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Nachricht vom 29.03.2007    

Negativ-Prognose: Kreis lenkt dagegen

Der Prognos-Zukunftsatlas 2007 zeichnet für den Kreis Altenkirchen ein düsteres Bild: Schlusslicht im Lande. Das heißt mit erheblichen Zukunftsrisiken behaftet. Aber man will nun konsequent gegensteuern, auch wenn man die Daten nicht so schlecht sieht, wie sie vom Institut dargestellt werden. Schließlich wurde schon einiges in die Wege geleitet. Prognos-Studie hin oder her. Landrat Michael Lieber will sich von den schlechten Prophezeiungen nicht unterkriegen lassen. Und stellte ein Konzept vor.

Kreis Altenkirchen. Den Deutschen wird nachgesagt, dass sie nicht nur Weltmeister beim Export sind, sondern auch bei den Zukunftsängsten - Angst um den Wirtschaftsstandort, der Sozialstaat könne nicht mehr finanziert werden und sollte deshalb am besten gleich abgeschafft werden, die Renten seien nicht mehr sicher, die Bevölkerungsentwicklung wird in den schwärzesten Farben gemalt ("Sterben wir aus?") und so weiter.
Im Kreis Altenkirchen scheint das (hoffentlich) anders zu sein. Auch wenn der jetzt publizierte Prognos-Zukunfts-Atlas 2007 (439 Kreise und kreisfreie Städte in Deutschland wurden untersucht, der sogenannte Zukunftsindex wurde aus 29 Indikatoren gewonnen) für Kreis und Region Grund zur Sorge zu geben scheint: Hier will man anpacken und nicht mehr Mauerblümchen im Lande sein. Allerdings, so gestand Landrat Michael Lieber bei der Pressekonferenz am Donnerstagmittag ein, brauche es dazu einiger Anstrengung. Zwar könne man über die bewerteten Indikatoren in der Studie im Detail sicher streiten, aber es sei richtig, dass es einige schwerwiegende Defizite gebe. Etwa bei der Kaufkraft, der Autobahnanbindung, der Arbeitsplatzwentwicklung und dem Wirtschaftswachstum.
Lieber: "Uns ist die schwierige Situation bekannt." Aber: Man habe auch schon gehandelt, nachdem der Kreis noch von Prognos (2004) als "unauffällig" eingeschätzt worden sei. Die Lage sei durch etliche Gutachten - extern und intern - dargestellt worden und in den regionalen Entwicklungsprozess eingespielt worden. Eines mache die neueste Prognose von Prognos (Basel/Berlinallerdings deutlich - der Handlungsdruck stelle sich nun konkret. Aber, so machte Lieber deutlich, "wir können das nicht allein." Zudem es nun darum gehen müsse, viele der Maßnahmen, die notwendig sind, den Kreis voranzubringen, zeitnah in die Tat umzusetzen. Hier sei auch eine eindeutige Positionierung gegenüber dem Land und dem Bund gefordert.
Unzweifelhaft sei, dass man mehr denn je auf die Hilfe von Außen angewiesen sei. "Wir sind ein Stück abgehängt," sagte Lieber. In den vergangenen 20 Jahren habe sich nicht viel bewegt. Europäische Union, Bund und Land müssten jetzt den Blick auf den Kreis Altenkirchen richten und hier einen Entwicklungsschwerpunkt setzen. Paradox sei, dass man stets auf den Strukturwandel hingeiwesen habe und auch Hilfen der EU, von Bund und Land angemahnt habe. Aber noch im vergangenen Jahr sei dem Kreis nicht der Status eines EU-Fördergebietes zugebilligt worden.
Lieber will sich deshalb nun an den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck sowie die Landtags- und Bundestagsabgeordneten wenden. Es könne nicht im Interesse des Landes liegen, dass die Städte im Land und einige Landkreise im Süden zu den Gewinnern gehörten und der landkreis Altenkirchen die Rote Laterne trüge.
Oberste Priorität hat für Lieber die Entwicklung der Infrastruktur. So erwartet er, dass die Querverbindung B 8/B 414 zügig in den Bundesverkehrsplan aufgenommen wird. Weiter müsse man an der Fortführung der Hüttentalstraße/B 62 arbeiten. Als exemplarisch nannte der Landrat die Umgehung Steineroth/Betzdorf/Alsdorf (L 280) - fast schon eine unendliche Geschichte. Da bereits der raumordnerische Bescheid vorliege, müsse nun endlich das Planfeststellungsverfahren angegangen werden. Auch die Siegtalbahnstrecke sei ein wichtiger Faktor für die Weiterwentwicklung der Region. Lieber forderte, dass die Strecke endlich wieder als großräumige Verbindung anerkannt und im Bundesverkehrswegeplan eine entsprechende Berücksichtigung finde. Lieber: "Die Menschen wollen jetzt Taten sehen."
Ein weiterer Schwerpunkt ist für Lieber der Ausbau des Bildungsangebotes: Neben der Schulbildung müsse vor allem auch ein Auge auf die berufliche Weiterbildung geworfen werden. Aber dabei will Lieber nicht stehenbleiben. So fordert er im Bereich von Forschung und Entwicklung einen passenden Technologieansatz. Zu denken sei dabei zum Beispiel an ein Fachhochschul-Institut oeder eine Berufsakademie für Techniker und Meister oder ein Technologiezentrum.
Der Kreis Altenkirchen musse in regional ausgerichteten Förderprogrammen endlich als Förderkulisse anerkannt werden, forderte der Landrat. Auch grenzüberschreitende Entwicklung etwa in Richtung Nordrhein Westfalen müssten hier ins Auge gefasst werden. Zu stämmen sei dies allerdings alles nicht ohne Hilfe: "Wir kennen unsere Schwächen, aber auch unsere Stärken, wir brauchen jetzt Hilfe. Der Norden des Landes ruft nach dieser Hilfe," sagte Lieber. Und: Chancen habe man nur als gemeinsame und starke Region im Westerwald. Deshalb sei eine Imageverbesserung durch Regionalentwicklung und Marketing notwendig. Auch der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Altenkirchen, Henning Schröder, sieht Handlungsbedarf. Mehrere Untersuchungen hätten dies bestätigt. Schröder: "Wir müssen den Trend im Auge behalten."(Reinhard Schmidt)
weiterer Bericht zur Regionalentwicklung folgt
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mehr zur Prognos-Studie auf www.prognos.com


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