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Nachricht vom 04.02.2014    

Landfrauen ermutigen Frauen zum Einstieg in die Politik

Am Dienstagabend hatte der Landfrauenverband des Kreises Altenkirchen in die Landjugendakademie in Altenkirchen eingeladen, wo Sabine Bätzing-Lichtenthäler, MdB und nach ihr die Landtagsabgeordnete Anna Neuhof sowie Ortsbürgermeisterin und Kreisbeigeordnete Erika Hüsch sich zum Thema „Mehr Frauen in die Parlamente“ äußerten.

Mehr Frauen in die Parlamente – das wollen der Landfrauenverband des Kreises Altenkirchen mit der Kreisvorsitzenden Gerlinde Eschemann (zweite von links), die Bundestagsabgeordnete Sabine Bätzing-Lichtenthäler (links), die Landtagsabgeordnete Anna Neuhof (dritte von links) und die Kreisbeigeordnete Erika Hüsch (dritte von rechts). (Fotos: Bianca Klüser)

Altenkirchen. Insbesondere im Bereich der Kommunalpolitik werden Männer und Frauen gleichermaßen gebraucht, dennoch ist nur ein Viertel der kommunalen Parlamentssitze von Frauen besetzt. Aus diesem Grund hatte der Landfrauenverband des Kreises Altenkirchen am Dienstagabend zu einer Informationsveranstaltung in die Landjugendakademie in Altenkirchen eingeladen, wo die Bundestagsabgeordnete Sabine Bätzing-Lichtenthäler und nach ihr die Landtagsabgeordnete Anna Neuhof sowie Ortbürgermeisterin und Kreisbeigeordnete Erika Hüsch zu dem im Mittelpunkt stehenden Thema „Mehr Frauen in die Parlamente“ referierten.

Die Kreisvorsitzende, Gerlinde Eschemann, konnte dazu über 30 Gäste begrüßen, darunter einige Bürgermeisterinnen und bereits politisch engagierte Damen. An diesem Abend wolle man, so Eschemann, die Chancen und Hürden für Frauen in der Politik einmal näher unter die Lupe nehmen, denn „Frauen sind die Hälfte der Bevölkerung“, dennoch seien diese insbesondere in der Politik des ländlichen Raumes stark unterpräsentiert. In der Kommunalpolitik im Besonderen seien aber die Kompetenzen aller gefordert, nicht nur die der Männer.

Im Anschluss berichtete die Bundestagsabgeordnete Sabine Bätzing-Lichtenthäler von den Erfahrungen, die sie selbst im Rahmen ihrer beruflichen Laufbahn gemacht hat, und ermunterte die Frauen, sich aktiver in die Politik einzubringen.

Angesichts der näher rückenden Kommunalwahlen betonte Bätzing-Lichtenthäler: „Wenn es darum geht Listenplätze zu besetzten, ist es teilweise sehr schwierig Frauen zu finden, die sich dazu bereits erklären.“ Das liege auch daran, dass viele Frauen es nicht mehr für nötig erachten, sich aktiv in den politischen Vordergrund zu spielen, da man der Ansicht sei, dass Männer und Frauen längst gleichberechtigt seien. Oft argumentiere man in diesem Zusammenhang auch damit, dass an Deutschlands Spitze eine Bundeskanzlerin stehe. Daher sei diese Diskussionsveranstaltung umso wichtigen, denn es sei durchaus wichtig, dass sich Frauen in die Politik einbringen, wie Bätzing-Lichtenthäler weiter erläuterte. Neben der schwierigen Besetzung von Listenplätzen durch Frauen, beherrsche die Deutschen nach wie vor ein sehr verfestigtes Rollenbild. Bätzing-Lichtenthäler selbst habe nach Bekanntgabe ihrer Schwangerschaft für die weitere Ausübung ihres politischen Amtes sehr viel negative Kritik einstecken müssen, wie die Politikerin erzählte. Dass so wenige Frauen im Parlament seien, resultiere aber auch daraus, dass insbesondere die Kommunalpolitik noch vielerorts durch eine abendliche Thekenpolitik nach den eigentlichen Ratssitzungen bestimmt werde, bei der Frauen meist nicht zugegen sind. „Wir müssen das nicht einfach so hinnehmen“, so Bätzing-Lichtenthäler weiter. Aus der Motivation heraus „Ich wollte was verändern“ ist die Politikerin seit 1994 parteipolitisch aktiv, zog 1999 in den Kreistag und 2002 in den Deutschen Bundestag ein.

