Lampenfieber-Premiere sorgte für begeistertes Publikum
Schon Minuten vor der Premiere des aus der Feder der Regisseurin Christa Bitzer stammenden Lustspieles „Ein Dorf ohne Tratsch, ist wie ‚ne Suppe ohne Salz„ war im vollbesetzen Saal Schäfer in Breitscheidt ein „Knistern“ und eine gewisse Anspannung zu vernehmen. Als sich dann der Vorhang hob, ging ein Raunen und Aufatmen durch die vollbesetzten Stuhlreihen, nicht nur wegen des herrlichen und liebevoll von Ralf Wille und Peter von Glasow erstellten Bühnenbildes, sondern auch deshalb, dass endlich wieder Theaterzeit ist.
Hamm/Breitscheidt. Zahlreiche Theaterfans aus Nah und Fern sind auch im 13. Jahr des Bestehens der Theatergruppe „Lampenfieber“ von dieser hellauf begeistert. Weitere Aufführungen sind am Samstag/Sonntag, 16./17. November sowie am Freitag/Samstag/Sonntag, 22./23. und 24. November.
Eine bestens über das Dorfgeschehen informierte Posthalterin, ein Lottogewinn, Haschkekse, in Kultur frönende Personen, ein neuer Chanson-Star, Tratsch und Klatsch stehen im Mittelpunkt des munteren und unterhaltsamen Geschehens rund um den Hermann-Schäfer-Platz.
Oftmaliger Szenenapplaus und ein verdienter Riesenbeifall am Ende der vergnüglichen, kurzweiligen und amüsanten Theaterabende sind der verdiente Lohn für die intensiven Probenarbeiten in den letzten Wochen und Monaten. Seit Gründung der Theatergruppe im Jahre 2001 hat Christa Bitzer die Regie inne, die auch in diesem Jahr wieder den richtigen Geschmack der Besucher traf. Für die sicherlich nicht einfache Maske zeichnete wieder Brigitte Geldsetzer verantwortlich. In der „Sprachbox“ saß wie in den Vorjahren Michaela Wille.
Heidi Laber (Anne Preuß) ist als Posthalterin über alles im Dorf aktuell informiert. Diesbezüglich tauscht sie sich regelmäßig mit Käthe Kleber (Arlett von Glasow), die Frau des örtlichen Metzgers und Gesangvereinsvorsitzende, aus. Beide stehen sich, was Neuigkeiten im Dorf angehen, in nichts nach. Zur selbstverständlichen Pflicht von Heidi gehört auch, die Post zu kontrollieren und im „Ernstfall“ auch zu öffnen. So hat sie alles im Blick, wer im Ort mit wem was hat oder demnächst haben wird. Ihr Motto lautet dabei: „Voon mir hääste dat awer net.“
Käthe obliegt es neben dem Tratschen auch ihren Mann, Metzger Harald Kleber (Ralf Wille), essensmäßig im Auge zu halten. Dieser soll nämlich eine von ihr verordnete Diät einhalten und sich nicht durch seine Lebensweise „Willst du Nierchen oder Leber, komm zu Metzger Kleber“ weiteren Appetit holen.
Wie in vielen Dörfern steht auch im Dorf des Theatergeschehens ein Ladenlokal leer. Bürgermeister Bernd-Otto Lückhausen (Manfred Geldsetzer) möchte, das das heruntergekommene Anwesen verkauft oder vermietet wird. Am Ladenlokal ist vor allem dessen Ehefrau Krimhilde Lückhausen (Renate Krämer) interessiert. Sie möchte die Chance wahrnehmen und endlich Kultur in das „Kaff“ bringen. Und sie sieht sich schon fast als dörfliche Kulturdezernentin, hat sie doch mit Leonardo Wortelhöfer (Hubert Michel) bereits einen Künstler an der Hand. Dieser kann nicht nur einen bemalten Heurechen als ein Kunstobjekt darstellen, sondern auch hitverdächtig „Ritter Eduard und Kunigunde“ intonieren. Krimhilde Lückhausen und Leonardo Wortelhöfer kommen sich beim Betrachten des Ladenlokals näher und schwärmen dann gemeinsam von der neuen Galerie für Konzerte und Lesungen.
Dann kommt Leben ins Dorf und vor allem für die beiden Tratsch-Tanten Heidi und Käthe beginnen aufregende Zeiten. Reporterin Sybille Putt (Rabea Stangier) „nistet“ sich nämlich im Dorf ein und sucht in demselben einen 6-Millionen-Lottogewinner. Über diesen soll sie im Auftrage ihres Chefredakteurs einen Bericht schreiben.
Heidi macht ab sofort „Überstunden“ und nimmt die Post noch intensiver unter die Lupe, vielleicht ist ja einer von der Lottogesellschaft dabei und dann hat sie ja auch den Namen des Gewinners. Heidi und Käthe platzen fast vor Neugierde, der Wahnsinn ist nahe; doch sie kommen zu ihrem eigenen Leidwesen einfach nicht weiter, wer der Lottogewinner im Dorf ist.
Auf der Stelle tritt auch die Reporterin. Sie dreht sich im Kreise was die Suche des Lottogewinners betrifft und kann ihren Chef noch gerade am Telefon „abwimmeln“, indem sie ihm überzeugend mitteilt, sie sei dran und könne den Leitartikel über den Lottogewinner in Kürze liefern. Doch wie soll sie das machen?
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Sie lässt nicht locker und setzt Haschkekse ein, um die Leute zum Reden zu bringen. Unter den Folgen hat dann auch der Bankangestellte Wolfram Spar (Dirk Schöps/Matthias Proff) zu leiden und dann fröhlich mit der Putzfrau Aische Übegün (Heike Räder) und der Reporterin in den Bankräumen verschwindet, um Sparbriefe und Versicherungen an die beiden Frauen zu vermitteln. Doch im Dorf wird Spar gleich als Triebtäter verschrien und traut sich fortan nur noch in gebückter Haltung durch die Straßen.
Unauffällig ins dörfliche Geschehen ist Briefträger Uwe Berg (Ingo Neuhaus) eingebunden, der keinem Gespräch aus dem Weg geht, gute oder auch verführerische Tipps gibt und für viele Dorfbewohner sich als Ansprechperson zur Verfügung stellt.
Dann platzt fast eine Bombe im Dorf, als aufkommt, dass die Frau des Bürgermeisters und der extravagante Künstler Leonardo Wörtelhöfer im leer stehenden Anwesen „fröööööönen“ wollen. Heidi nimmt dann eine Aussage des Bürgermeisters, das „dat aale Ding schoon innen ganz bröckelig“ ist, falsch auf. Sie kommt natürlich nicht darauf, dass der Bürgermeister das alte Anwesen und nicht seine Ehefrau damit meint. Heidi wittert einen Skandal und möchte die Neuigkeit natürlich schnell unters Volk bringen. Doch damit hat sie wider Erwarten Schwierigkeiten; auch sie hat nämlich unbeabsichtigt von den Haschkeksen gegessen und kann nur noch Lachen.
Die Szenen wogen hin und her, bis sich Briefträger Uwe Berg als Lottogewinner outet. Damit hatte natürlich keiner gerechnet. Doch am Ende freuen sich alle mit ihm, nur Krimhilde Lückhausen, die Frau des Bürgermeisters, nicht. Der Lottomillionär hat nämlich das alte Anwesen gekauft, um dort eine Kneipe einrichten zu lassen. Krimhilde ist entsetzt, das nunmehr doch keine Kultur ins Dorf einzieht. Text und Fotos: Rolf-Dieter Rötzel
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