Blog: Gibt es einen Weihnachtsmann?
Alle Jahre wieder, wenn in den Städten und Dörfern die Lichterketten über den Straßen angeschaltet werden, die Weihnachtsmärkte wie Pilze aus dem Boden schießen und man sich endlich traut, die schon seit September die Kassenbereiche der Supermärkte verstopfenden Printen, Lebkuchen und Plätzchen zu kaufen, dann ist es wieder soweit: Die Vorweihnachtszeit ist da.
Mit ihr kommt dann auch so mancher philosophischer Gedanke und so saß ich neulich am Küchentisch und dachte darüber nach, ob meine Kinder eigentlich jemals so wirklich an den Weihnachtsmann geglaubt haben. Ich kam zu dem Schluss, dass dies wohl eher nicht der Fall gewesen ist und bekam plötzlich ein richtig schlechtes Gewissen. War das meine Schuld? Hatte ich vielleicht zu wenig Fantasie an den Tag gelegt und sie womöglich damit um einen wichtigen Part ihrer kindlichen Entwicklung gebracht?
Zugegebenermaßen sind meine Erklärungsversuche, warum der Weihnachtsmann die Geschenke bringt, man sich aber bei Oma, Opa, Tante und Onkel dafür bedanken muss, rückblickend wohl eher als kläglich zu bezeichnen. Wie soll man das aber auch bitte plausibel glaubhaft machen? Sammelt die gesamte Verwandtschaft vielleicht für den Weihnachtsmann, weil der sich die ganzen Geschenke nicht leisten kann, oder reisen Oma Elli und Onkel Harald zur Weihnachtszeit mit dem Rentier-Express in den Himmel, um dort in der Weihnachtswerkstatt mit den Elfen und Wichteln zusammen Puppen und Playmobil-Bauernhöfe zu bauen? So war ich froh, dass meine beiden Mädchen den Weihnachtsmann zwar als “zu Weihnachten dazugehörig“, aber nicht weiter wichtig erachteten.
Zurück zu meiner vorweihnachtlichen Philosophiestunde. Müssen Kinder an den Weihnachtsmann glauben, oder anders gefragt: Schließt das Bewusstsein, dass etwas wahrscheinlich nicht real und existent ist, automatisch die Freude und den Spaß an diesen Dingen aus? Hier geht es beileibe nicht nur um den Weihnachtsmann, denn auch Schneewittchen, Frau Holle und Dornröschen sind davon durchaus betroffen. Haben Sie schon einmal von einem 12-jährigen Teenie gehört, der ernsthaft daran glaubt, dass es irgendwo eine Zauberschule namens Hogwarts gibt? Oder haben Sie in letzter Zeit vermehrt junge Mädchen mit Knoblauchketten um den Hals beobachten können, die sich auf diese Weise vor Vampirangriffen schützen möchten, weil sie den Plot der Teenie-Vampirstories im Kino für bare Münze nehmen? Trotzdem sind die Kinos voll, ist die Harry-Potter-Reihe ein Bestseller und jedes Kind kennt Schneewittchen und die sieben Zwerge.
Ich denke, dass Kinder ab einem bestimmten Alter genau wissen, dass all diese Figuren nicht real sind. Erstaunlicherweise hat dieser Umstand aber keinerlei Auswirkungen auf die Faszination, die von ihnen ausgeht. Ergo bedeutet an etwas zu glauben nicht automatisch, von seiner Existenz überzeugt zu sein. Glauben heißt auch, ganz bewusst in eine Welt der Fantasie einzutauchen und diese als Gegenpart zur realen Welt zu sehen. Vor über hundert Jahren lebte ein achtjähriges Mädchen namens Virginia in New York. Sie stellte ihrem Vater die Frage, ob es einen Weihnachtsmann gäbe. Der Vater entledigte sich dieses Gewissenskonfliktes mit der Antwort, sie solle diese Frage an die “Sun“ (die New-York Sun ist eine der ältesten und renommiertesten Zeitungen in den USA) stellen, denn was in der “Sun“ stünde, könne als wahr erachtet werden. Virginia tat dies und die Antwort auf ihre Frage, die ihr der Sun-Mitarbeiter Francis P. Church in einem Artikel gab, wurde zu einem Leitartikel, der bis zum heutigen Tag der am häufigsten nachgedruckte Leitartikel einer Zeitung ist. Hier ein Auszug:
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„...Du kannst die Babyrassel auseinanderreißen und nachsehen, was darin die Geräusche erzeugt; aber die unsichtbare Welt ist von einem Schleier bedeckt, den nicht der stärkste Mann, noch nicht einmal die gemeinsame Stärke aller stärksten Männer aller Zeiten, auseinanderreißen könnte. Nur Glaube, Phantasie, Poesie, Liebe, Romantik können diesen Vorhang beiseite schieben und die übernatürliche Schönheit und den Glanz dahinter betrachten und beschreiben. Ist das alles wahr? Ach, Virginia, in der ganzen Welt ist nichts sonst wahrer und beständiger...“
In diesem Sinne wünsche Ich Ihnen eine fantasievolle und wunderbare Weihnachtszeit!
Verfasst von Eva Klein
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Ich möchte mich Ihnen kurz vorstellen:
Mein Name ist Eva Klein, ich bin 32 Jahre alt und lebe mit meinem Mann, meinen Töchtern Finya (9) und Fidelia (7), unserem Neuzugang Paul (11 Wochen), einem Hund, zwei Kaninchen und 35 Babyfischen in Puderbach. Neben meiner Tätigkeit für den NR-Kurier studiere ich gegenwärtig Journalismus und verfasse als Texterin Inhalte für web-content, Presseberichte, Produktbeschreibungen und Unternehmens-Portfolios. Das geschriebene Wort ist für mich Inspiration und Passion zugleich. Ohne diese Möglichkeit mich auszudrücken, wäre mein Leben nicht das, was es ist. An dieser Stelle werde ich ab sofort regelmäßig meine Gedanken und Erlebnisse mit Ihnen teilen und freue mich auf zahlreiche Kommentare von Ihnen!