Dass sich dieser Alltag mit einem Kind oder einem pflegebedürftigen Familienmitglied schwieriger gestaltet, konnte auch die Abgeordnete spüren. Es sei interessant, so Bätzing-Lichtenthäler, dass man eine Frau, die drei Kinder hat, fragt, wie sie das denn mit ihrem Beruf vereinbaren könne, aber niemals auf die Idee käme, einem Mann mit drei Kindern eben diese Frage zu stellen. Hier mangele es noch immer an Verständnis und Gleichberechtigung.
Dennoch appellierte Sabine Bätzing-Lichtenthäler, MdB an die Anwesenden für ein politisches Amt zu kandidieren und dadurch auch eine Vorbildfunktion auszuüben und unter Beweis zu stellen, dass Familie und Beruf auch in der Politik vereinbar sind. Es sei traurig, wenn man aufgrund mangelnden Verständnisses kapitulieren müsse. „Wir müssen etwas ändern an dieser Situation“, so die Abgeordnete, „Es wird vielleicht nicht alles besser, aber auf jeden Fall anders.“



Mit Blick auf die mit 42,2 Prozent recht hohe Frauenquote in ihrer Fraktion erklärte Sabine Bätzing-Lichtenthäler, dass man sich hier auch bereits ein Stück weit habe durchsetzen können, so etwa im Hinblick auf die Gespräch, die nicht mehr abends an der Theke stattfinden, sondern bei einem morgendlichen Frühstück. „Wir haben uns organisiert“, so Bätzing-Lichtenthäler, „und wir haben gefordert.“ Dabei betonte sie, dass dies auch eine Frage nach Macht sei und Frauen nicht nur dazu da seien, um ein Foto netter auszuschmücken. Auch die Kommunikation innerhalb der Fraktion habe sich verändert und man habe zu einer effizienteren Arbeitsstruktur gefunden, von der auch die Männer profitieren. Für den Hürdenabbau im Hinblick auf Frauen in der Politik seien schon kleine strukturelle Änderungen sehr wertvoll.
Das Problem sei vor allem, dass viele Frauen glauben, Familie und Beruf seien nicht vereinbar oder sie sich einfach nicht genug zutrauen. Wer sich in einen Gemeinderat wählen lässt, müsse jedoch noch längst kein politischer Experte sein, so Bätzing-Lichtenthäler und machte mit fünf Tipps ein bisschen Mut: selbstbewusst auftreten, die Männer konkret ansprechen, sich organisieren (auch über die Parteigrenzen hinaus), effiziente Arbeitsstrukturen schaffen und Vorbilder leben und sich an diesen orientieren.
„Ich glaube es kann gelingen, dass wir dadurch mehr Frauen in die Politik bringen können“, so Bätzing-Lichtenthäler abschließend, „Wir können das.“
Die Landtagsabgeordnete Anna Neuhof stimmte Sabine Bätzing-Lichtenthäler in zahlreichen Punkten zu. Aufgrund der Tatsache, dass sie selbst keine Kinder habe, so Anna Neuhof, habe sie es teilweise einfacher, denn sie habe noch die „Freiheit, mit an die Theke zu gehen“. Aber auch das seien die Männer nicht wirklich gewohnt. Wichtig sei es, dass die Frauen sich an der Politik aktiv beteiligen und klar sagen: „Das Stück vom Kuchen steht mir zu.“ Man müsse nicht immer bescheiden sein, sondern dürfe sich auch ruhig einmal vordrängeln, dies sei bloß eine Sache der Übung.
Interessant sei es, dass, wenn eine Frau und ein Mann zu einem Thema etwas Ähnliches sagen, sich alle nachfolgenden Redner ausschließlich auf den Mann beziehen. Auch sei es wichtig, dass Frauen Tandembildungen mit anderen Frauen in Betracht ziehen. Gegenseitige Unterstützung sei das, worauf es ankomme. So ermutigte auch Neuhof die Anwesenden sich politisch zu engagieren, damit dadurch auch einmal andere Aspekte zugelassen werden.

Auch Erika Hüsch, Bürgermeisterin in Busenhausen und Kreisbeigeordnete, erzählte von ihren Erfahrungen. So habe die gemeinsame Zeit mit den Landfrauen sie mutig gemacht, sodass sie 1999 in den Kreistag einzog. Seit 2004 ist sie außerdem Ortsbürgermeisterin, wobei sie das Miteinander mit den übrigen Gemeinderatsmitgliedern (zwei Frauen und sechs Männer) als sehr gut beschrieb. Als sie dann das Amt der Kreisbeigeordneten antrat, sei ihr jedoch von vielen Menschen Karrieregeilheit unterstellt worden. Sie selbst habe ihre Entscheidung, das Amt dennoch anzutreten, aber nicht bereut. Auch Hüsch ermutigte: „Gehen Sie den Schritt. Lassen Sie sich auf die Listen setzen. Sie werden erstaunt sein, was sie alles leisten können.“

Im Anschluss waren zur offenen Diskussion mit den Anwesenden eingeladen, wobei sich zahlreiche der Damen zu Wort meldeten und ihre eigenen Eindrücke schilderten.

Abschließend dankte die stellvertretende Vorsitzende des Landfrauenverbandes, Renate Nadrowitz, den erschienenen Gästen für ihr Kommen und überreichte Sabine Bätzing-Lichtenthäler für ihren Kurzvortrag ein kleines Präsent.
Im Anschluss waren die Damen zum weiteren Austausch bei einem Imbiss eingeladen. (bk)


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