Diskussion um Sterbehilfe am FvS-Gymnasium
Der Bundestag arbeitet derzeit daran, die Möglichkeiten der aktiven Sterbehilfe gesetzlich neu zu gestalten. Grund genug für junge Schülerinnen und Schüler des Freiherr-vom-Stein Gymnasiums Betzdorf die Abgeordnete Sabine Bätzing-Lichtenthäler zu diesem Vorhaben in den Unterricht einzuladen.
Betzdorf. Die Leistungskurse Evangelische und Katholische Religion der MSS 11 und 12 am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium diskutierten mit der Abgeordneten, warum überhaupt ein neues Gesetz gefordert wird. Denn eigentlich sind durch die Möglichkeiten einer Patientenverfügung und der legalen, passiven Sterbehilfe viele Sorgen vor einem würdelosen Sterben gemildert.
Bätzing-Lichtenthäler äußerte sich zurückhaltend, was die Erlaubnis der aktiven Sterbehilfe in Deutschland angeht. Grundsätzlich scheint ihr der Ausbau der Schmerztherapie und der Palliativmedizin sowie die Weiterentwicklung der Hospizarbeit vor Ort der bessere Weg. Zum Sterben in Würde gehöre auch die intensive Begleitung der Angehörigen.
Die Forderung nach einem selbst bestimmten Tod beachte die zurückbleibenden, trauernden Menschen möglicherweise nicht genug. Gleichwohl betonte die Politikerin, wie wichtig ihr das Verstehen von Menschen sei, die sich die Erlaubnis aktiver Sterbehilfe wünschten. Dazu würde sie wie auch ihr CDU-Kollege Erwin Rüddel in Berlin und im Wahlkreis das Gespräch mit Menschen unterschiedlichster Einstellungen suchen.
Die Schüler fragten intensiv nach: Welche Rolle die eigene, religiöse Überzeugung der Politikerin spiele? Wie engagieren sich gesellschaftliche Gruppen und unterschiedliche Religionen in einem Gesetzesverfahren? Welche Möglichkeiten hat der einzelne Bürger, sich zu informieren und seine Wünsche einzubringen? Hängt die Erfüllung des Wunsches nach aktiver Sterbehilfe vom eigenen Einkommen ab?
Bätzing-Lichtenthäler beobachtet in der Gesellschaft einen Trend, niemandem zur Last fallen zu wollen. „Wir wollen immer perfekt sein. Wenn ich krank bin, an Krebs oder Demenz leide, dann empfinden die Menschen es so, als seien sie der Gesellschaft nicht mehr genug.“ Und in diesem Zusammenhang stehe auch der Wunsch nach einem selbst bestimmten Tod. Von anderen Hilfe und Pflege in Anspruch nehmen zu müssen, empfänden zunehmend mehr Menschen als würdelos.
Positiv an der neuen Diskussion sei aber mindestens die Tatsache, dass man mittlerweile bereit sei, öffentlich über Sterben und Sterbebegleitung zu sprechen, so die SPD-Politikerin.
Als Kern der ganzen Diskussion machten die beiden Gesprächsleiter, Nathanael Weckerlein und Juliane Köhler, die Frage nach der menschlichen Würde aus: Ist es ein Zeichen von Würde, wenn man frei ist, über seinen Tod selbst zu entscheiden? Oder hängt die Würde des Menschen gerade nicht von seinen Fähigkeiten ab, weil sie ein Geschenk Gottes ist?
An diesen Fragen möchten die Schüler weiter arbeiten. Das Angebot der Abgeordneten, zu den anstehenden Gesetzesentwürfen selbst Stellungnahmen abgeben zu können, nahmen die Schüler gerne an. Zum Abschluss dankten die Kursleiter Annette Sinnecker und Martin Haßler der Abgeordneten und den Schülerinnen und Schülern für ein intensives und gut vorbereitetes Gespräch.
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