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Nachricht vom 08.10.2014    

Die Region touristisch mit neuen Ideen vermarkten

Im Rahmen der Tourismus-Veranstaltung am Dienstag, 7. Oktober im Kulturwerk Wissen wurden nicht nur fünf besondere gastronomische Betriebe der Region ausgezeichnet, auch wurden große Hoffnungen auf den "Natursteig Sieg" gelegt. Der Wandertourismus boomt in Deutschland, und deshalb sei es nötig, dies entlang der Sieg effektiv zu nutzen und zusammenzuarbeiten.

Die Vertreter der ausgezeichneten Betriebe erhielten ihre Zertifikate im Rahmen der Tourismustagung im Kulturwerk Wissen von Landrat Michael Lieber (links) Christoph Hoopmann, Oliver Rohrbach und Brigite Kohlhaas vom Projektbüro Natursteig Sieg (von rechts). Foto: Daniel Pirker

Wissen. Was haben die erfolgreiche Vermarktung von Wandernetzen und Hollywoodfilmen gemeinsam? Sie erzählen aufregende Geschichten. Das ist eine der wichtigsten Lehren, die die Teilnehmer einer Tourismus-Veranstaltung der IHK und des Kreises Altenkirchen im Wissener Kulturwerk mit nach Hause nahmen. Anhand von Studien und Beispielen sollte Vertretern von Kommunen, Betrieben und Politik erklärt werden, wie sie ihre Attraktivität für Wanderer steigern können.

Aber von Anfang an:
Die Veranstaltung war eine von vielen Maßnahmen, die stattfanden und stattfinden werden, um den Kreis Altenkirchen als Tourismusstandort fit zu machen. Große Hoffnungen werden in den neuen Natursteig Sieg gelegt, der im Herbst fertig gestellt werden soll. Berno Neuhoff, dessen Stabsstelle Regional- und Kreisentwicklung federführend bei der Projekt ist, sprach von dem „zarten Pflänzchen Tourismus“.

Tatsächlich kommt einem bei Betrachtung der statistischen Entwicklung des Tourismus im Kreis Altenkichen ein anderes Bild in den Sinn: das einer über die Jahre verkümmerten Pflanze, der mit der Zeit einige Blätter ausfielen. Denn die seit Zahlen vom statistischen Landesamt machen einen Niedergang des Tourismus im Kreis offensichtlich. Allein 1994 sind noch 86 Tourismus-Betriebe gezählt worden, 2013 waren es schließlich nur noch 56.
Insofern war die Veranstaltung in Wissen auch eine von vielen Aufpäppelungsaktionen – an deren Ende der Tourismus im Kreis stärker denn je dastehen könnte. Und, das wurde immer wieder betont auf der Veranstaltung, dazu müssen alle Beteiligten zusammenarbeiten: Politik, Verbände, Vereine und natürlich die Betriebe.

Zu spät scheint es für eine Art Tourismus 2.0 im Kreis Altenkirchen noch längst nicht zu sein. Hoffnung machten Andreas Lorenz von der auf Tourismus spezialisierten Unternehmensberatung „Projekt M“ und Ute Dicks vom Deutschen Wanderverband. Beide bezogen sich auf die Wanderstudie 2014. Zwar verschärfe sich hier der Wettbewerb, aber gleichzeitig boome der Wandertourismus, wie Lorenz erklärte. Gaben 2010 noch 44 Prozent der für die Studie befragten Teilnehmer an, nicht zu wandern, waren dies 2014 nur noch 29 Prozent. Die Anzahl der Gelegenheitswanderer habe sich auf der anderen Seite vergrößert, und zwar von 18 Prozent auf 35 Prozent. Selbst bei Jüngeren überwiege das Wanderinteresse für den Urlaub.
Lorenz brachte es auf den Punkt: „Wandern ist mittlerweile ein positiver Imagefaktor geworden.“ Tatsächlich nutzten aber nur vier bis zehn Prozent der Regionen das volle Potenzial aus, das im Wandertourismus liege. Wie man das ändern kann laut Lorenz? Durch eine attraktive Infrastruktur, die Vernetzung aller relevanten Beteiligten, eine ansprechende Inszenierung und effektive Kommunikation. Gerade an der Inszenierung mangele es oft. Denn: „Man sucht nicht einfach nur nach einer Wanderung, man sucht ein Erlebnis.“

