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Das Rathaus gehört allen Bürgern
Minister Karl Peter Bruch scheint es im Gebhardshainer Land zu gefallen. Innerhalb kürzester Zeit war er zum zweiten Mal in den Norden des Landes gereist, um ein Haus einzuweihen. Nach dem Feuerwehr- und DRK-Haus in Elkenroth war es diesmal das "Blaue Rathaus" in Gebhardshain. Und Bruch ist auch gern gesehener Gast, zumindest, wenn er gute Nachrichten im Gepäck hat. Ja, dass das Land sich an den Mehrkosten für die Grundrenovierung und den Neubau beteiligen wird, darauf könne man hoffen. Und dass die Verbandsgemeinden der Kommunalreform zum Opfer fallen, damit ist nicht zu rechnen. Warum hätte man dann auch ein neues Rathaus bauen sollen, merkte Ortbürgermeister Heiner Kölzer während der Feierstunde am Montagabend im blitzblanken, hellen Ratssaal richtigerweise an.
Gebhardshain. Ein gut gelaunter Bürgermeister begrüßte am Montagabend im neuen Gebhardshainer Rathaus eine illustre Schar von Ehrengästen, galt es doch, das Gebäude, teils grundrenoviert, teils neu errichtet, gebührend in einer Feierstunde offiziell seiner Bestimmung zu übergeben. Konrad Schwan begrüßte unter anderem auch Innenminister Karl Peter Bruch, der sich offenbar gerne im Gebhardshainer Land aufhält, war es doch schon der zweite Besuch innerhalb kurzer Zeit. Und so bedankte sich Schwan auch brav bei dem Minister für die "erhebliche Förderung" des neuen Gebäudes. Auch die beiden Landtagsabgeordneten Dr. Peter Enders und Thorsten Wehner hieß Schwan herzlich willkommen als "sehr häufige Ansprechpartner" der Verbandsgemeinde.
Schwan berichtete von einem Gespräch mit einem Vater auf dem Rathausplatz, der gerade sein Kind vom Kindergarten abgeholt hatte. Das Kind habe zu ihm gesagt: "Du hast aber ein großes Haus." Doch das Haus, so Schwan, gehöre nicht dem Bürgermeister, sondern allen Bürgerinnen und Bürgern der Verbandsgemeinde, an diesem Tag vertreten von den Mitgliedern des Verbandsgemeinderates. Schwan sagte, der Rat habe sich die Entscheidungen nicht leicht gemacht, was die Gestaltung des Rathauses betrifft. Aber heute präsentiere man ein Gebäude, das sich sehen lassen könne. Schwan begrüßte auch seinen Amtsvorgänger Günter Schneider, in dessen Zeit bereits erste Planungen begonnen hatten. Schon damals habe man gewusst, dass es nicht nur um Verschönerungen gehe könne, sondern auch um Erhalt und Verbesserungen wowie angesichts des Befalls mit Schimmelpilz auch um Gesundheitsschutz.
Großes Lob sprach Schwan den Handwerkern und Planern für ihr hervorragendes Zusammenwirken aus. Besonders erwähnte er den großen Einsatz des Architekten Rudolf Sauerland, der fast täglich, auch an Wochenenden, auf der Baustelle erschienen sei. Schwan begrüßte auch den Künstler Arnold Morkramer, von dessen geschmackvoller Kunst am Bau - ein Relief - sich jeder der Gäste im Ratssaal überzeugen konnte. Aber auch für die Nachbarn hatte Schwan Worte des Dankes und des Lobes parat: Sie hätten alle Behinderungen während der Bauzeit mit Geduld ertragen. Auch die Belegschaft vergaß Schwan nicht zu erwähnen. Die meisten von ihnen mussten gleich zwei Umzüge absolvieren. Deshalb sei es angenehm, jetzt zu hören, dass sich der Umbau gelohnt hat.
Schwan sagte, ein Rathaus sei der Mittelpunkt der Verbandsgemeinde, nicht nur, weil hier Rat und Ausschüsse tagten, sondernm weil hier auch "die Weichen für die Zukunft unserer Region gestellt werden." Deshalb wäre es gut, "wenn die Menschen dieses Weichenstellen auch als ihre Aufgabe ansehen und sich kommunalpolitisch betätigen würden." Und das in einem Haus, das Helligkeit und Freundlichkeit ausstrahle - innen wie außen. Schwan dankte dem Land für dessen Förderung - und: "Es wäre schön, wenn der Aufstockungsantrag wohlwollend behandelt wird."
