt“ war der Besuch der familiär geführten Feinschmeckerbrauerei „Drei Kronen“ von 1457 in Memmelsdorf deklariert. Braumeister und Besitzer Straub veranstaltete mit der Gruppe ein richtiges Bierkulinarium. Neben viel Interessantem zur Geschichte des Gerstensaftes wurde ein tolles bieriges Mehrgänge Menü serviert, selbstverständlich perfekt abgestimmt auf die flüssigen Köstlichkeiten. Mit Schinkenbroten und Kellerrauchbier (hier Stöffla genannt) begann der theoretische Teil, Zuchinicremesuppe und Zwetschgäbaamäs, dazu Kellerpils, folgten. Die Führung im Brauhaus endete mit einer Zwickel-Probe. Zum Hauptgericht, einem Braumeisterschnitzel mit Eckerts oder einer „Evangelischen Bratwurst“ mit Sauerkraut und Lagerbier, wurde es sehr pikant. Als Abrundung wurde ein Bauernhof-Biereis und Apfelküchelchen im Bierteig mit dem Spezialbier „Frankens Rote Weisse“ gereicht. Warum Oberfranken auch als deutsche Genussregion bezeichnet wird, konnten die Kegelbrüder nach solch üppigem Mahl nachempfinden.
Der Abend im Biergarten der Brauerei Klosterbräu war dem süffigen Braunbier gewidmet und soweit es hierfür eine weitere Grundlage bedurfte, standen so regionale Spezialitäten wie Schäuferla, Blaue Zipfel oder Bamberger Zwiebel zum Verzehr bereit.
Höhepunkt des Aufenthalts bildete die Teilnahme an der Führung „Faszination Weltkulturerbe“. Bamberg im sonnenverwöhnten Licht, eigentlich ein Gesamtkunstwerk aus zehn Jahrhunderten. Der Bamberger Dom mit dem Domreiter, der barocke Rosengarten, die neue Residenz oder das Alte Brückenrathaus inmitten der Regnitz mit seinen barocken Wandmalereien, einst der Mittelpunkt der Bürgerstadt, werden als besonders markante Sehenswürdigkeiten in Erinnerung bleiben.
Nach mehrstündigem Kunst- und Kulturgenuss drohte bei den Kegelbrüdern eine in der „wahren Hauptstadt des Bieres“ nicht für möglich gehaltene „Unterhopfung“. Der Biergarten-Service der Greifenklau-Brauerei konnte gründliche Abhilfe schaffen.
Für ein harmonisches, informatives und von gepflegter Bierkultur bestimmtes Wochenende, mit einer zum 40. Jubiläum toll organisierten Kegeltour, gab es großes Lob und ein vielfaches herzliches Danke schön an die Organisatoren Harald Seidel und Oliver Leonards. (Eberhard Rickert)
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