Dreigestirn erhielt die Macht an der Heller
In Herdorf ticken die Uhren anders, auch im Karneval. Hier wird die Macht am Rosenmontag mit dem Rathaussturm übernommen, und dies lautstark. Da gab es wenig Widerstand, auch wenn dies ansonsten ja anders ist. Aber es ist halt Karneval und die närrischen Paragrafen gelten nur bis Aschermittwoch.
Herdorf. Böllerschüsse kündigten es an, die Karnevalsgesellschaft des Städtchens, allen voran das erste Herdorfer Dreigestirn war auf dem Weg die Hoheit über das Rathaus zu übernehmen.
Pünktlich um 10.11 Uhr trat Bürgermeister Uwe Erner, in Begleitung von Rainer Stinner und Franz Solbach vom örtlichen Schützenverein, vor das Gebäude. Er sei in jüngster Vergangenheit für seinen Widerstand ja bekannt geworden, so der Rathauschef. In diesen Tagen und gegenüber dem Dreigestirn wolle er jedoch gerne eine Ausnahme machen und den symbolischen Schlüssel an Prinz Andreas II. übergeben. Der Prinz nahm den Schlüssel gerne in Empfang, froh darüber, dass dies so problemlos ablief und rief ein dreifach Herdorfer „Nadda Jöhh“ aus. Mit ihm waren natürlich der Bauer Sven und die Jungfrau Ritchyna gekommen, sowie die Garde. Außerdem die beiden Sitzungspräsidenten Norbert Weber und Gerhard Lück, die zuvor die elf närrischen Paragraphen des Regierungsprogramms verlesen hatten.
Einer dieser Paragraphen besagt: „Den Bundesunmutspreis erhält die Stadt Herdorf, sowie der AK Kreis. Ihr Verdienst – der Schutz der Anwohner von Haupt- und Schneiderstraße vor musikalischem Lärm eines vorgesehenen Jubiläumsfestes des Bollnbacher Musikvereins durch die genannten Straßen“.
Damit spielten die Karnevalisten auf den besagten Festumzug an, der im Frühjahr des vergangenen Jahres durch Nebenstraßen des Städtchens geführt werden musste.
Zur Erstürmung des Rathauses war selbstverständlich auch der erste Vorsitzende der KG, Thomas Otterbach, gekommen, außerdem das KG Showtanzcorps und weitere KG Mitglieder. Bei so viel närrischer Übermacht erkannte der Bürgermeister, dass jedwede Gegenwehr von vorne herein zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Der erste Gastverein des Tages hatte sich ebenso schon eingefunden, die Erbachtaler kamen mit einem großen Bus am Rathaus vorgefahren. Unter den Klängen des Liedes „Die Karawane zieht weiter“ begab sich die ganze Gesellschaft dann erst einmal in das Rathaus, um sich dort aufzuwärmen und für einen noch langen Tag zu stärken, denn um 14.11 Uhr startete der große Rosenmontagszug an dem sich diesmal 50 Fußgruppen und Wagen beteiligten. (anna)
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