Herbstsynode mahnt menschlicheren Umgang mit Flüchtlingen an
Der Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises, der für die Umsetzung synodaler Entscheidungen zuständig ist, hatte den Abgesandten aus den 16 evangelischen Kirchengemeinden im Kreis Altenkirchen eine umfangreiche Tagesordnung mit zahlreichen Zukunftsentscheidungen vorgelegt. Der Haushalt wurde beschlossen und Personalentscheidungen gefällt. Es gab drängende Zukunftsfragen die diskutiert wurden.
Kirchen/Kreisgebiet. Schon der Abendmahlsgottesdienst in der Lutherkirche in Kirchen zum Auftakt der Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen machte akustisch sehr deutlich, wie sehr man „inmitten der Welt“ verankert und das eigene Handeln mit dem „Ringsum“ verbunden ist.
Kantor Alexander Kuhlos Bach-Interpretation auf der renovierungsbedürftigen Orgel stand in stetiger Konkurrenz zu immer wiederkehrenden Klängen diverser „Martinshörner“. Außerhalb der Kirchenmauern sammelte sich ein Großaufgebot an Löschzügen aus Kirchen und Betzdorf, um – gemeinsam mit weiteren Rettungskräften - für den Ernstfall einer großen Schadenslage im nahen DRK-Klinikum zu proben.
Dieses „Alles was draußen passiert, berührt uns direkt!“ zog sich dann wie ein roter Faden durch die zweitägige Kreissynode, zu der die rund 70 Abgesandten aus den 16 evangelischen Kirchengemeinden, aus Kirchenkreis und Einrichtungen mit ihren Gästen diesmal in Kirchen zusammen gekommen waren.
Ob weltweite Flüchtlingsströme, bundespolitische und fiskalische Entscheidungen, Bauvorgaben oder Verwaltungsstrukturgesetze: All diese berühren unmittelbar die Entscheidungen, die eine Kreissynode zu treffen hat.
Superintendentin Andrea Aufderheide gab in ihrem jährlichen Bericht an die Synode sowohl Rück- wie auch Ausblicke und machte die Vernetzungen deutlich.
„Gastfreundschaft und Aufnahme der Menschen, die auf der Flucht sind und bei uns ankommen, sind ein erster Schritt“, unterstrich die Theologin. „Einander annehmen und Gemeinschaft gestalten sind die weitaus größere Herausforderung und Aufgabe“, betonte sie angesichts der steigenden Zahl von Flüchtlingen. Aktuell seien es im Landkreis Altenkirchen mehr als 450.
250 Menschen betreue derzeit das Diakonische Werk des Kirchenkreises im Bereich der Asylverfahrensberatung, außerdem erführen hier 50 von Krieg und Folter traumatisierte Flüchtlinge intensive psychotherapeutische Begleitung. Flüchtlinge und Fremde willkommen zu heißen, sich ihnen zuzuwenden und begleitend an ihrer Seite zu sein, sind für die Superintendentin sichtbare Zeichen von Nächstenliebe. Sie dankte allen, die in den Gemeinden – auch in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk – an unterschiedlichsten Unterstützungsangeboten für Flüchtlinge mitwirken oder niedrigschwellige Angebote zeitnah umsetzen wollen.
Mut machten sich die Synodalen auch gegenseitig, sich auf den Weg zu den Flüchtlingen ihrer Region zu machen, „Patenschaftsbeziehungen“ zu schaffen, auch wenn Datenschutzbestimmungen manches erschwert und man nicht immer gleich erfahre, ob und wie viele neue Flüchtlinge es im Umfeld gibt.
Dankbar war die Superintendentin über rund 750 Euro, die während Gottesdienst und Synodaltagung in Kirchen für den „Rechtshilfefonds“ der Flüchtlingsberatung des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis zusätzlich gespendet wurden und nun bereitstehen, wenn juristische Hilfen im Zuge der Flüchtlingsarbeit vonnöten sind.
Demographische und gesellschaftliche Veränderungen fordern die Handelnden in Kirchenkreis und Gemeinden stetig heraus. Vor allem auch finanzielle Entwicklungen und Prozesse – wie die Umstellung auf das „Neue kirchliche Finanzwesen/NKF“ - verändern Handlungsspielräume.
