Werbung

Nachricht vom 12.02.2014    

Ergänzungstarifvertrag bei Federal Mogul hat Chancen

Unsicherheit rund um die etwa 380 Arbeitsplätze bei Federal Mogul in Herdorf und vor allem Diskussionen um einen Tarifvertrag mit Rechtsunsicherheit führten jetzt dazu, dass die IG Metall und der Betriebsratsvorsitzende an die Öffentlichkeit gingen. Die ersten Verhandlungen sind gescheitert, aber man sucht gemeinsam weiter nach Lösungen.

Große Einstimmigkeit herrschte bei der Betriebsversammlung am vergangenen Freitag. Fotos: IG Metall

Betzdorf/Herdorf. Zu einem informativen Gespräch bezüglich der jüngsten Ereignisse bei Federal Mogul in Herdorf hatten der Bevollmächtigte der IG Metall Geschäftsstelle Betzdorf, Claif Schminke, und sein Stellvertreter und Betriebsratsvorsitzender bei Federal Mogul, Bruno Köhler, eingeladen.

Derzeit herrschen Unsicherheit und Unklarheit über den Fort- und Ausgang von Verhandlungen über eine Betriebsvereinbarung. Das Thema hat sich natürlich über die Grenzen des Betriebsgeländes hinaus, in Familien, Freundeskreisen und anderen Ebenen herumgesprochen. Um nun etwas mehr Klarheit in das Geschehen zu bringen, sind Schminke und Köhler an die Öffentlichkeit gegangen.

Derzeit wird in der Herdorfer Niederlassung des Konzerns an einem Ergänzungstarifvertrag gearbeitet, der für die 380 Mitarbeiter keine wesentlichen finanziellen Einbußen, sowie eine Arbeitsplatzsicherheit für die nächsten Jahre beinhalten soll, so formulierte es Köhler.
Hintergrund dieser Bestrebungen ist die Tatsache, dass in 2006 eine Betriebsvereinbarung zur Standortsicherung mit einer Arbeitszeitfestlegung auf 37,5 Std von Arbeitgeber und Betriebsrat unterzeichnet wurde. Nach dieser Vereinbarung wird mit beiderseitigem Einverständnis bis zum heutigen Tage gearbeitet, obwohl der Vertrag auf Grund eines Formfehlers keine rechtliche Grundlage aufweist.

Seit nunmehr einem Jahr sind beide Vertragspartner nun dabei, eine Rechtssicherheit zu schaffen. Seitens des Arbeitgebers wirft der Betrieb in Herdorf jedoch nicht genügend Gewinn ab und es kamen Vorschläge zu Einsparungen. Diese Einsparungen sollten jedoch gänzlich zu Lasten der Arbeitnehmer gehen. In der „Giftliste“, wie Schminke das Papier bezeichnete, war von Kürzungen beim Urlaubsgeld, beim Weihnachtsgeld und der Sonderzulagen die Rede. Dies hätte einen Einkommensverlust von 20 bis 25 Prozent monatlich für die einzelnen Mitarbeiter bedeutet, festgesetzt auf einen Zeitraum von fünf Jahren.

Eine Summe, die vom Betriebsrat und der IG Metall natürlich nicht akzeptabel ist. Wie Schminke erklärte, sind die Mitarbeiter der Firma Federal Mogul äußerst motivierte Arbeitskräfte, die sich mit dem Unternehmen identifizieren. Über die Arbeitsabläufe hingegen sind viele Mitarbeiter schon seit einiger Zeit sehr unzufrieden. Also haben sie in einer Betriebsversammlung 102 Verbesserungsvorschläge zur Arbeitsoptimierung eingereicht, wie zum Beispiel den der Schrottminimierung.
Köhler erläuterte, die Mitarbeiter sähen ein besseres Einsparungspotential mit Langzeitwirkung, wenn die Qualität der Arbeitsabläufe und der Produkte erhöht werde und man somit am Markt besser aufgestellt sei. Schminke sagte, daher verfolge man nun das Projekt „Besser statt billiger“. Hinsichtlich dieses Projektes seien auch schon zwei Arbeitssitzungen erfolgt, zu denen der Arbeitgeber auch immer einige der Mitarbeiter freistelle. Seitens der IG Metall wurde die Technologieberatungsstelle mit ins Boot genommen und auch von der Gewerkschaft finanziert.
Parallel laufen die Verhandlungen für den Ergänzungstarifvertrag weiter und die Arbeitgeberseite hat Ende Januar in einem neuen Angebot die 40 Stunden Woche wieder ins Gespräch gebracht. Am vergangenen Freitag (7.2.) wurde dieses Angebot in einer Betriebsversammlung im Knappensaal in Herdorf von den Mitarbeitern natürlich abgelehnt. Dienstag, den 11. Februar fand nochmals ein Sondierungsgespräch in Frankfurt statt, wobei keine Einigung erzielt werden konnte. Seitens der IG Metall erklärte Schminke diese Verhandlung danach für gescheitert.
Dies wiederum habe auf Arbeitgeberseite zu einem Einlenken geführt. Die gesamten Gespräche seien bis dato alle sachlich verlaufen, so Schminke. Köhler fügte hinzu, es habe zu keiner Zeit Drohungen seitens des Arbeitgebers hinsichtlich Entlassungen oder gar einer Schließung gegeben. Im gegenseitigen Einvernehmen strebe man nun eine Lösung an, mit der beide Parteien leben könnten.



