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"Was global ist, ist stets auch lokal"
"Wir werden nicht bis morgen alles geändert haben, aber wir sollten trotzdem heute schon mal anfangen..." Superintendent Eckhard Dierig zog ein positives Fazit der Frühjahrssynode des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen am Wochenende in Friedewald. Als Schwerpunktthema hatte sich die Synode die "Globalisierung" gewählt.
Kreis Altenkirchen. "Was global ist, ist stets auch lokal" stellte Hauptreferent Professor Dr. Franz Segbers (früher Sozialakademie Friedewald) die Ergebnisse der sieben Arbeitsgruppen aus den 16 Kirchengemeinden des Kreises Altenkirchen zusammen. Während der Frühjahrssynode des Evangelischen Kirchenkreises hatten sich die Gruppen verschiedenen Teilbereichen der Globalisierungs-Diskussion gewidmet.
Doch es soll nach dem Treffen des "Kirchenparlamentes" nicht nur geredet worden sein: Viele Arbeistaufträge an Gemeinden, Kirchenkreis und Gruppen werden nun zusammengefasst und bei der Herbstsynode abgestimmt.
So sollen zur Unterstützung des "fairen Handels" - zwei Weltläden und zahlreiche Gemeinde-Initiativen gibt es schon im Kreis - fünf "Tisch-Läden" angeschafft werden, mit deren Einsatz schnell an allen Orten fair gehandelte Produkte - etwa in Schulen oder bei festen - angeboten werden können. Informationen und Anschauungsmaterialien können die Gemeindearbeit vor Ort bereichern und immer wieder auch dort neue Denkprozesse einleiten und Aktionen forcieren. Mit mobilen Mitteln, etwa der "ELAN-Initiative", kann dies nach Meinung der Synode erreicht werden.
"Wir lassen Menschen in Armut nicht allein" unterstrichen die Synodalen, die sich mit der Idee Raiffeisens und dem Projekt "Oiko-Kredit" beschäftigt hatten. Sie rieten dem Kirchenkreis zu prüfen, ob weitere Geldanlagen im Bereich der "fairen Kredite" möglich sind und zu Werbeaktionen in Gemeinden und in der Bevölkerung. Ein Sysstem der Kleinkredite könnte auch für Bedürftige in der Region über das Diakonische Werk Altenkirchen umgesetzt werden.
Dem Lebensraum "Dorf" gilt ein weiterer Augenmerk kirchlichen Handelns. Bei Globalisierung und Landwirtschaft geht es um mehr als Genpatente und Weltmarktpreise" unterstrich die Arbeitsgruppe, die sich für vernetzte Strukturen, Landschaftserhaltung und lebenswerte Räume im Westerwald und im Siegerland einsetzen will.
Den Partnerkirchenkreis Muku und die Verhältnisse im Kongo hatte eine Arbeitsgruppe im Blick, die sich mit Philippe Yangala und Michel Sanya Mutambala zwei Experten aus dem Kongo eingeladen hatte, mit denen viele Ideen in Sachen "lebendige Partnerschaftsarbeit" entwickelt wurden. Die Ansätze "Demokratie und Rechtsstaat stärken und Bildung forcieren" gelten indes nicht nur für den Kongo, sondern auch für Aktionen vor Ort, unterstrich die Arbeitsgruppe, in der sehr deutlisch wurde, wie viel Kraft gerade die Partner in Afrika aus gelungenen Projekten in Deutschland schöpfen. Als sehr bereichernd wurden in der Synode auch die musikalischen Beiträge der Afrikaner bei Gottesdienst und in der Beratungsphase empfunden.
Dass es keine Privatisierung des Allgemeingutes Wasser geben darf, stand für gleich zwei Arbeitsgruppen als Fazit fest. Gesundheitsfürsorge weltweit und lokal als Grundrecht niemals "verwässern", als Kirche die Stimme für Arme und Kranke deutlich erheben, waren weitere Forderungen.
Die Strategie der "kleinen Schritte" gehen, wollen die Vertreter der evangelischen Kirchengemeinden im Kreis nun vorantreiben. Aber auch sich einmischen in zahlreiche Prozesse der Globalisierung. So sollen unter anderem Anträge an die Landessynode 2008 vorbereitet werden, die ebenfalls "Globalisierung" thematisieren will.
"Als Kirchen und um unserer Glaubwürdigkeit willen sind wir gefordert, uns einzumischen," unterstrich Franz Segbers die Ansätze. Da "auch im eigenen Land nicht alles gerecht zugehnt", müsse der Ruf nach "gerechten Mindeststandards" sowohl in Deutschland als auch im internationalen Handel gelten.
"Nicht der Wettbewerb als solcher zählt," unterstrich die Kreissynode und stimmte Segbers im Sinne des Psalm 85 zu, "die Welt so zu globalisieren, dass sich Gerechtigkeit und FRieden küssen..."(pes)
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Dörfliches Leben im Wandel: Gravierende Veränderungen zeigen sich manchmal überdeutlich in Bildern verschiedener Jahrzehnte, die bei der Kreissynode zur Einstimmung auf die Diskussionen herangezogen wurden. Fotos: Petra Stroh
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