Betzdorfer Schüler besuchten Kaliningrad
Eine Schülergruppe des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums Betzdorf besuchte die Partnerschule in Kaliningrad/Königsberg. Gerade in Krisenzeiten sei ein Austausch unter Jugendlichen wichtig, um Vorurteile abzubauen und eine eigene Sicht der Dinge zu erhalten. Die Reise festigte die Freundschaft zur Partnerschule.
Betzdorf. Die Ukraine-Krise überschattete die diesjährige Fahrt von Schülerinnen und Schülern des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums nach Kaliningrad. Diejenigen, die sich dann auf den langen Weg in das ehemalige Ostpreußen machten, waren aber schnell davon überzeugt, dass viele Ängste und Vorurteile unbegründet sind.
So wurde die Gruppe sehr herzlich in den Gastfamilien aufgenommen, von Feindschaft gegenüber Deutschen war keine Spur. In diesem Jahr beschäftigten sich die deutschen und russischen Schülerinnen und Schüler mit ökologischen Problemen im Kaliningrader Gebiet. Bei einer Exkursion ans Frische Haff wurden Wasser- und Uferlebewesen gesammelt, bestimmt und aus den Ergebnissen auf die Gewässergüte geschlossen. Gefunden wurden zum Beispiel verschiedene Schnecken, Wasserflöhe, ein Wasserskorpion und Muscheln. Die geringe Artenvielfalt deutete auf eine mäßige Gewässergüte hin, was auch der leichte Fäulnisgeruch unterstrich. Die Schüler erstellten eine Dokumentation ihrer Untersuchungsergebnisse und diskutierten über Ursachen und Lösungsmöglichkeiten.
An der Biologischen Fakultät der Universität Kaliningrad untersuchten sie dann den Anthocyangehalt verschiedener Früchte und maßen deren Absorptionsspektrum. So konnte festgestellt werden, welche Teile des sichtbaren Lichtes von den Pflanzen genutzt werden. An der Physikalischen Fakultät wurde demonstriert, wie Umweltprobleme mit Hilfe von Satelliten entdeckt und dokumentiert werden können. Beispiele waren Waldbrände, Luftverschmutzung oder das Algenwachstum im Haff.
Im Kaliningrader Gebiet gibt es auch mehrere Naturschutzgebiete. Das größte und bekannteste ist die Kurische Nehrung. Hier besuchten die Betzdorfer Gymnasiasten die Vogelwarte in Rossitten, das Thomas-Mann-Haus in Nidden, die Wanderdünen und den „tanzenden Wald“. Nach den vielen angenehmen Begegnungen und neuen Erfahrungen bei durchgehend strahlendem Sonnenschein fiel der Abschied schwer.
Lew Gurvich, stellvertretender Schulleiter des Lyzeum-Internat Kaliningrad und Organisator des Schüleraustausches, machte deutlich, dass Putin in Russland viele Anhänger habe, dass es aber auch Kritiker seiner Politik gäbe und dass es wichtig sei, sich ein eigenes Bild zu machen.
Jens Wöllner vom Freiherr-vom-Stein-Gymnasium betonte, dass der Schüleraustausch mit Kaliningrad gerade in Krisenzeiten wichtiger sei denn je, da sich so viele Ängste und Vorurteile als unbegründet erwiesen und neue Freundschaften geknüpft würden. Fast die Hälfte der in diesem Jahr nach Kaliningrad gereisten Schülerinnen und Schüler waren bereits im letzten Jahr dabei. Dies sei der beste Beweis für die guten Erfahrungen, die die Schüler gemacht hätten.
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