Der 1. Weltkrieg wirkte bis in jedes Dorf
Der Kreisheimatverein Altenkirchen hatte zu einem Vortragsabend mit dem Thema "Der 1. Weltkrieg und seine Auswirkungen in der Region" eingeladen. Anka Seelbach referierte und stellte die Region in den Mittelpunkt. Sie hatte sich akribisch durch alte Chroniken und Aufzeichnungen gearbeitet.
Altenkirchen. Es war die Urkatastrophe des 20. Jahrhundert. Dass dies nicht ein Ereignis war, dass irgendwo in Frankreich oder Belgien stattfand, sondern Auswirkungen in jeden Ort des Kreises Altenkirchen hatte, zeigte Anka Seelbach eindrucksvoll bei einem Vortragsabend des Kreisheimatvereins auf.
Zwar gab es nicht die Bombardierungen und Zerstörungen wie im 2. Weltkrieg. Die Not war dennoch groß. In der Diskussion machten verschiedene Teilnehmer deutlich, dass dieser Krieg nicht nur durch ein Attentat in Sarajewo ausgelöst wurde, sondern sich über einen langen Zeitraum „aufschaukelte“.
Anka Seelbach berichtete, dass die Bevölkerung den Kriegsbeginn mit Hurra-Rufen aufnahm, von einem schnellen Verlauf und natürlich einem deutschen Sieg ausging und dann mehr und mehr Ernüchterung einkehrte. Ihre Zitate von zeitgenössischen Beobachtern oder aus den Schulchroniken belegten die Situation im Raum Altenkirchen. Die Meldungen von gefallenen und verwundeten Soldaten häuften sich, die Bevölkerung musste immer mehr Leistungen erbringen, um die Front zu versorgen. Schließlich wurden Hunger und Entbehrungen für die Menschen in der Heimat zum Alltag. Und letztlich raffte eine schwere Krankheit, die „Spanische Grippe“, die geschwächten und ausgezehrten Menschen dahin.
Dass die Kriegsbegeisterung immer mehr in Enttäuschung und letztlich in Umsturzstimmung umschlug, war in der ländlich geprägten Heimat ebenso zu merken wie in den Städten. Denn selbst die Bauern hatten Hunger und Kriegsgewinnler gab es nicht viele. Friedensbemühungen gab es seitens der Verantwortlichen in Deutschland lange nicht und als sie endlich ernsthaft kamen, war der Krieg verloren und die Demütigung total. Damit waren aber auch schon die Grundlagen für die nächste Katastrophe gelegt.
Wie groß die Not war aber auch welchen Erfindungsreichtum sie brachte, belegte Anka Seelbach, als sie Güter aufzählte, die den Menschen fehlten und welche Ersatzstoffe dafür gefunden wurden. Es gab wenig, das nicht brauchbar erschien. Ob es brauchbar oder genießbar war, war dann eine andere Sache. Dass es Frauen und Kinder waren, die mit für das Funktionieren von Produktion und Landwirtschaft sorgten, wurde ebenso deutlich wie die nicht gehaltenen Versprechen, Kriegsanleihen oder gegen Eisen getauschte Eheringe zurück zu bekommen. Die Opfer der Menschen waren groß, die Erfolge hingegen stellten sich nicht ein. Selbst die eingeschmolzenen und zu Waffen verarbeiteten Kirchenglocken konnten zum Sieg nicht beitragen.
Unter dem Beifall der Zuhörer dankte der Vorsitzende des Kreisheimatvereins, Konrad Schwan, schließlich Anka Seelbach für ihre einstündige Darstellung. Diese habe deutlich gezeigt, wie wichtig es sei, für die Aussöhnung in Europa und damit für den Frieden einzutreten.
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