Mehr als 5000 Besucher beim Flugplatzfest waren begeistert
50 Jahre Verkehrslandeplatz für Flugzeuge, der Segelflugclub (SFC) Betzdorf-Kirchen feierte dies mit dem zweitägigen Flugplatzfest. Für Begeisterung sorgte die Möglichkeit, die Heimat aus der Vogelperspektive zu erleben. Eine Flugzeugtaufe gehörte ins Programm und viele weitere Aktivitäten.
Betzdorf/Katzwinkel. Man muss es selbst mal erlebt haben: den Kreis Altenkirchen von oben. In einem kleinen Flugzeug, der Pilot wenige Zentimeter neben einem, höchstens noch zwei weitere Passagiere mit dabei. Nicht in einer Linienmachine, um möglichst schnell zum Urlaubsort zu gelangen und über fünf dösenden Sitznachbarn mit etwas Glück einen Blick aus diesen Minifenstern zu erhaschen.
Sondern einfach des Erlebnisses wegen, den Alltagsproblemen davonfliegen und die Heimat ganz neu erleben. Sie in ihrer ganzen Pracht begreifen: die Wälder, die Sportplätze, die Dörfer, die Kirchen und – natürlich – die Sieg.
Minuten werden dann zu meditativen Stunden. Und die Höhenangst, die bereits beim Besteigen eines Stuhles einsetzt – so wie beim Autoren dieses Textes? Hat man sich sein gesamtes Leben wohl nur eingebildet.
Fliegen fasziniert. Und zieht die Massen an. Das bewies das vergangene Wochenende. Der Segelflugclub Betzdorf-Kirchen lud zu seinem alljährlichen Fest rund um den Flughafen auf dem Höhenrücken zwischen Katzwinkel und Wingendorf. Dieses Jahr fand die Veranstaltung allerdings in einem besonderen Rahmen statt: Seit 50 Jahren steht der Flugplatz dem allgemeinen Luftverkehr zur Verfügung und kann als allgemeiner Verkehrslandeplatz genutzt werden. Bereits 1959 war das Gelände offiziell für Segelflüge zugelassen worden.
Und nun tummelten sich auf zwei Tagen verteilt rund 5000 Besucher auf dem Höhenrücken. Viele von ihnen staunend an den Absperrbändern stehend, den Blick nach oben. Kein Wunder. Im Himmel führten Flugzeuge teils atemberaubende Kunststücke vor: Loopings, Rollen, Rückenflüge oder Abschwünge – die Flugbahnen durch Paraffinrauchlinien nachgezeichnet.
Neben den vereinseigenen Maschinen konnte man auch 12 Privatflugzeuge bestaunen, wie Markus Schmidt vom Verein erklärte. Und hier kamen nicht nur Flugzeugliebhaber auf ihre Kosten. Liebevoll hergerichtete Schmuckstücke, teils aus den 30ern des letzten Jahrhunderts, präsentierten sich im Himmel und an der Landebahn. Und zu einem solchen Fest gehören selbstverständlich auch Falschschirmspringer. Der Sprungverein Breitscheidt zeigte sein Können, darunter ein Wingsuit-Flieger (Flügelanzug).
Und wer nicht nur passiv von unten Eindrücke sammeln wollte, hatte natürlich die Möglichkeit gegen Gebühr selbst einmal in einen Flieger zu steigen. Und auch sonst war es schwer, sich von Langweile übermannen zu lassen. Am Samstag rockte die Brucher Blues Band das Gelände. Tagsüber konnten sich die jungen Gäste auf der Hüpfburg austoben oder sich schminken lassen. Typischerweise wurde daneben ein Segelflugsimulator angeboten und das Basteln von Flugzeugmodellen aus Balsaholz. Ihre Bauten konnten die Kinder dann später in einem Weitflugwettbewerb testen.
Natürlich dienen solche Aktionen, wie das Fest generell, auch dazu, früh Interesse für den Segelflug zu wecken. Schließlich ist der Segelflugclub auf Nachwuchs angewiesen, um auch in 50 Jahren dann das 100jährige Bestehen des Landeplatzes zu feiern. Ohne den ehrenamtlichen Einsatz der 160 Mitglieder würde es dazu natürlich nie kommen. Sorgen muss sich da aber vorerst nicht machen.
Der symbolische Beweis hierzu nennt sich „Wingendorf“, und zwar seit diesem Wochenende. Es handelt sich um eine Wiedergeburt. Vor über drei Jahren hatte der Schulungsdoppelsitzer ASK-13 nämlich einen Totalschaden erlitten. In über 1600 Arbeitsstunden wurde er von Vereinsmitgliedern wieder auf Vordermann gebracht. Nun feierte er seine Wiederauferstehung im Rahmen des Jubiläumsfestes und wurde vom Wingendorfer Ortsvorsteher Torsten Schmidt getauft. Die Schulungsmachine wird mit dafür sorgen, dass auch zukünftig dem Verein die Flieger nicht ausgehen und der Flugplatz rege genutzt wird. (ddp)
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