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Ein gewaltiges Friedensprojekt
"Die Geschichte der Europäischen Integration ist die Geschichte des gewaltigen Friedensproektes", sagte Festredner Staatsminister a.D. und ehemaliger Landrat des Kreises Altenkirchen, Dr. Alfred Beth, am Samstag in seiner Ansprache in der Stadionhalle in Wissen. Beth war der Hauptredner unter vielen Gästen, die anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Partnerschaft Chagny-Wissen in der Siegstadt versammelt waren, darunter natürlich die Bürgermeister Michel Picard und Michael Wagener.
Wissen. In seiner Rede zum Festakt der 40-jährigen Partnerschaft von Chagny und Wissen sagte Dr. Alfred Beth, die Geschichte der Europäischen Integration sei zum einen gespeist aus den "fatalen Erfahrungen der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts", gespeist aber auch aus den Lehren, "die gerade wir Deutschen aus der Nazidiktatur, dem Faschismus und dem Rassismus gezogen haben." Daraus entstanden, so Beth, sei die feste Überzeugung, dass die politische Integration, die Verpflichtung auf gemeinsame Werte in Europa, dass offene Grenzen die "Garanten für eine friedliche Entwicklung" seien. Beth sagte, er sei dankbar, dass er als politisch interessierter junger Mensch dieses "Zusammenwachsen ehemaliger Feinde zu Partnern und Freunden" habe miterleben dürfen. Großmannssucht, Machtgier und "politische Torheiten" hätten 1870, 1914 und 1939 zu drei Kriegen geführt. Um die Völker kriegsfreundlich zu stimmen, hätten sich, so Beth, "Deutsche und Franzosen gegenseitig zu Erbfeinden" erklärt. Aus heutiger Sicht erscheine dies alles absurd. Gottseidank hätten sich nach dem 2. Weltkrieg die Hassgefühle nicht fortgesetzt - nicht zuletzt "durch die Bedrohung durch die kommunistischen Systeme im Osten Europas". Diese habe auch "Hartgesottenen deutlich gemacht", dass die Gegnerschaft zwischen Duetschland und Frankreich eine "politische Dummheit" gewesen sei.
Beth lobte in seiner Rede die Verdienste der zwei Staatsmänner Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, die Verständigung und Annäherung zur Grundlage ihrer Politik gemacht hätten, die 1963 schließlich in den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag gemündet sei. Beth: "Der Freundschaftsvertrag zwischen Adenauer und de Gaulle war aber nicht nur ein Vertrag zwischen zwei Staatsmännern, sondern auch ein Vertrag zwischen zwei Völkern." Bei allen Verdiensten der Staatsmänner dürfe aber nicht vergessen werden, dass nach aller geschichtlicher Erfahrung wohlgemeinte und gut klingende Verträge für sich allein noch keine Basis für eine Freundschaft zwischen Völkern seien. Partnerschaften und Kontakte auf lokaler Ebene ergänzten den politischen Ansatz: "Sie werben um die Menschen und verbinden sie unmittelbar miteinander." Die Entwicklung der deutsch-französischen Freundschaft sei ein Lehrstück hierfür. Die Unzahl von Begegnungen und Freundschaften sei "ein unschätzbares Kapital und eine stabile Basis". Beth sagte, die Tatsache, dass zum Festakt auch Vertreter der Partnerstädte aus England (Letchworth) und Polen (Krapcowise) anwesend seien, sei ebenso erfreulich wie selbstverständlich. Und Reisen nach Frankreich, Großbritannien und Polen seinen heute keine Reisen mehr in eine fremde Welt, "sondern zu guten, lieben Nachbarn und Freunden." Beth abschließend: "Nur wer sich persönlich kennenlernt, wer weiß, wie die anderen denken, welche Ängste und Sorgen sie bewegen, wie sie in der Familie leben, wie Kinder groß gezogen und erzogen werden auch auch wie getrauert, gelacht und geliebt wird, nur wer dies alles erfährt...wird die oder den anderen wirklich kennen und verstehen lernen." (rs)
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Jeder Gast wurde persönlich begrüßt von Bürgermeister Michael Wagener (mitte) und seiner Gattin Martina, hier Landrat Michael Lieber. Fotos: Reinhard Schmidt
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