Und hier kommt das Erzählen von Geschichten ins Spiel – oder wie es im Marketing-Deutsch heißt: „Storytelling“. Der Begriff Wandertrilogie wird folglich nicht durch Zufall entstanden sein. Immerhin beschreibt er auch dreiteilige Filmreihen. Im Wandertourismus steht Trilogie für drei auf verschiedene Zielgruppen zugeschnittende Wanderstrecken im Allgäu, dem „Shooting-Star“ unter den Wanderregionen in Deutschland, wie Lorenz ausführte. Alles sei hier auf das „Storytelling“ abgestimmt, die Bänke, die Aussichtspunkte, Schilder, genauso wie die virtuelle Erlebbarkeit per Smartphone.

An dem Erfolgskonzept aus dem Allgäu will sich auch Berno Neuhoff orientieren. So seien Erlebnisschleifen geplant, die dem Wanderer die typische Geschichte unserer Region nahe bringen soll. Vor allem die Bedeutung rund um die Eisenindustrie im Kreis soll spannend aufbereitet werden.
Diesen Ansatz kombiniert mit einer ansprechenden Inszenierung der Waldlandschaft und der Gewässer – das könne durchaus Eindruck beim potenziellen Wanderer hinterlassen, sagte Ute Dicks vom Deutschen Wanderverband. Denn besonders spektakuläre Landschaften stünden hoch im Kurs in der Wanderszene. Das spiele den Kreis Altenkirchen in die Hände: „Ich glaube schon, dass es hier spektakulär sein kann.“



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Und die Stellung als Grenzregion zwischen NRW und Rheinland-Pfalz halte ebenfalls Chancen bereit. Schließlich tummeln sich laut Statistik Nordrhein-Westfalen bezogen auf die Einwohnerzahl die meisten Wanderer aller Bundesländer. Und die Rheinland-Pfälzer verreisten am liebsten.
Daneben dürfe man auch nicht die Holländer vergessen: 20 Prozent von ihnen reisten nach Deutschland, weil man hier gut wandern könne. Ein Chance für die hiesige Region. Denn: „Sie sind hier das nächste Gebirge.“

Und wenn man die Wanderer erst mal angelockt hat, muss ihnen natürlich auch Qualität geboten werden in den Gaststätten. Um hier Anreize zu schaffen und positive Beispiele hervorzuheben, wurden auf der Veranstaltung fünf heimische Betriebe als Qualitätsgastgeber am Natursteig Sieg ausgezeichnet. Die Auszeichnungen und Qualitätssiegel erhielten: "Der Garten", Wissen, Arche Noah Haus Marienberge, Elkhausen, Bauernhof-Cafe, Wissen-Hagdorn, das Hotel Ambiente, Wissen und das Romantik-Hotel "Alte Vogtei", Hamm erhielten zusätzlich das Qualitätssiegel "Wanderbares Deutschland".

Nur: Betriebe können noch so gut sein, die Gäste müssen auch ohne Probleme von A nach B kommen. Hier trübte ein Diskussionsteilnehmer aus dem Publikum die ansonsten positive Stimmung der Veranstaltung: „Da können wir noch so gut sein, wenn wir den ÖPNV nicht in den Griff bekommen, dann nützt alles nichts.“
Einen Einwurf, den Christopn Hoopmann vom Westerwald Touristik Service so nicht stehen lassen konnte. Schließlich habe man 25.000 Euro in Busfahrten für Wanderer investiert – ohne großen Erfolg. Denn die Fahrten blieben überwiegend leer. Jetzt plane man „Wandertaxis“. (ddp)











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