Tod im Wissener Krankenhaus macht fassungslos
Die Duplizität der Ereignisse mit ihrem tragischen Ausgang macht die Mitarbeiter und die Klinikleitung fassungslos. Am Montag, 4. August hatte die Führung des St. Antonius-Krankenhauses zur Mitarbeiterversammlung geladen und auch die Öffentlichkeit dazu geholt. Am Sonntag, 3. August war eine 53-jährige Patientin bei einem Brand ums Leben gekommen. Vor rund 14 Monaten kam es zu einem ähnlichen Unglück. Soweit die Erkenntnisse der Ermittlungsbehörden vorliegen, wurde die Mitarbeiterschaft und die Öffentlichkeit unterrichtet.
Wissen. Da kommen auch Tränen, denen sich niemand zu schämen braucht. Verwaltungsdirektor Karl Gessmann, Klinikleiter Mike Dörnbach und Chefarzt Dr. Ralf Sachartschenko hatten zur Mitarbeiterversammlung und Pressekonferenz ins Antonius-Krankenhaus geladen. Der tragische Tod einer 53-jährigen Patientin im psychiatrischen Fachkrankenhaus war der Anlass.
Ein solches Ereignis in seiner komplexen Duplizität zum 9. Juni 2013, ebenfalls ein Sonntag, wo eine Frau bei einem Brand ums Leben kam, ist in seiner Tragik nur schwer fassbar. Das machte Gessmann deutlich und berichtete von den bislang vorliegenden Fakten. So hatte die Patientin noch kurz vor dem Geschehen von der Stationsleitung Kaffee und Medikamente bekommen, eine lückenlose Dokumentation zu den pflegerischen Leistungen, auch zur vorausgegangenen Nacht, liegt den Behörden vor. Seit rund zwei Wochen war die 53-Jährige aus dem Landkreis Altenkirchen freiwillig in stationärer Behandlung.
Die Mitarbeiter hatten am Sonntagmorgen blitzschnell gehandelt, und als die Feuerwehr vor Ort eintraf, sei der Brandherd schon fast gelöscht gewesen. Die starke Rauchentwicklung habe die Evakuierung und Rettungsmaßnahmen nötig gemacht. Eine Brandursache sei noch nicht ermittelt, klar aber ist: der Brandherd liegt im Zimmer der Verstorbenen. Weitere fünf Zimmer sind in Mitleidenschaft gezogen, aber die Station ist in weiten Teilen wieder belegt und voll funktionsfähig.
Chefarzt Dr. Ralf Sachartschenko gab bekannt, dass es aus medizinischer Sicht keinen Hinweis auf eine Eigengefährdung bei der Patientin gab. Sie sei nicht fixiert und auch nicht durch sedierende Medikamente ruhig gestellt gewesen. "Sie konnte jederzeit die Klinik verlassen, sie war auf der offenen Station auf eigenen Wunsch", so der Chefarzt. Für ihn ist eine suizidale Absicht aus dem Nichts heraus nicht erkennbar.
"Die Patientin war Raucherin, das war bekannt. Rauchen ist in den Zimmern verboten", so Klinikleiter Mike Dörnbach. Ob die Patientin im Bett geraucht hat, ob sie den Brand vorsätzlich gelegt hat - all dies gehört noch ins Reich der Spekulation. Die Ergebnisse der Brandermittler stehen noch aus. Fest steht auf jeden Fall bereits jetzt: es gab keinen technischen Defekt.
Natürlich gibt es Brandmeldeanlagen (BMA) im Antonius-Krankenhaus. Diese sind auf den Fluren und noch sind nicht alle Zimmer des Krankenhauses mit der digitalen Technik umgerüstet. Zwischen einem Rauchmelder für den Privatbereich und einer Brandmeldeanlage, die sofort bei der Leitstelle der Feuerwehr aufläuft gibt es Unterschiede. Sie sind leider nicht jedem Laien bekannt. Für rund 200.000 Euro rüstet das Krankenhaus seit geraumer Zeit alle Zimmer mit Brandmeldeanlagen aus, diese Arbeiten seien innerhalb eines Jahres bei laufendem Klinikbetrieb nicht zu leisten. Gessmann machte deutlich, dass in diesem Zusammenhang eng mit der Kreisverwaltung und den Feuerwehren zusammengearbeitet werde. Man habe einen Drei-Jahresplan ausgearbeitet, um jedes Zimmer mit einer digitalen BMA auszurüsten.
Die Belegschaft, die am Sonntag Dienst hatte und unmittelbar betroffen war, ist derzeit nicht im Dienst. "Sie bekommen die Hilfe die sie wünschen und die nötig ist", so Gessmann und er würdigte den Einsatz aller Beteiligten. Denn schon kurz nach dem Bekanntwerden des Unglücks hatten sich Mitarbeiter auf den Weg gemacht um zu helfen und gemeinsam das Geschehen zu meistern und für die Versorgung der Patienten da zu sein. "Egal, ob Putzdienst, Küche oder Facharzt, alle waren da und gemeinsam sind wir jetzt auch da, um das Geschehene zu meistern", so der Verwaltungsdirektor.
"Am Donnerstag soll es einen Gottesdienst geben, auch der Kontakt mit Angehörigen besteht und Gespräche finden statt", berichtete Gessmann.
Das Ermittlungsverfahren zum Tod der Patientin im letzten Jahr sei abgeschlossen, ohne Schuldzuweisung für den Träger, gab Gessmann auf Nachfrage bekannt. (hws)
Das schreibt die Staatsanwaltschaft:
Die Brandursache steht derzeit nicht fest. Hinweise auf einen technischen Defekt oder den Einsatz von Brandbeschleunigern haben sich aus den bisherigen Ermittlungen nicht ergeben. Möglicherweise hat die Verstorbene im Bett geraucht. Die heute Vormittag durchgeführte Obduktion der Leiche der 53 Jahre alten Patientin hat keine Hinweise auf eine Gewalteinwirkung durch Dritte ergeben. Die genaue Todesursache konnte jedoch noch nicht eindeutig festgestellt werden. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat deshalb weitere feingewebliche Untersuchungen angeordnet. Insoweit kann mit einem Ergebnis erst im Verlauf der Woche gerechnet werden.
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