Dreyer: Region ist gut gewappnet für die Herausforderungen der Zukunft
Ministerpräsidentin Malu Dreyer sprach auf der Funktionärskonferenz der IG Metall in der Betzdorfer Stadthalle zur wirtschaftlichen Stellung des nördlichen Westerwaldes aus Sicht der Landesregierung. Zuvor hatten die Delegierten der Verwaltungsstelle den Ersten Bevollmächtigten Uwe Wallbrecher mit großer Mehrheit gewählt.
Betzdorf. Poltische Baustellen gibt es genug in der Industrie. Auch der Kreis Altenkirchen steht unter dem Druck sich abzeichnender Umwälzungen wie dem Fachkräftemangel oder der Digitalisierung der Produktion.
Nicht nur Ministerpräsidentin Malu Dreyer versuchte auf der IG-Metall-Konferenz in Betzdorf Antworten zu liefern. Für Pessimismus war da kaum Platz in der Betzdorfer Stadthalle. Immerhin ging es auch um ein „Sorgenkind“ der Region.
Die SPD-Ministerpräsidentin war zum Heimspiel angetreten. Die meisten Gäste der IG-Metallfunktionärskonferenz begleiteten ihren Einzug in die Betzdorfer Stadthalle mit stehenden Ovationen. Auf der Empore prangte ein Transparent auf dem die Mitarbeiter des Scheuerfelder Automobilzulieferers Faurecia Dreyer für die Unterstützung dankten.
Und selbst CDU-Landrat Michael Lieber hielt sich zurück. Im Kommunalwahlkampf hatte er noch scharfe Kritik an der Landesregierung geübt.
Für Dreyer bot sich die perfekte Gelegenheit, das Bundesland und die Arbeit ihrer rot-grünen Regierung in positivem Licht zu präsentieren. Das Fazit ihrer Rede: Rheinland-Pfalz habe ausgezeichnete Betriebe, tolle Schulen und eine gute Lebensqualität zu bieten.
In ihrer Rede gab sich Dreyer als empathische Landesmutter. Denn auch ihr werde manchmal ganz schummrig, wenn sie Worte wie „Industrie 4.0“ höre. Damit wird sie nicht wenigen der Gewerkschaftsfunktionäre aus dem Herzen gesprochen haben. Denn mit dem Begriff ist die vierte industrielle Revolution gemeint, mit der die Vernetzung und Digitalisierung der Produktion einhergeht – und damit eine Produktivitätssteigerung. Und die kann eben auch Streichungen von Arbeitsplätzen bedeuten.
Aus Dreyers Sicht ist Rheinland-Pfalz gut gewappnet für solche Herausforderungen der Zukunft: Schließlich könne das Land die drittniedrigste Arbeitslosenquote aller Bundesländer vorweisen. Das spiegele sich auch in der Wirtschaftskraft nieder. Wie kann diese Stellung in Zukunft behauptet werden?
Dreyer Rezept: Die Qualifizierung der Arbeitnehmer. Hier machte sie drei Zielgruppen aus, denen sich die Politik verstärkt widmen müsse:
Frauen:
Zu viele Frauen seien nur in Teilzeit beschäftigt. Hier appellierte sie an die Unternehmen: „„Bevor wir über Fachkräftemangel jammern, sollten wir gucken: Sind da nicht noch Frauen, die gerne mehr arbeiten würden?“
Ältere Arbeitnehmer:
Ein Wettbewerbsfaktor sei, wie der demographische Wandel bewältigt werde. Unverzichtbar seien da altersgerechte Arbeitsplätze. „Da hinken wir extrem hinterher.“
Junge Menschen:
Für sie wäre es „optimal“, wenn man direkt nach der Ausbildung studieren könne – auch ohne zwei Jahre berufliche Tätigkeit vorweisen zu können.
Auf dem Ausbildungsmarkt habe man grundsätzlich nichts zu „jammern“. Eigentlich. Ein Problem sei, dass sich die Berufswünsche mancher Jugendlichen nicht mit der Nachfrage der Unternehmen deckten. Deswegen soll die Berufswahlorientierung gestärkt werden. Insgesamt müsse die Duale Ausbildung gestärkt und hervorgehoben werden, ebenso wie die Möglichkeit, ein Duales Studium zu absolvieren.
Landrat Lieber dürfte ihr da beigepflichtet haben. Schließlich betonte er in seinem Beitrag, dass es im Kreis Altenkirchen möglich sei, neben dem Studium eine Ausbildung im Betrieb zu absolvieren. Auch die Zusammenarbeit mit Fachhochschulen und der Uni Siegen habe man angegangen. Die Motivation dahinter: Den Fachkräftenachwuchs in der Region zu sichern und den Wegzug der Jugend zu reduzieren. Hier, wie in der regionalen Wirtschaftspolitik insgesamt, sei das Instrument schlechthin: Zusammenarbeit.
Betzdorfs Bürgermeister Bernd Brato brachte es in seinem Grußwort auf den Punkt: „Wenn wir qualifizierte Arbeitsplätze schaffen wollen in unserer Region, müssen alle Akteure zusammenrücken.“ Den Kampf um die Betriebe müsse die Politik gemeinsam führen mit der IG Metall. Konkret meinte er damit den Scheuerfelder Automobilzulieferer Faurecia.
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Die Ministerpräsidentin zeigte sich hier zuversichtlich. Sie führe Gespräche mit den Geschäftsführern. Ihr Motto: „Gemeinsam Hand in Hand mit den Gewerkschaften.“ Und die seien in solchen Fällen unverzichtbar, betonte der Bezirksleiter IG Metall Bezirk Mitte, Armin Schild. Er rechnete vor, dass allein in Rheinland-Pfalz durch das Eingreifen der Gewerkschaften rund 9500 Arbeitsplätze gesichert worden seien. Seine Schlussfolgerung: Die IG Metall muss stark sein, sodass sich Unternehmen sehr gut überlegen, ob sie Arbeitsplätze abbauen sollen.“
Die Verwaltungsstelle Betzdorf hätte bewiesen, dass sie Teil einer solchen starken Gewerkschaft sein. Tatsächlich hatte die Delegiertenversammlung, die vor der Konferenz stattgefunden hatte, Uwe Wallbrecher deutlich als Ersten Bevollmächtigten bestätigt. Er gab sich dann auch zuversichtlich: „Wir sind diejenigen, die an der Kette zusammen reißen vor Ort.“ Da werde man auch die vierte Revolution für die Arbeitnehmer nutzen. (ddp)
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