Köhler äußerte Verständnis dafür, dass ein Unternehmen natürlich Gewinne erzielen muss, doch gebe es eben auch andere Möglichkeiten als nur bei den Mitarbeitern zu sparen. Das angestoßene Projekt „Besser statt billiger“, soll daher auch ein fortlaufender Prozess sein. Ein nächstes großes Treffen ist für den 28. Februar in Herdorf vorgesehen, den Abschluss des Ergänzungstarifvertrages sieht Schminke etwa Ende April, Anfang März.

Der Dichtungsproduzent, Zulieferer der Automobilindustrie, nahm 1969 in Herdorf, damals noch unter dem Namen Goetze-Werke die Produktion auf. Seit 1999 gehört das Werk zu dem amerikanischen Konzern Federal Mogul. Derzeitiger Geschäftsführer ist Uwe Wülbers. Neben dem Werk in Herdorf gehören weitere 10 Werke innerhalb Deutschlands mit insgesamt 7.000 Mitarbeitern dem Konzern an. Weltweit gibt Federal Mogul 45.000 Menschen Arbeit. (anna)



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Altenkirchen mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Lokales: Daaden & Umgebung

Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Daaden-Herdorf auf Facebook werden!

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
 


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Weihnachtsvorfreude: Knuspermarkt Neuwied öffnet seine Türen mit buntem Programm

Neuwied. Oberbürgermeister Jan Einig begrüßte die Gäste im Namen seiner Kollegen Jung und Seemann und freute sich, den Knuspermarkt ...

Eilmeldung: Fortsetzung der Unfallserie auf glatten Straßen im Kreis Altenkirchen

Friedewald. Ein erneuter Unfall ereignete sich heute Nachmittag (22. November) vor Friedewald, als ein weißer Volvo aus Langenbach ...

Vorsicht vor Taschendieben: Präventionskampagne auf Koblenzer Weihnachtsmarkt

Koblenz/Region. Nicht nur Bürger lieben Weihnachtsmärkte - auch Taschendieben kommen diese gelegen. Sie suchen sich ihre ...

Westerwaldwetter: Erst Frost, am Sonntag Temperatursprung

Region. Am Freitag, dem 22. November ist der Wind noch ein Thema. Es gibt starke Böen um die 55 Kilometer pro Stunde aus ...

Neues Zentrum für interdisziplinäre Kriminalitätsforschung an der Uni Siegen

Siegen. Der Begriff Kriminalität ist vielseitig und wird in verschiedenen Kontexten unterschiedlich wahrgenommen. In Medien, ...

Gedenkfeier des Hospizvereins Altenkirchen: "Licht der Erinnerung"

Birnbach. Die Gedenkfeier war von einer Atmosphäre der Besinnlichkeit geprägt. Kerzen wurden entzündet, die das Licht der ...

Weitere Artikel


Polizei suchte nach reisenden Tätern

Region. Das Polizeipräsidium Koblenz beteiligte sich am Mittwoch, 12. Februar, an einem länderübergreifenden Einsatz zur ...

EU-Projekttag an Schulen im Landkreis Altenkirchen

Kreis Altenkirchen. Ein EU-Projekttag findet in diesem Jahr wieder an Schulen in ganz Deutschland und damit auch im Landkreis ...

Vier Neuzugänge in der Winterpause

Almersbach. Der SSV Almersbach-Fluterschen e. V. hat sich vor Beginn der Rückrunde in der Kreisliga C2 Westerwald/Sieg mit ...

Polizei hat Phantombilder von Uhrendieben

Die Täter hielten bei dem Überfall in Wetzlar vier Angestellte des Juweliergeschäfts in Schach und erbeuteten hochwertige ...

IHK wirft dem Land Verschwendung vor

„Die Energieagentur entwickelt sich in die vollkommen falsche Richtung“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel. ...

Von der Macht der Ohnmacht

Zwei Menschen, die fast ihr gesamtes Leben noch vor sich hatten, sind gestorben. Ein ganzer Ort trauert, und mit ihm eine ...

Werbung