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Grube als geothermische Ressource
Weltweit wird angesichts der fortschreitenden Verknappung und Verteurung von fossilen Brennstoffen und wegen der ebenso fortschreitenden Klimaerwärmung mit all ihren negativen Folgen nach Möglichkeiten der Nutzung regenerativer Energien geforscht. In der Verbandsgemeinde Flammersfeld ist dies in ein interessantes Projekt gemündet: In Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium und der Uni Mainz werden die Möglichkeiten der Nutzung des geothermischen Potentials der gefluteten Grube Georg erkundet.
Willroth. Auf dem Gelände der ehemaligen Erzgrube Georg bei Willroth ist die Erschließung eines Industriegebietes vorgesehen. Dieses Gelände bietet einige Vorteile: Sehr gute verkehrstechnische Lage durch unmittelbare Nähe zur Autobahn A 3, Umsetzung moderner bodenschutzrechtlicher Anforderungen durch Wiedernutzung von Industriebrachen, Nutzung regenerativer Energien in Form des geothermischen Potenzials der gefluteten Erzgrube Georg.
Wegen der wachsenden Klimaveränderung werden weltweit verstärkt Anstrengungen unternommen, die Nutzung Klima schädigender Energierohstoffe durch regenerative Energie zu ersetzen. Dies hat auch die Verbandsgemeinde Flammersfeld zum Anlass genommen, in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit dem Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz (MUFV) sowie dem Institut für geothermisches Ressourcenmanagement (IGEM)/Angewandte Geologie Uni Mainz das geothermische Potential der gefluteten Grube Georg zu ermitteln und Nutzungsmöglichkeiten zu prüfen. Diese Untersuchungen werden unter Federführung von Prof. Dr. Georg Wieber (SGD Nord/Uni Mainz) durchgeführt.
Das nördliche Rheinland-Pfalz (Rheinisches Schiefergebirge) war reich an Erzlagerstätten, die bis in Tiefen von über 1000 Metern unter Geländeoberkante abgebaut wurden. Mit zunehmender Tiefe flossen den Bergwerksanlagen zunehmend wärmere Grundwässer zu (geothermischer Gradient: 3°C/100 m). Nach Einstellung des Bergbaus wurde die Wasserhaltung in den Gruben eingestellt und das Grundwasser stieg entsprechend an. Es entstanden bedeutende Wasserreservoire in den gefluteten Bergwerken. Die in den Bergwerken eingestauten Grubenwässer sind gegenüber dem "normalen" oberflächennahen Grundwasser (ca. 10°C) durch erhöhte Temperaturen gekennzeichnet. Diese Wässer kommen für eine geothermische Nutzung in Betracht und können insbesondere für die Wärmeversorgung (Heizung) von (größeren) Neubaugebieten umweltschonend und auf einem niedrigen Preisniveau genutzt werden. So auch in der Grube Georg. Erste Untersuchungen weisen Wassertemperaturen von 16°C bis über 19°C auf. Das in der Grube eingestaute Wasservolumen beträgt mehrere 100.000 Kubikmeter bis möglicherweise mehr als 1.000.000 Kubikmeter. Bisher nicht geklärt sind insbesondere die Grundwasserverhältnisse (Neubildung und Abfluss). Diese Parameter sind jedoch für eine Ermittlung und Bewertung des geothermischen Potentials zwingend erforderlich. Dem Grundwasser kann die Wärme über Wärmetauscher entzogen und über Wärmepumpen auf ein Temperaturniveau gebracht werden, welches zum Beispiel zur Raumheizung geeignet ist.
In Deutschland gibt es bereits einige Einzelprojekte, bei denen geothermische Nutzungen von Grubenwässern erfolgreich durchgeführt werden. Beispiele sind Steinkohlezechen im Ruhrgebiet sowie Erzgruben in Sachsen. Auch in Rheinland-Pfalz werden neben der Grube Georg bei zwei weiteren gefluteten Erzbergwerken Studien zum geothermischen Potential im Auftrag der Kommunen und des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums durch die Arbeitsgruppe angewandte Geologie der Universität Mainz erstellt. In beiden Gebieten ist ein geothermisches Potential vorhanden, welches erhebliche Verdampferleistungen ermöglicht und somit zur Heizung für größere Neubaugebiete oder weniger größere (zum Beispiel kommunale) Gebäude (wie Rathaus, Stadthallen, Schulen o.ä.) geeignet wäre.
Neben der Nutzung der geothermischen Energie zur Raumheizung bestehen weitere Nutzungsmöglichkeiten wie beispielhaft Bäder, Treibhäuser, Fischzucht, Industrie, landwirtschaftliche Trocknung oder bei geringeren Temperaturen auch zur Kühlung.
Die Verbandsgemeinde Flammersfeld, so Bürgermeister Josef Zolk, bemüht sich seit einiger Zeit, im Bereich der erneuerbaren Energie zukunftsweisend zu arbeiten. So wird zum Beispiel das Kaplan-Dasbach-Haus in Horhausen mit Erdwärme beheizt. Sollte, so Zolk, aus der Grube Georg Erdwärme gewonnen werden können, wäre dies für den Willrother Berg von größter Bedeutung.