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Nachricht vom 28.03.2007    

Säugling lebte - jetzt DNA-Reihentest

Der am 7. März am Stadtrand von Herdorf aufgefundene tote Säugling muss gelebt haben - zumindest für kurze Zeit. Das haben feingewebliche Untersuchungen der Leiche ergeben. In den nächsten Tagen sollen zudem etwa 500 Frauen im Alter zwischen 14 und 45 Jahren eine Speichelprobe abgeben.

Herdorf. Das Baby, das am 7. März nahe der Heller in Herdorf tot aufgefunden wurde, muss gelebt haben. Das hat die feingewebliche Untersuchung der Leiche ergeben, wie das Polizeipräsidium Koblenz am Mittwoch bekanntgab. Eine konkrete Spur, die zur Mutter des Säuglings führen könnte, gibt es derzeit offenbar noch nicht. Deshalb soll eine DNA-Reihenuntersuchung bei etwa 500 Frauen im Alter zwischen 14 und 45 Jahren aus dem Nahbereich der Fundstelle unternommen werden. Die Frauen werden angeschrieben und gebeten, eine Speichelprobe abzugeben.
Hier noch einmal die Chronologie des Falles, der weit über die Grenzen hinaus die Menschen beschäftigt:
Mittwoch, 7. März. Gegen 16 Uhr findet eine Spaziergängerin am Stadtrand von Herdorf (Wiesenstraße, nahe der Heller) auf einer Weide den Leichnam eines männlichen Säuglings. Das Baby war in ein 90 mal 180 cm großes, rotes Badelaken bzw. Handtuch eingewickelt und in einer Plastiktragetasche mit dem Werbeaufdruck der Firma "TAKKO" transportiert worden. Von der Kindsmutter fehlt jede Spur. Eine bis in die Abendstunden durchgeführte erste Suchaktion von Polizei und Feuerwehr bringt keine weiteren Hinweise.
Donnerstag, 8. März: Aufgrund des vorläufigen Obduktionsergebnisses kann lediglich gesagt werden, dass der Säugling zum Zeitpunkt des Auffindens vermutlich schon mehrere Tage tot war - eine nähere zeitliche Eingrenzung ist aufgrund des bereits eingetretenen Verwesungsprozesses nicht möglich. Der Säugling war voll ausgetragen. Die Frage, ob er überhaupt gelebt hat, kann vom Obduzenten in letzter Konseqenz (noch) nicht eindeutig beantwortet werden. Die Staatsanwaltschaft Koblenz leitet ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts eines Tötungsdeliktes ein, bei der Kriminaldirektion Koblenz wird die "Soko Heller" eingerichtet.
Freitag, 9. März: Im Rahmen von Suchmaßnahmen im erweiterten Bereich des Fundortes der Babyleiche werden verschiedene Gegenstände gefunden, unter anderem eine schwarze Jacke. Ob ein und gegebenenfalls welcher Zusammenhang mit dem Leichenfund besteht, bleibt unklar. Die parallel dazu geführten Befragungen von Anwohnern, Ärzten und in Krankenhäusern bleiben weiterhin ohne konkreten Hinweis auf die Kindsmutter. Ebenfalls am 9. März verteilt die Polizei im Raum Herdorf/Neunkirchen 7000 Plakate an die Bevölkerung. Aufgrund dieser Plakate und der vorausgegangenen gehen bis zum 10.März gut 20 Hinweise ein. Zur Ermittlung der Identität der Mutter des Säuglings führen sie aber nicht.
Freitag, 16. März: Da das Hinweisaufkommen im Vergleich zu ähnlichen Sachverhalten weiterhin gering ist, setzt die Staatsanwaltschaft Koblenz eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro aus. Aus verschiedenen Zeugenbefragungen ergeben sich Hinweise, dass in den Tagen und Wochen vor dem Fund des Säuglings mehrfach Wohnmobile in der Nähe des Fundortes gestanden haben sollen, darunter zumindest eines mit Essener Kennzeichen. Die Öffentlichkeitsfahndung wird daraufhin auch in den Großraum Essen/Ruhrgebiet ausgedehnt.
Freitag, 22. März: Die Polizei veröffentlicht Informationen und Fotos weiterer Gegenstände, die unmittelbar bei dem toten Säugling gefunden wurden und sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in der gleichen Tragetasche befunden haben:
- eine Dose Schaumfestiger der Marke "Dove",
- ein aufgerissenes, leeres Kondompäckchen der Marke "Billy Boy",
- ein gebrauchtes, blaues Kondom, das zweimal fest verknotet war.
Da den Ermittlungsbehörden nach wie vor kein erfolgversprechender Hinweis auf die Kindsmutter vorliegt, werden die rechtlichen Voraussetzungen sowie die tatsächlichen Erfolgsaussichten einer DNA-Reihenuntersuchung geprüft.
Mittwoch, 28. März: Das Polizeipräsidium in Koblenz informiert die Öffentlichkeit über den aktuellen Ermittlungsstand.



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