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Nachricht vom 21.03.2014    

Sportvereine sind der Kitt der Gesellschaft

Der Kreistag des Sportkreises Altenkirchen offenbarte das Wechselspiel des Vereinssports mit der Politik und die Bedeutung des Ehrenamts für die Gesellschaft. Die Zusammenkunft der Sportvereine im Kreis Altenkirchen hatte auch menschliche Höhepunkte. Im Amt bestätigt wurde Dr. Michael Weber als Vorsitzender, die Versammlung wählte MdL Michael Wäschenbach zum Stellvertreter.

Der Sportkreis Altenkirchen bestätigte Dr. Michael Weber (links) als Vorsitzenden, sein Stellvertreter ist nun MdL Michael Wäschenbach. Fotos: Daniel Pirker

Betzdorf. Es gibt Versammlungen da werden einfach die Tagesordnungspunkte stur abgehakt. Begrüßung, Wahlen, Anträge, kurze Grußworte und tschüss. Der Sportkreistag des Sportkreises Altenkirchen in der Betzdorfer Stadthalle war anders.
Der aufmerksame Besucher konnte ein Lehrstück über die politisch-gesellschaftliche Dimension des Vereinssport beobachten. Großen Anteil daran hatte hier der Gastredner Fred Pretz, Präsident des übergeordneten Sportbundes Rheinland. Ihm kam die Rolle des Motivators zu, der die Funktion der Sportvereine in einer modernen Gesellschaft definiert und Perspektiven aufzeigt.

Er rief den Vertretern der 32 anwesenden regionalen Sportvereine zu: „Wir sind der Kitt der Gesellschaft.“ Damit seien die Vereine das Gegenmodell zu den Fitnessstudios. Die Sportvereine integrierten Reiche wie Arme, „wir haben die dicksten, die dünnsten, die kleinen und die großen“. „Wenn wir alle Kinder im Verein drin hätten, bräuchten wir keine Sozialpädagogen.“ Ohne die Vereine sei eine Gesellschaft gar nicht finanzierbar.

Und da komme der ehrenamtlichen Arbeit natürlich besondere Bedeutung zu. Aber: Das Ehrenamt werde zwar bis hinauf in die europäische Ebene gelobt, aber wenn es um Unterstützung gehe, dann „bröckelt“ es schon mal. Und alle Anstrengungen im Verein nützten schlicht nichts, wenn die Sportstätten fehlten. Hier sieht Pretz eine negative Entwicklung. Kommunen falle es immer schwerer, sich Fußballplätze und Co. zu leisten. Er erzählte von Vereinen, denen die Sportstätten dann für einen symbolisch niedrigen Preis offeriert werden – und warnte vor den immensen Folgekosten. Pauschal ablehnen wollte er solche Modelle dann aber doch nicht. Immerhin gebe es hier auch positive Beispiele. Wichtig sei dann aber im Vorfeld eine fundierte Beratung, die er stellvertretend für den Sportbund gleich mit anbot.
Die finanzielle Unterstützung für den Vereinssport rückte auch der Vorsitzende des Sportkreises, Dr. Michael Weber, in den Mittelpunkt: Er sei sich bewusst, dass es die Politik nicht einfach habe – Stichwort Schuldenbremse. „Aber das Geld ist uns gut aufgehoben.“

Ohne finanzielle Unterstützung also auch kein Vereinssport. Landrat Michael Lieber (CDU) rückte vor diesem Hintergrund auch die Sportförderung in den Mittelpunkt seiner Rede. Was die Erfüllung der zahlreichen „Wünsche“, die an ihn und die Politik herangetragen werden, angeht, räumte er ein: „Unsere Möglichkeiten sind begrenzt.“ Aber gleichwohl hätte der Kreis 2,1 Millionen Euro in den vergangenen acht Jahren bewilligt. Außerdem nutzte Lieber die Gelegenheit, den Sportvereinen für ihre Arbeit zu danken. Ihnen komme große Bedeutung zu, auch wegen der Frage, wie Sport in einer älteren Gesellschaft ausgeübt werde.

Der Betzdorfer Bürgermeister Bernd Brato unterstrich die Bedeutung des Sports für die Gesundheit der Arbeitnehmer. Und da seien die Angebote der Sportvereine eine wichtige Voraussetzung. Damit diese erhalten bleiben können, wünschte er ihnen keine personellen Engpässe.

Genau diese traten aber am Ende der Versammlung auf – zumindest auf dem ersten Blick. Zwar war der Vorsitzende des Sportkreises, Dr. Michael Weber, einstimmig in seinem Amt bestätigt worden. Der 41jährige Notar aus Wissen ist Vater von drei Kindern. Er selbst ist seit seiner Kindheit begeisterter Turnier-Tennisspieler. Und mit seiner Leidenschaft für Sport begründete Weber auch seine Motivation für den Vorsitz des Sportkreises: Er sei sehr gerne unter Sportlern, wo er „Seelenverwandte“ finde.
Aber es fand sich kein Nachfolger für seine Stellvertreterin Utta Schäfer. Nachdem sich auf die entsprechende Aufforderung im voll besetzten Barbarasaal niemand bereit erklärte, die Funktion zu übernehmen, schlug Landtagsabgeordneter Michael Wäschenbach (CDU) den Vorsitzenden der DLRG-Ortsgruppe Betzdorf/Kirchen vor. Der winkte aber sofort ab.
Daraufhin wurde Wäschenbach selbst aufgestellt von Dr. Weber – und rasch gewählt. Was für den Beobachter überraschend wirkte, war durchaus vorbereitet, wie der AK Kurier im Gespräch mit Dr. Weber im Anschluss an die Versammlung erfuhr. Denn er und Wäschenbach kennen sich unter anderem über die Zusammenarbeit für den geplanten Rasenfußballplatz in Wallmenroth, wo der Landtagsabgeordnete auch Bürgermeister ist. Und so hätte Weber Wäschenbach im Vorfeld gefragt, ob er jemand kenne, der für den Stellvertreter-Posten infrage komme. Am Nachmittag vor der Versammlung hätten sie schließlich noch mal telefoniert und sich entsprechend abgestimmt. Weber suchte jemanden, der rhetorisch fit und in der Lage sei, am Wochenende oder Abend Termine wahrzunehmen, wenn er selbst nicht könne. Außerdem gehe es auch darum, gemeinsam über Förderanträge zu entscheiden.

Auf dem Sportkreistag wurden außerdem Ehrungen vorgenommen. Thomas Rüb, Jürgen Janke und Marlies Nolden erhielten jeweils die Ehrennadel in Bronze des Sportbundes Rheinland. (ddp)


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