Ein großer Tag der Freude für Lebenshilfe im Landkreis
Es war ein langer Weg von der ersten Planung bis zur offiziellen Einweihungsfeier der neuen Kindertagesstätte "Kleine Hände" und dem angeschlossenen Familienzentrum der Lebenshilfe im Landkreis Altenkirchen in Wissen-Schönstein. Viele tausend Hände halfen mit und so war es für das Kita-Team um Leiterin Gerda Rühmann und Bereichsleiterin Christel Krahm und die Verantwortlichen der Lebenshilfe im Kreis Altenkirchen, aber auch für alle Beteiligten, Kinder und Eltern ein ganz besonderer Tag. Die Festansprache hielt die rheinland-pfälzische Ministerin für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen, Irene Alt.
Wissen-Schönstein. Ein wahrlich besonderer und unvergesslicher Tag ließ die Gesichter strahlen. Vergessen waren bei den Verantwortlichen der Lebenshilfe im Landkreis Altenkirchen die mühevollen Wege die man beschreiten musste, um das Projekt "Neubau integrative Kindertagesstätte" zu realisieren.
Die offizielle Eröffnungsfeier war dann auch ein Fest der Freude und des Dankes. Wie sehr sich die Vorsitzende der Lebenshilfe, Rita Hartmann, freute war ihr anzumerken. In ihrer Begrüßung ging sie kurz auf die Geschichte ein. Als man vor 25 Jahren in der Böhmerstraße in Wissen einen integrativen Kindergarten eröffnete, war das Wort Inklusion noch ein ungebräuchliches Fremdwort. Ihr Gruß galt den Ehrengästen aus Bund, Land, Landkreis, Stadt und Verbandsgemeinde sowie den Vertretern der Firmen und Behörden, natürlich auch dem Team der Lebenshilfe. "Es war ein schwieriger Weg, Pläne mussten geändert werden, viele Gespräche geführt werden und wir sind im Kostenrahmen geblieben", so Hartmann.
"Die Eltern nehmen die inklusive Einrichtung an, jetzt können wir das Miteinander leben", sagte Hartmann und verlas Zeilen aus dem Lied von Bettina Wegner "Sind so kleine Hände". Die Sängerin und Lyrikerin aus der ehemaligen DDR wurde 1978 mit diesem Lied einem bundesdeutschen Publikum bekannt, sie wurde 1983 ausgebürgert, da ihre Lieder und Gedichte dem Regime nicht passten. Später im Verlauf des Festes sang das Team der Lebenshilfe diesen Song, begleitet von Andreas Auel am Klavier.
Ministerin Irene Alt hatte nicht nur beim Rundgang sichtlich Spaß und bei der Begegnung mit Kindern und dem Lebenshilfe-Team. In ihrer Festansprache ging sie auf die Bedeutung der Inklusion in den unterschiedlichsten Bereichen, Kita, Schule Uni und weiteren Einrichtungen ein. Rheinland-Pfalz habe sich schon lange auf den Weg gemacht, um sich den Herausforderungen der UN-Menschenrechtskonvention zu stellen, die Anforderungen seien hoch. Die finanzielle Beteiligung des Landes am Projekt sei gut angelegt, führte sie aus. Inklusion erfordere ein Umdenken und eine veränderte Haltung in der Gesellschaft, es gelte Ängste abzubauen, hier leiste die Lebenshilfe einen wichtigen Beitrag.
Landrat Michael Lieber erklärte das Thema Inklusion zur Chefsache, es sei eine große gesellschaftliche Aufgabe der Zukunft. Die Fördermittel des Landkreises (375.000 Euro) und der VG Wissen (190.000 Euro) flossen in die Kita mit angegliedertem Familienzentrum.
Bürgermeister Michael Wagener gratulierte im Namen der Stadt und Verbandsgemeinde Wissen. Infrastruktur werde oftmals nur in Verbindung mit Verkehrswegen oder Internetzugängen gesehen, die neue Einrichtung sei aber ein wichtiger Beitrag zu einer attraktiven Infrastruktur für die Region. Junge Familien mit Kinder biete sich hier Zukunft und ein lebenswertes Umfeld.
"Leben wie alle Kinder, mittendrin von Anfang an, Kinder brauchen das Erlebnis der Gemeinschaft, das gilt für Kinder mit und ohne Förderbedarf", so brachte es Barbara Jesse vom Landesverband der Lebenshilfe Rheinland-Pfalz auf den Punkt. Es sei ein wunderschönes Gebäude für Kinder, Arbeitskräfte und Eltern, wie zum Wohlfühlen geschaffen.