Seit mehreren Jahren nimmt die Synode die kirchlichen Arbeitsfelder in den Blick, um sie „zukunftssicher“ zu gestalten. Der Strukturausschuss – Vorsitzende Ilse Sonnentag - leistet dazu Vorarbeiten; der Finanzausschuss – Vorsitzender Pfarrer Hans-Jürgen Volk – versogt mit entsprechendem Zahlenmaterial.
Neben einigen Zwischenschritten beschloss die Kreissynode konkret ihren 7,62 Millionen-Jahresetat für 2015. Dessen Fehlbetrag – ca. 203 000 Euro - wird durch die Ausgleichsrücklage gedeckt. Beschlossen wurde zudem eine Systemänderung bei der „Kreiskirchlichen Umlage“, aus der sich die Kirchenkreis-Arbeit finanziert. Statt des bislang praktizierten Einzugs eines „Pro-Kopf-Beitrags“ (pro Gemeindemitglied) wird nun auf ein „prozentual am Kirchensteuer-Aufkommen“ orientiertes System umgestellt.
Beschlossen wurden zudem eine organisatorische Zusammenführung von Diakonischem Werk und Beratungsstelle sowie ein Antrag an die Landessynode.
Befürchtet werden die Folgen der landeskirchlichen Haushaltskonsolidierungen für die Arbeit auf Kirchenkreis- und Gemeindeebene. Mehrheitlich setzten sich die Altenkirchener Kreissynodalen daher dafür ein, dass die vorgesehenen Kürzungen auf landeskirchlicher Ebene – insbesondere in den Bereichen Seelsorge, Diakonie, Mission, Bildung und Jugend – angesichts überraschend positiver Entwicklungen bei den aktuellen Kirchensteuereinnahmen noch einmal überprüft und die „neuen“ finanziellen Spielräume vor allem im Blick auf einen sozialverträglichen Umgang mit den Beschäftigten genutzt werden sollten.
Der katholische Dechant Rudolf Reuschenbach (Dekanat Kirchen), Pfarrer in der Pfarreiengemeinschaft Gebhardshain-Elkenroth, ist seit vielen Jahren ein aufmerksamer Begleiter der Synoden im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen – auch aus „pastoraler Neugierde“, wie er schmunzelnd erzählte. Er informierte diesmal die Schwesterkirche über die Hintergründe und den Verlauf der dreijährigen „Bistumssynode“ in Trier. Hier stelle man sich ebenso den drängenden Zeitfragen.
„Wir erhoffen uns viele Impulse für den Weg in die Zukunft, gerne auch gemeinsam“, resümierte er. Er sei dankbar für allen ökumenischen Austausch, und das Reformationsjahr 2017 will er mit einem „starken Akzent des Aufeinander-Zugehens“ verbunden sehen. 2015 – so sein Angebot – will er die Evangelische Kreissynode in Altenkirchen über die Fortsetzung der Bistumssynode informieren.
Jugendreferentin Carola Paas wurde bei der Kreissynode einstimmig zur neuen Vorsitzenden des Jugendausschusses gewählt. Ebenso einstimmig wurde Peter Dieck (Kirchengemeinde Schöneberg) in den Jugendausschuss nominiert. Als „Synodalbeauftragter Notfallseelsorger“ wählte die Synode den Altenkirchener Schulpfarrer Martin Gerhards. Er folgt dem ehemaligen Birnbacher Pfarrer Hans-Jörg Ott nach, der in eine Gemeinde ins Saarland wechselte.
Fast abgeschlossen hat der Kirchenkreis den Umbau vom „Haus der Evangelischen Kirche“, der neben den „inhaltlichen Umbauprozessen“ viel Einsatz forderte. Wie Superintendentin Andrea Aufderheide der Synode berichtete, soll Ende Dezember der „Rückumzug“ in den Altenkirchener Stadthallenweg vonstatten gehen. Die derzeit auf mehrere Standorte verteilten Arbeitsbereiche – einschließlich des Diakonischen Werkes - sind dann wieder unter einem Dach vereint. Ab 5. Januar, so hofft man, sollen alle wieder an ihrem vertrauten Platz arbeiten. Ende Februar will der Kirchenkreis bei einem „Tag der offenen Tür“ allen Interessierten aus Gemeinden und Kirchenkreis die Gelegenheit zum „Einblick“ bieten. (PES)
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