Ein Andenken an den "vergessenen Landesvater"
„Dr. Wilhelm Boden – der vergessene Landesvater“ so der Titel des Buches, welches Dr. Thomas A. Bartolosch, Dozent an der Universität Siegen, verfasst hat und zu dessen Vorstellung Landrat Michael Lieber am Donnerstagabend in die Kreisverwaltung in Altenkirchen eingeladen hatte.
Kreis Altenkirchen. Dr. Wilhelm Boden war dem Kreis Altenkirchen lange als Landrat verbunden. Inzwischen sind der einstige Landesvater und seine bedeutungsvollen Taten vielerorts in Vergessenheit geraten. Um dem weiteren Entschwinden Bodens aus der Erinnerung der Bevölkerung entgegenzuwirken und ihm gleichzeitig ein besonderes literarisches Denkmal zu setzen, verfasste Dr. Thomas A. Bartolosch, Dozent an der Universität Siegen, nach Gesprächen mit Landrat Michael Lieber ein Buch, welches am Donnerstagabend in der Kreisverwaltung in Altenkirchen vorgestellt wurde.
Die Älteren, so Landrat Michael Lieber, wüssten noch zu berichten von dem, was durch seinen einstigen Amtsvorgänger geschaffen worden sei. Vielen sei jedoch nicht bekannt, wer der erste Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz war – im Kreis Altenkirchen sei der Name allerdings noch einigen bekannt. Daher habe man sich gedacht, dass man diesen Menschen und sein Leben einmal näher betrachten müsse. Da er mit Dr. Thomas A. Bartolosch schon mehrfach literarische Werke besprochen hatte, war Lieber vor etwa einem Jahr erneut auf diesen zugegangen, um dadurch Dr. Wilhelm Boden ein Denkmal zu setzen. Auch den Vorsitzenden des Kreisheimatvereins, Konrad Schwan, hatte man als exzellenten Kenner der Kreisgeschichte mit ins Boot geholt.
Dr. Thomas A. Bartolosch erklärte, dass er selbst im Laufe der Recherchen von dem interessanten Leben des Dr. Wilhelm Boden überrascht worden sei. So sei Boden beispielsweise 1919 bis 1933 Landrat des Kreises Altenkirchen gewesen. Bei seinem Amtsantritt war er gerade einmal 29 Jahr alt und damit jüngster unter den insgesamt 444 Landräten in Preußen. „Das spricht schon mal Bände“, so Boden.
Im Folgenden gab Bartolosch einen kurzen Abriss über das spätere Leben Bodens und benannte dabei beispielsweise die Wiedereinsetzung als Landrat gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, die Ernennung zum Regierungspräsidenten des Regierungsbezirkes Koblenz, die Ernennung zum Oberpräsidenten der Provinz Rheinland-Hessen-Nassau sowie die Ernennung zum Ministerpräsidenten des neu geschaffenen Landes Rheinland-Pfalz, die Tätigkeit als Präsident der Landeszentralbank und die als Vorsitzender der CDU-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag bis hin zum Tod Bodens 1961 in Birnbach, nach welchem er auf dem katholischen Friedhof in Altenkirchen beerdigt worden ist.
„Er war für den Kreis Altenkirchen ein Glücksfall“, so Bartolosch. Er habe entscheidende Impulse gegeben im Hinblick auf Energiepolitik, Bildungspolitik, Verkehrspolitik, Sozialpolitik und die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. „Er hat entscheidendes geleistet“, so Bartolosch und betonte, dass Boden auch über die Partei- und Konfessionsgrenzen hinaus gehandelt habe, „Er war ein Landrat für alle.“
Das Buch selbst fußt auf einem Nachlass, der sich im Landeshauptarchiv Koblenz befindet. Die Bilderauswahl, unter denen sich auch Werke von August Sander, zu welchem Dr. Wilhelm Boden Kontakt hatte, befinden, hat Verfasser Dr. Thomas A. Bartolosch gemeinsam mit Landrat Michael Lieber und Konrad Schwan als Vorsitzendem des Kreisheimatvereins getroffen.
„Es ist ein unheimlich interessantes Buch“, erklärte Konrad Schwan, „Es liest sich wie ein Roman.“ Auch Verfasser Dr. Thomas A. Bartolosch bestätigt: „Ich war selber überrascht.“ Die Materie habe einfach gefesselt. „Es hat großen Spaß gemacht, dieses Buch zu schreiben.“ Landrat Michael Lieber zeigte sich beeindruckt von dem, was sein Amtsvorgänger in den schweren 1920er Jahren alles geleistet hat und welche große und langwierige Akzeptanz ihm als Fraktionsvorsitzenden zuteil war.
Von dem von der Kreisverwaltung Altenkirchen herausgegebenen und mit Unterstützung der Kreissparkasse Altenkirchen gedruckten Buch existieren 750 Exemplare. Diese sollen den Mitgliedern des Kreistages, historisch Interessierten im Kreis und den Schulbibliotheken zukommen. Als erste erhielten beim an die Buchvorstellung anknüpfenden Neujahrsempfang die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen des Kreises Altenkirchen ein Exemplar des Werkes über einen der tatkräftigsten und engagiertesten Landräte in der Geschichte des Kreises Altenkirchen. (bk)
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