Vom Bundesvorstand der Lebenshilfe war Andreas Henke aus Gütersloh angereist, und er drückte seine Wertschätzung für die Lebenshilfe im AK-Land aus. Für die Erfolgsgeschichte der Lebenshilfe hatte er drei Personen im Fokus, Rita Hartmann, Theo Hombach und Werner Schmidt. Die Goldene Ehrennadel der Lebenshilfe überreichte er an Rita Hartmann und Theo Hombach für ihre Verdienste um Integration und Inklusion. Werner Schmidt konnte nicht anwesend sein.
Zu jeder offiziellen Einweihung gehört die Schlüsselübergabe durch den Architekten. Andreas Knackstedt von LP 12 aus Aachen hatte sich etwas einfallen lassen. Der Name der Kita "Kleine Hände" hatte ihn inspiriert, große Hände backen zu lassen, die anschließend von den Gästen verspeist werden sollten. Im Rückblick an die Bauphasen, vom Gewinn des Architekten-Wettbewerbs vor drei Jahren bis zur Einweihungsfeier hatten mehr als 1000 Hände gearbeitet und es sei eine fruchtbare Zusammenarbeit aller gewesen. Er überreichte Gerda Rühmann die "gebackenen Hände" mit guten Wünschen für die Zukunft der Einrichtung.
Gerda Rühmann, Leiterin der Kita, dankte für die vielen Geschenke der Gäste, die vielen Ideen der Eltern und des Teams für die Einweihungsfeier. "Jetzt können wir die Gemeinschaft leben, die Einrichtung ist barrierefrei, wir setzen in unserer Konzeption auf die Teilhabe aller Kinder. Wir haben nun eine stabile sichere Umgebung für die Kleinsten, wir sind ein Ort für die ganze Familie" so Rühmann. Für die Eltern sei nun alles unter einem Dach, die Fachdienste für Kinder mit einem erhöhten Förder- und Betreuungsbedarf ebenso wie eine Elternschule. Kinder seien das wertvollste Gut einer Gesellschaft, dies dürfe man nie vergessen. Das Team der Kita sang dann das Lied von Bettina Wegner, es sei auch ein Stück Verpflichtung.
Zum Fest gehörte die Einsegnung, eine kleine ökumenische Feier hatten Pfarrer Marcus Tesch (ev.) und Pfarrer Kurt Hoberg (Kath.) vorbereitet. Hier wurde erneut deutlich, das alle zusammengehören: die christlichen Gemeinden, die Menschen mit ihren unterschiedlichen Begabungen und Handicaps, kleine und große Personen.
Kinder aus den unterschiedlichen Einrichtungen sorgten für die fröhliche Komponente während der Eröffnungsfeier. Die Kinder der Kita "Kleine Hände" sangen zum Finale, zuvor waren Kinder der Lebenshilfe-Kitas aus Alsdorf und Weyerbusch aufgetreten. Die Mädchen und Jungen der Singschule um Andreas Auel sorgten für lachende Gesichter mit ihren Beiträgen von Riesen und Zwergen und kleinen Wölfen.
Für rund 1,8 Millionen Euro wurde die Kindertagesstätte mit angrenzendem Familienzentrum realisiert. Träger der Einrichtung ist die Lebenshilfe im Kreis Altenkirchen.
Im Anschluss an die offizielle Feier gab es den Tag den offenen Tür, der Eltern und Kinder in die Einrichtung führte. Da kamen Ehemalige ebenso wie interessierte Eltern, denn die Kita bietet eine breites Angebot. So gibt es unter anderem eine Krippengruppe für Kinder von 0 bis 3 Jahren, insgesamt können 40 Kinder betreut werden. Zehn Plätze gibt es für Kinder, die heilpädagogische Betreuung brauchen. Wer mehr wissen will, es gibt Infos bei der Lebenshilfe, Tel. 02742/2314 oder 02742/9680080. (hws)
Der Text, der Motto und Leitfaden der Eröffnungsfeier war. Bettina Wegner wurde mit diesem Lied bekannt, 2007 gab sie ihr letzte Konzert.
Sind so kleine Hände
Sind so kleine Hände, winz`ge Finger dran.
Darf man nie drauf schlagen, die zerbrechen dann.
Sind so kleine Füsse, mit so kleinen Zeh`n.
Darf man nie drauf treten, könn`sie sonst nicht geh`n.
Sind so kleine Ohren, scharf und ihr erlaubt.
Darf man nie zerbrüllen, werden davon taub.
Sind so schöne Münder, sprechen alles aus.
Darf man nie verbieten, kommt sonst nichts mehr raus.
Sind so klare Augen, die noch alles seh`n.
Darf man nie verbinden, könn`n sie nichts versteh`n.
Sind so kleine Seelen, offen und ganz frei.
Darf man niemals quälen, geh`n kaputt dabei.
Ist so`n kleines Rückgrat, sieht man fast noch nicht.
Darf man niemals beugen, weil es sonst zerbricht.
Grade klare Menschen, wär`n ein schönes Ziel.
Leute ohne Rückgrat, hab`n wir schon zuviel.
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