Innenminister Karl Peter Bruch lobte in seiner Ansprache das schöne neue Gebäude, eines der letzten Rathäuser, die er bis zum Abschluss der Kommunalreform einweihe. Der Minister lobte die Ausstrahlung des Hauses: Zeitgemäß, hell und offen, das heiße zukunftsgewandt. Auch die Farbe hat es Bruch offenbar angetan. Blau vermittle dem Betrachter Offenheit und das positive Gefühl: "Das ist Leben." Bruch hob auch die schönen, modernen Arbeitsplätze hervor. Hier habe der Mitarbeiter seinen Wert, "weil das Drumherum stimmt". Bruch bezeichnete die Entscheidung zur Grundrenovierung und Neubau als richtig. In vielerlei Hinsicht sei das alte Haus nicht mehr zweitgemäß gewesen. Deshalb sei die Entscheidung zur Förderung duch das Land auch leicht gefallen. Was die Beteiligung des Landes an den Mehrkosten betrifft, so machte der Minister Hoffnung, da diese Mehrkosten wohl unabweisbar gewesen seien. Bruch: "Dann werden wir das schon hinkriegen." Man sei bereit, dort Geld auszugeben, wo es notwendig sei.
Ortsbürgermeister Heiner Kölzer überbrachte die Glückwünsche der zwölf Ortsbürgermeister für das gelungene Werk und übergab an Schwan eine Plakette für eine "Kaiserlinde". Auch Kölzer zeigte sich erfreut über die Förderung seitens des Landes. Dort werde man keine Gelder in ein Haus stecken, das man später nicht mehr brauche. Insoweit brauche man die Kommunalreform sicher nicht zu fürchten.
Für den Verbandsgemeinderat sagte Bruno Schuhen: "Heute ist ein guter Tag für die Verbandsgemeinde." Über viele Jahre hinweg sei die finanzielle Situation so angespannt gewesen, dass man an eine größere Investition nicht habe denken können. Aber schließlich sei das alte Gebäude - auch wegen der gesundheitlichen Gefährdung der Mitarbeiter - nicht mehr zu Halten gewesen. Zudem habe die positive Entscheidung der Landesregierung über eine finanzielle Förderung den Rat dazu bewogen, schließlich grünes Licht zu geben. Auch Schuhen lobte die Arbeit des Architekten. In vielen Sitzungen habe man sich von seiner Kompetenz überzeugen können. Schuhen sagte, das Rathaus in seiner neuen Gestalt präsentiere sich als "moderne Verwaltung, die den gestellten Anforderungen voll gerecht wird."
Auch Personalratsvorsitzender Theo Brenner ist mit dem neuen Rathaus sehr zufrieden. Es sei nun "ein ganz anderes arbeiten", schilderte er die Stimmung unter den Mitarbeitern.
Architekt Rudolf Sauerland, der an Bürgermeister Schwan symbolisch den Schlüssel für das Gebäude übergab, zeigte sich ebenfalls zufrieden über das gelungene Werk: "Endlich ist das alte, bieder wirkende Gebäude verschwunden." Das neue Rathaus präsentiere sich zeitgemäß, gradlinig. Die blaue Farbe vermittle Dynamik und Lebensfreude. Alle Räume seien freundlich und lichtdurchflutet - "ein Rathaus zum Wohlfühlen".
Die Geistlichen Rudolf Reuschenbach (katholische Kirche) und Michael Straka (evangelische Kirche) nahmen die Einsegnung vor, die musikalische Umrahmung besorgte das Qintett Stefan Hausmann (Horn), Birgit Heydel (Violine), Marion Heydel (Violine), Ilka Tenne (Viola) und Imke Frobeen (Violoncello) und bewies eindrucksvoll die Eignung des Ratssaals auch für kulturelle Zwecke, wofür schon einige Anfragen vorlägen, wie Bügermeister Schwan berichtete. Für eine Überraschung hatten zu Beginn der Feier die Schüler Sonja Orthen und Moritz Wäschenbach gesorgt. In humorigen Versen trugen sie die Historie des Rathausbaus vor.
Am 29. Juni (Sonntag) können sich dann bei einem "Tag der offenen Tür" die Bürger ein Bild von dem neuen Gebäude machen. (rs)
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Schlüssenübergabe: Architekt Rudolf Sauerland, Minister Karl Peter Bruch und Bürgermeister Konrad Schwan (von links). Fotos: Reinhard Schmidt
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