Herdorfer Stunksitzung lieferte Zündstoff
Der Herdorfer Verein "Füreinander Lachen" hatte zur zweiten Stunksitzung eingeladen und es gab einen rappelvollen Knappensaal. Denn das Thema war klar: Kommunalreform - Nein Danke! In vielen Beiträgen war das Thema bestens geeignet zum karnevalistischen Stänkern und damit wurde nicht gespart. Letztlich informierte man noch über die geplante Demo am 30. November in Betzdorf.
Herdorf. Der Verein "Füreinander Lachen" präsentierte die zweite Stunksitzung diesmal im Knappensaal und das Interesse am humoristischen Programm mit dem Untertitel „Die Anstalt“ war groß, denn der Grundtenor der Stunksitzung lautete "Dagegen". Gegen was ist klar, gegen die Zwangseingliederung der Verbandsfreien Stadt Herdorf in die Verbandsgemeinde Daaden.
Christoph Düber bezeichnete Bürgermeister Uwe Erner gar als Don Quichote im Kampf gegen die Windmühle Roger Lewentz. Weil die Herdorfer Bürgerschaft nicht nur mit den Daadenern, sondern eigentlich mit Niemandem eine Fusion eingehen möchte, musste erst einmal der abendliche Schlachtruf der Veranstaltung eingeübt werden. Dieser lautete: „Neunkirchen - ön nee, Kirchen - schlöng ronner, Betzdorf - hür off, Daaden - niemals, Herdorf - Nadda Jöhh, mir blejwön alleen!“
Wie bei allen Veranstaltungen des Vereins "Füreinander Lachen", so war auch der Erlös dieser Veranstaltung für ein Kinderhilfeprojekt bestimmt, genaueres konnte der Vorsitzende Eberhard Kühler aber noch nicht benennen. Daher freute es die Organisatoren natürlich, dass die Karten schon im Vorverkauf alle verkauft waren und sogar ein Daadener hatte den Weg zur Stunksitzung nicht gescheut.
Düber fand dies etwas merkwürdig, dass sich immer nur einer aus Daaden traue, an einer Veranstaltung gegen die geplante Zwangsfusion teilzunehmen. Das sei schon bei der Demo in Mainz so gewesen, wo auch nur der VG-Bürgermeister Wolfgang Schneider allein mitgegangen sei. Dabei behaupteten die Daadener doch auch immer, dass sie die Herdorfer nicht haben wollten. Diesbezüglich war wenige Tage zuvor sogar ein kleiner, gereimter Leserbrief mit dem Titel „Kein Schuldennest“ veröffentlicht worden. Diesen trug Peter Schlosser vor und sparte nicht an Kommentaren zu diesem „Gedicht“. Seine Antwort darauf: „Neunkirchen, Betzdorf, Kirchen, Dooren hührt mir itz mo zoh, Herdorf wöll alleene blejwön, dröm lost os all ön Roh.
„Wir haben ja nichts gegen die Daadener, aber wir wollen nicht bei ihnen eingemeindet werden“, gaben sowohl Schlosser als auch Düber schon mal zu. Zwei Stühle vor der Bühne im Knappensaal waren aber dann doch wieder leer geblieben, dort hätte Minister Roger Lewentz mit Begleitung Platz nehmen sollen, doch der hatte sich wie immer von Herdorf fern gehalten. „Mir hätten och gern mo ön Minister zom Thema gehürt. Dat ös dem egal, dat ös wat os unheimlich stührt“.
Naja, angeblich hat er ja nun doch noch sein Kommen nach Herdorf angekündigt. Da müssten aber erst erhebliche Sicherheitsmaßnahmen erfolgen, befanden die Domspatzen. Sie wussten allerdings einen absolut sicheren Ort, die Grube San Fernando, Sohle 1200. Überhaupt zeigten sich die Domspatzen etwas verstört, denn sie hatten von der Entscheidung der Grünen Landespartei gehört, die zur Anhörung in Mainz keinen Herdorfer, sondern einen Grünen-Politiker aus Birken-Honigsessen entsenden will. Der sei ja schließlich schon fusioniert, so die Domspatzen.
Verärgert waren sie zudem über den SPD-Abgeordneten Thorsten Wehner, der nur die hohlen Phrasen von Mainz nachlalle. Mit ihren Herdorfer Liedern, die teils schon einige Jahre alt sind, sorgten die Domspatzen, ebenso wie die Bröselhäppchen an diesem Abend für einen vielstimmigen Chor im Saal. Schlosser meinte in Richtung Daaden, dass die Herdorfer auch noch die unterirdischen Wege nach Daaden kennen würden. „Wir werden Daaden untergraben, es wird sich ein großes Loch auftun“. „I have a Dream“ ergänzte jemand dazu aus dem Publikum.
Natürlich wurde die gesamte Stunksitzung nicht nur von den Bröselhäppchen und den Domspatzen gestaltet. Zu einer ordentlichen karnevalistischen Sitzung gehört schließlich auch immer mal was fürs Auge. Eine ultrakurze Tanzdarbietung präsentierten Peter Wronker und Marius Boldt, selbst die geforderte und gegebene Zugabe verzögerte das Abendprogramm nur unmerklich. Steffi Boldt und Christian Grünebach sorgten mit ihrem Sketch von der Marktforschung die sich letztlich als Steuerfahndung entpuppte für gute Unterhaltung und auch das "Hellertal-Duo" mit Stephan Romschinski und Daniel Schmidt ernteten viele Lacher. Susanne Schlosser kam als Dr. Bones daher und erzählte die Geschichte der Körperteile, die sich darum stritten, wer von ihnen denn wohl der Boss wäre. Ebenfalls mit von der Partie, die Gruppe Schieflage. Für beste musikalische Unterhaltung sorgte JoJo Weber und seine Band mit flotten, rockigen Rhythmen und das Publikum war begeistert.
Über eine weitere geplante Demonstration zum Thema „Herdorf muss selbständig bleiben!“ informierte der Ortsverband Bündnis 90/Die Grünen Herdorf und die Bürgerinitiative „Eigenständiges Herdorf“.
Am Samstag, den 30. November findet in Betzdorf aus Anlass der Landesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen um 9.30 Uhr am Bahnhof Betzdorf eine Demonstration mit anschließender Kundgebung an der Stadthalle statt. (anna)
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