Uni-Projekt will für Technik und Naturwissenschaften begeistern
Drei Tage werden die Schüler der sechsten Klasse im Gymnasium Betzdorf zu Forschern. Das Ziel des Projekts der Uni Siegen: Interesse für Technik und Naturwissenschaften wecken – nicht nur für die Projektdauer. Mehr Schüler, und vor allem Schülerinnen, sollen später entsprechende Berufe anstreben, um den Fachkräftemangel vorzubeugen.
Betzdorf. Manchmal bildet das Fernsehen die Realität besser ab als einem lieb sein kann. So auch die Kult-Serie „Big Bang Theory“, eine US-Reihe rund um vier junge verschrobene Naturwissenschaftler. Die Folgen sind zwar komisch angelegt. Aber bei aller Überzeichnung kann man einen ernsten Hintergrund in die Sendung hineindeuten, der auch für das AK-Land relevant ist: Naturwissenschaftler und Techniker sind vor allem männlich und gehören einer Minderheit an. Die Statistik beweist den Zusammenhang: Nur jeder vierte Absolvent eines sogenannten MINT-Faches (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) ist eine Frau in Deutschland. Und generell: Der Fachkräftemangel ist auch in Betrieben der Region spürbar.
Hier will das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Betzdorf ansetzen. Die Schule nimmt an dem Projekt „MINT on Tour“ der Uni Siegen teil. Denn: Früh übt sich, wer ein Techniker oder Naturwissenschaftler werden will – oder besser: eine Technikerin oder Naturwissenschaftlerin.
Zwar beschritt hier das Gymnasium bereits in den letzten Jahren neue Wege und kooperiert mit Firmen der Region. Aber in der Oberstufe sind die Leistungskurse Physik und Chemie vergleichsweise wenig nachgefragt. Auch startete es eine mathematisch-naturwissenschaftliche Schwerpunktklasse ab der siebten Stufe – die allerdings vor allem von Jungen gewählt wird.
So ist es sicher kein Zufall, dass die Schüler der sechsten Klasse drei Tage mit Hilfe der Uni Siegen an Technik und Naturwissenschaften herangeführt werden sollen. „Wir wollen Freude und Interesse wecken“, beschreibt der Schullaufbahnberater Thorsten Schütz die Intention. Besonders Mädchen wolle man für Naturwissenschaften und Technik begeistern.
Mit dem Projekt möchte die Uni auch für sich werben als Studienort und „Nachwuchsschmiede“ für die heimische Wirtschaft, wie es auf der Website von „MINT on Tour“ heißt.
So ist es naheliegend, dass die Uni-Tutoren die Gymnasiasten nicht mit trockener Theorie abschrecken. Die Kleinen sollen vor allem selber machen, mit Haushaltsmitteln Experimente bauen und durchführen, die sie auch mit nach Hause nehmen können. Das Schwerpunktthema: Energie.
In einer Klasse beispielsweise mischen die Kinder Aktivkohle, Eisenpulver und Kochsalzlösung. Dabei erleben sie durch die chemische Reaktion hautnah, wie Hitze, also Energie, entsteht. Die drei Tutoren liefern das nötige Hintergrundwissen und stellen sicher, dass Wissen nicht „aua“, sondern „ah“ macht.
Die Tutoren sind übrigens junge Männer, die durchaus in einer deutschen Version der „Big Bang Theory“ die Hauptdarsteller mimen könnten. Ihnen sitzen mehrheitlich Schülerinnen gegenüber. In ein paar Jahren könnten sie als junge Frauen dann selbst den MINT-Nachwuchs rekrutieren - wenn Projekte wie "MINT on Tour Erfolg haben. (ddp)
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