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Nachricht vom 19.03.2014    

Freiberufliche Hebammen in Gefahr

Die Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Anna Neuhof, traf sich zum Gespräch mit der stellvertretende Vorsitzenden des Landesverbandes der Hebammen, Anne Arfsten. Demnächst gibt es keine bezahlbare Haftpflichtversicherung für Hebammen mehr, ein derzeit heftig diskutiertes Thema.

Betzdorf. Wie lange gibt es noch Hebammen? - Diese Frage stellen sich viele Menschen. Anna Neuhof (MdL) hat aus diesem Grund die stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes der Hebammen RLP e.V. Anne Arfsten zu einem Gespräch getroffen. Arfsten arbeitet als freiberufliche Hebamme in Betzdorf und kann durch ihre beiden Funktionen die Lage der selbstständigen Hebammen im Kreis beurteilen.

Im Kreis arbeiten nur noch wenige freiberufliche Hebammen mit eigenen Praxen, das Krankenhaus Hachenburg beschäftigt freiberuflich arbeitende, das Krankenhaus Kirchen angestellte Hebammen. Aber auch angestellte Hebammen müssen oft zusätzliche Haftpflichtversicherungen abschließen.

Arfsten: „Wenn für uns Hebammen nicht schnell stabile Lösungen für die Haftpflichtproblematik gefunden werden, wird es auch im Kreis Altenkirchen in Zukunft für Frauen unmöglich sein, ihr Grundrecht auf freie Wahl, von wem und wo sie sich in der Schwangerschaft, während der Geburt und bis zum Ende der Stillzeit betreuen lassen wollen, wahrzunehmen.“

„Mittlerweile wird landes- und bundesweit über die prekäre Situation der Hebammen, aber auch der Frauen gesprochen, so auch letzte Woche im Bundesrat“, so Neuhof. Deutlich werde, dass es um die Existenz des gesamten Berufsstandes gehe.
Hebammen dürfen ohne Berufshaftpflichtversicherung nicht arbeiten, jedoch sind in den letzten Jahren die Beiträge so massiv gestiegen, allein in den letzten 10 Jahren von ca. 1350,00 Euro auf ca. 5000.00 Euro (ab Juli 2014).

Wen nicht schnell eine Lösung gefunden wird, können die freiberuflichen Hebammen ab Herbst dieses Jahres keine verbindlichen Zusagen für die Betreuung der Mütter und Babys ab Sommer 2015 mehr geben. Das betrifft vor allem die Vor- und Nachsorge.



Es ist absolut richtig und wichtig, dass für gesundheitliche Schäden zumindest eine finanzielle Entschädigung gezahlt wird. Allerdings muss auch gesagt werden, dass Haftungsfälle für freiberuflich arbeitende Hebammen nicht gestiegen sind. Im Gegenteil, die gute präventive Versorgung der Schwangeren durch Hebammen führt zu Früherkennung von möglichen Geburtsrisiken. Die Vor- und Nachsorgearbeit hilft den Müttern und den Säuglingen.

Durch diese astronomischen Beiträge stehen die Hebammen mit dem Rücken zur Wand. Hebammen leisten einen unschätzbar wichtigen Beitrag für die Gesundheit und das Wohlergehen zehntausender Frauen und ihrer Babys vor, während und nach der Geburt. Ohne langfristige Lösungen auf Bundesebene, hier ist Bundesminister Hermann Gröhe in der Pflicht, wird ein ganzer Berufsstand im schlimmsten Fall verschwinden und damit wird es für Frauen endgültig keine Wahlmöglichkeit neben der klinischen Entbindung mehr geben.

Anne Arfsten und Anna Neuhof abschließend: "Jeder Mensch muss geboren werden! Für das Alter gibt es die Pflegeversicherung, Impfschäden werden aus Steuermitteln finanziert und wenn Atomkraftwerke Schäden anrichten, bezahlt das - so die Definition - auch die Gesellschaft. Also sollte unsere Gesellschaft doch auch ein großes Interesse daran haben, dass auch die Hebammen als Berufstand eine Zukunft haben", heißt es in der Pressemitteilung.

Anmerkung der Redaktion: Die noch tätige Versicherungsgesellschaft für Hebammen will ab 2015 keine Haftpflichtversicherungen für Hebammen abschließen und aus dem Geschäft aussteigen.


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