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"Man erschießt einfach keinen Hund"
In der Jahresversammlung des Hegerings Altenkirchen in Fluterschen gab es eindringliche Worte von Wildmeister Helmut Hilpisch: "Man erschießt einfach keinen Hund."
Fluterschen. 49 Jäger des Hegerings Altenkirchen hörten während ihrer Jahresversammlung im Landgasthof Koch in Fluterschen eindringliche Worte von Wildmeister Helmut Hilpisch: "Man erschießt einfach keinen Hund." Der Berufsjäger ging damit auf einen Aufsehen erregenden Vorfall beim thüringischen Ilmenau ein, wo ein Revierinhaber während einer Drückjagd im Nachbarrevier einen überjagenden Stöberhund (Wachtel) erschossen hatte.
Hilpisch sprach sich zwar nicht für ein generelles Verbot aus, mahnte aber zu äußerster Vorsicht. Er begrüßte es, dass überhaupt nur Jagdschutzberechtigte, also in der Regel Pächter und bestätigter Jagdaufseher auf Hunde schießen dürfen, wenn diese zum Beispiel zweifelsfrei wildern. Eine Übertragung dieser Erlaubnis auf weitere Personen, etwa Jagdgäste, sei nicht mehr möglich.
Hilpischs informativer Vortrag galt den Hunden als jagdlichen Begleitern seit Stein-Zeiten. Den ursprünglich für die Otterjagd gezüchteten Teckel nannte er "Allrounder aus dem Rücksack". In ihm sieht er einen klassischen Hund für den Durchschnittsjäger – mit großen Leistungen bei der Baujagd, als Stöberer und auf der Schweißfährte. Kein Jagdhund dürfe sich indes als Belastung des jagdlichen Betriebs erweisen. "Konsequent ausbilden und einsetzen", ist seine Devise. Der Berufsjäger riet zu Hunden aus der Leistungszucht, zu Lehrgängen und Kontakten mit erfahrenen Hundeführern sowie häufigen Einsätzen auch in der Schonzeit. Einzelkämpfertum sei nicht hilfreich.
Unter den aktuellen Herausforderungen nannte Hilpisch die Situation nach den Sturmschäden und das "Abenteuer Maisjagd" angesichts steigenden Anbaus und eines Zuwachses von 300 Prozent (normal 180 Prozent) beim Schwarzwild. Im Wald werde gepflanzt wie wild, was konsequente Jagd nach Wahl und Zahl und eben auch gute Hunde erfordere. Im Maisfeld gängiger Größe unter fünf Hektar seien gut jagende Einzelhunde oft der Meute vorzuziehen, die sich womöglich ein Schwein hole und ein Gemetzel veranstalte. Aus Erfahrung weiß Hilpisch allerdings, dass Hunde oft besser sind als ihre Führer: "Ich habe mich oft geärgert, weil ich meinem Hund nicht Recht gegeben habe."
Die geschätzten Tiere begleiten allerdings nicht nur Jäger. "Zehn Millionen Hunde drängen in die Reviere", beklagte Hilpisch eine Situation, die im Verein mit einem regelrechten Freizeit-Terror abseits der Wege für wildfreie Waldränder sorge. Durch viele Beteiligungen zerstückelte Reviere bescherten zudem überhöhten Jagddruck. Bundesweit gingen täglich 100 Hektar jagdlich nutzbarer Fläche verloren. Die üblichen Ausgleichsflächen, bestehend aus "Hecken und Bäumchen" betrachtet Hilpisch mit Skepsis. Grundsätzlich beklagt Hilpisch, dass in der Bevölkerung offenbar an den Zoo-Bärchen Knut und Flocke mehr Interesse besteht als für heimisches Wild.
Hegeringleiter Franz Kick dankte dem heimischen Referenten unter dem Beifall der versammelten Waidmänner aus dem Hegering Altenkirchen für seinen interessanten und sprachlich gut gewürzten Vortrag. (ho)
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Wildmeister Helmut Hilpisch widmete sich aktuellen Herausforderungen für Jäger und Hund im Hegering Altenkirchen. Foto: Holl