Agentur für Arbeit Neuwied legt Ausbildungsbilanz vor
Für die Landkreise Neuwied und Altenkirchen legt die Arbeitsagentur die alljährlichen Zahlen zum Thema Ausbildung vor. Das Ausbildungsjahr beginnt offiziell am 1. Oktober, bislang sind noch 133 Ausbildungsstellen unbesetzt. Mehr Flexibilität und Fantasie bei der Berufswahl der Jugendlichen wünscht sich die Agentur. Aber viele junge Leute haben auch ohne Führerschein oftmals keine Chance, die Lehrstelle zu erreichen.
Neuwied. Ein Ausbildungsjahr beginnt jeweils am 1. Oktober und endet am 30. September des folgenden Jahres. Für die Arbeitsagenturen ist dies traditionell der Zeitpunkt, Bilanz zu ziehen. In diesem Zeitraum meldeten sich bei der Arbeitsagentur Neuwied, die die beiden Landkreise Neuwied und Altenkirchen betreut, 2.540 Jugendliche, die eine Lehrstelle suchten; davon waren Ende September nur noch 28 als unversorgte Ausbildungsstellenbewerber gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies 31 weniger Bewerber die vermittelt werden sollten und 14 mehr unversorgte Jugendliche.
Dem Arbeitgeberservice der Neuwieder Agentur wurden im Ausbildungsjahr 2013/2014 2.141 Ausbildungsstellen gemeldet - 319 mehr als im letzten Jahr. Davon blieben bis Ende September noch 133 Ausbildungsstellen unbesetzt. Das sind 15 mehr als im Vorjahr
„Diese gute Bilanz ist einer ganzen Reihe von Anstrengungen und dem zielgerichteten Einsatz effizienter Angebote zu verdanken. Neben dem großen Engagement unserer Berufsberater und den Mitarbeitern unseres Arbeitgeberservices haben wir in den letzten Jahren auch kontinuierlich an der Optimierung unserer Angebote gearbeitet“, erklärt Karl-Ernst Starfeld, Leiter der Neuwieder Arbeitsagentur, „denn die erfreulich große Zahl der Bewerber, die erfolgreich versorgt werden konnten, haben nicht alle auch eine betriebliche Ausbildungsstelle gefunden“, so Starfeld weiter und verweist damit auf die Anstrengungen und Förderleistungen der Neuwieder Arbeitsagentur:
In eine ungeförderte betriebliche Ausbildung konnten immerhin 1.187 Jugendliche vermittelt werden – also fast 50 Prozent. 429 Jugendliche besuchen weiterführende Schulen oder haben ein Studium aufgenommen, 68 absolvieren Bundeswehr, Zivildienst oder Bundesfreiwilligendienst oder ein Freiwilliges soziales Jahr. 112 junge Leute haben ohne Ausbildung eine Arbeitsstelle angenommen.
332 Jugendliche wurden mit finanzieller Hilfe der Neuwieder Arbeitsagentur versorgt: Davon konnte die Berufsberatung 150 Jungen und Mädchen eine von der Neuwieder Arbeitsagentur vollgeförderte Ausbildung anbieten. 49 junge Leute mündeten in geförderte Langzeitpraktika (Einstiegsqualifizierung EQ) und 122 Jugendlichen konnte eine Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme oder eine sonstige Fördermaßnahme angeboten werden.
„Auch wenn es sicherlich die beste Lösung ist, sofort nach der Schule eine betriebliche Ausbildung beginnen zu können, so sind die von uns angebotenen Alternativen für die jungen Menschen auf jeden Fall eine sinnvolle Überbrückung, die keinesfalls eine „Warteschleife“ darstellen soll. Die Jugendlichen werden in dieser Zeit wichtige Defizite aufarbeiten, lernen wertvolle Qualifikationen und erwerben bereits praktische Berufserfahrung,“ so der Agenturleiter.
Bei 412 Jugendlichen ist der Verbleib noch unklar. Sie haben auf mehrmaliges Anschreiben und Einladungen der Berufsberatung nicht reagiert und wurden deshalb abgemeldet. „Da diese Jugendlichen auch keine weiteren finanziellen Hilfen bei der Arbeitsagentur beantragt haben, gehen wir davon aus, dass sie ohne unsere Hilfe eine Arbeit, Ausbildungsstelle oder einen Schulplatz finden konnten und nur vergessen haben, sich bei uns abzumelden“, vervollständigt Karl-Ernst Starfeld die Bilanz.
„Selbstverständlich versuchen unsere Mitarbeiter auch nach Ausbildungsbeginn weiterhin mit großem Engagement für die bislang unversorgten Jugendlichen ebenfalls ein geeignetes Angebot zu finden“, so der Agenturleiter.
Am Ende des Berichtsjahres waren also im Gesamtbezirk 133 Ausbildungsstellen unbesetzt und gleichzeitig noch 28 Jugendliche ohne Lehrstelle. Theoretisch wären somit mehr als genügend freie Plätze für die unversorgten Bewerber da. Praktisch zeigt sich einmal mehr, dass Angebot und Nachfrage nicht 1 : 1 zueinander passen. Die Gründe dafür sind zahlreich und reichen vom nicht erfüllbaren Berufswunsch bis zur mangelnden Mobilität. Im ländlichen Raum ist es für einen 16-Jährigen ohne Führerschein manchmal nicht möglich, per Bus oder Bahn zum Ausbildungsbetrieb zu kommen.
Ein großes Thema ist und bleibt jedoch auch die mangelnde Fantasie und Flexibilität bei der Berufswahl. Die Top Ten der Wunschberufe scheinen seit Jahren „in Stein gemeißelt“. So wollen seit jeher viele Mädchen Arzthelferin oder Friseurin werden, sehr viele Jungen Kfz-Mechatroniker. Beide Geschlechter interessieren sich stark für kaufmännische Berufe. Und auch wenn in diesen Bereichen das Angebot mit am stärksten ist, so reicht es doch nicht aus.
„Wir versuchen gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern aus Kammern, Schulen und Arbeitgebern mit vielen Aktionen und Veranstaltungen die jungen Menschen über alle Alternativen und Möglichkeiten auf dem regionalen Ausbildungsmarkt zu informieren. Ausbildungsmessen wie die ABOM in Altenkirchen, Azubi- und Studi-entage, Branchentage, der Girlsday, die Leuphana-Sommerakademie oder auch unser MINT-AK sind nur einige Beispiele hierfür“, erklärt Starfeld.
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