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BGV präsentiert am 8. Mai Gedenkbuch
Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung von der Nazidiktatur, stellt der Betzdorfer Geschichte Verein (BGV) den Band Nr. 4 der Betzdorfer Geschichte(n) vor. Es trägt den Titel "Nicht vergessen - Opfer von Krieg und Gewalt aus dem Amt Betzdorf". Im Rahmen dieser Präsentation wird der in Wissen geborene Hamburger Historiker Hannes Heer aus einem Buch "Hitler war´s" vorlesen.
Betzdorf. "Hitler war´s" ist der Titel des jüngsten Buches des bekannten Historiker Hans-Georg "Hannes" Heer, aus dem er am 8. Mai in Betzdorf lesen und anschließend mit den Besuchern diskutieren wird. Anlass ist die Präsentation des Bandes Nr. 4 der Betzdorfer Geschichte(n) des BGV mit dem Titel "Nicht vergessen-Opfer von Krieg und Gewalt aus dem Amt Betzdorf", kurz Gedenkbuch genannt, am Donnerstag, 8. Mai, ab 18 Uhr, im Barbarasaal der Stadthalle. Außerdem wird vom BGV damit an den Tag der Befreiung von der Nazidiktatur am 8. Mai erinnert.
Der Kant´sche Satz "Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, ist ja nicht tot, er ist nur fern! Tot ist nur, wer vergessen wird.", im Titel des neuen Buches zu lesen, hat die Initiatoren Gerd Bäumer und Dr. Gerhard Hermann geleitet, als sie 2006 damit begannen, die Opfer der Weltkriege aus Betzdorf systematisch aufzulisten. Hauptsächlich auch deshalb, weil die Namen 1962 vom Kriegerdenkmal im Rainchen verschwunden waren und in Betzdorf nirgends vollständig zusammengestellt sind. Standesämter, Privatpersonen, Betzdorfer Bücher und Festschriften sowie zahlreiche Privatpersonen halfen bei der Suche. So gelang es nach monatelanger Arbeit die Gefallenen, Vermissten, Zivilopfer und die so genannten Bunkerkinder zu erfassen.
Zusammen mit den nach jahrelangen Recherchen durch Ernst-Helmut Zöllner ermittelten ermordeten und verschollenen Betzdorfer jüdischen Glaubens wurden sie in einem Gedenkbuch in der alten, aber neu hergerichteten Friedhofskapelle ausgelegt. Bürgermeister Bernd Brato führt in seinem Vorwort dazu aus: "Dieser Vorläufer hat viele Personen ermutigt, sich beim Betzdorfer Geschichtsverein mit Änderungen und Ergänzungen zu melden. In dem nun vorliegenden Buch werden diese berücksichtigt." Dadurch stieg die Zahl der jetzt bekannten Kriegsopfer an und durch weitere Forschungen erhöhte sich auch die Zahl der ermordeten Juden. Dem Wunsch der Angehörigen folgend, wurde nun ein gedrucktes Gedenkbuch geplant und das Redaktionsteam Gerd Bäumer, Dr. Gerhard Hermann, Ernst-Helmut Zöllner schloss auch die Opfer aus den Gemeinden des ehemaligen Amtes Betzdorf mit ein.
Das Konzept sah neben den langen Opferlisten auch die Dokumentation der Geschichte der 21 Denkmäler, ohne weitere Vereins- und Firmengedenktafeln, in der Verbandsgemeinde vor. Etwa 30 Zeitzeugen arbeiteten mit. Langes Suchen bei den Standesämtern in Betzdorf und Kirchen durch Dr. Gerhard Hermann sowie tagelange Nachforschungen durch Ernst-Helmut Zöllner in den Archiven Siegen, Altenkirchen, Berlin und Hadamar brachten die Fakten zusammen. Dabei waren auch die BGV-Mitglieder Werner Heer und Heinz Stock aktiv beteiligt. Erstmals schildert Ernst-Helmut Zöllner in einem Beitrag ein bisher kaum erwähntes abscheuliches Verbrechen der Nazizeit, das Leiden der Euthanasieopfer aus Betzdorf. Von einem Opfer ist das Originalkrankenblatt mit den "pseudo-medizinischen Eintragungen" abgedruckt.
Die Leser werden mit zahlreichen Einzelheiten der Geschichte der Denkmäler vertraut gemacht, die auch in dieser Form bisher nirgends festgehalten wurde. Daran wirkten Dieter Drutschmann, Gottfried Frings, Bernhard Latsch und Rainer Müller mit. Wichtig für die Initiatoren bleibt aber, die Opfer von Krieg und Gewalt haben einen Platz, der ihre Namen bewahrt. 1330 Namen aus den damals noch sechs Gemeinden des Amtes Betzdorf finden sich im Band 4 des BGV auf 160 Seiten mit über 80 Fotos. Landrat Michael Lieber schreibt in seinem Vorwort: "Es ist hier ein Gedenkbuch entstanden, das eine wichtige Dokumentation darstellt. Den Opfern der schrecklichsten und traurigsten Epoche unserer Geschichte wird so in der Verbandsgemeinde Betzdorf ein würdiges Andenken bewahrt".
Bewusst ist der 8. Mai, der Tag der Befreiung von der Nazidiktatur, als Präsentationstag gewählt worden und dem BGV ist es gelungen, den Hamburger Historiker Hannes Heer für diesen Abend zu gewinnen. Heer ist in Wissen geboren, in Deutschland als Regisseur, Autor und als Leiter der Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1942" bekannt geworden. Er liest aus seinem jüngsten Buch "Hitler war´s" und steht anschließend zur Diskussion zur Verfügung. Der BGV hat auch die weiterführenden Schulen zu diesem Termin eingeladen und natürlich dürfen alle Interessierten zur Präsentation und Lesung kommen.
Die Buchhandlung Hartmut Sarrazin wird einen Büchertisch zu diesem Thema zeigen und natürlich bietet der BGV das neue Gedenkbuch zum Kauf an. Außerdem wird es am Freitag, 9. Mai, auf dem Markt vor der Elefanten-Apotheke angeboten, und auch in der Buchhandlung Sarrazin, im Creativ-Geschäft Becher, im Bürgerbüro im Rathaus, in der Elefanten-Apotheke sowie bei den Vorstandsmitgliedern des BGV zu erhalten sein.
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Foto: Das Titelbild zeigt die sanierte Halle auf dem Betzdorfer Friedhof.
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