Katholiken, Karneval und Klinik unter die humorvolle Lupe genommen
Diakon Willibert Pauels, aufgrund seines Berufes als ein Karnevalist mit einer besonderen Note, gastierte am Dienstag, 18. November auf Einladung der Kolpingsfamilie im katholischen Jugendheim in Wissen. Bei seinem Vortrag ging es nicht nur um die beiden „K’s“, Katholiken und Karneval, sondern bedingt durch seine Krankheit noch um ein drittes „K“ für Klinik. Pauels sorgte mit seinem Vortrag für Lachsalven aber auch für Betroffenheit und Nachdenklichkeit.
Wissen. Zum Abschluss ihrer 125-Jahrfeiern mit vielen Veranstaltungen in diesem Jahr hatten die Verantwortlichen der Kolpingsfamilie Wissen noch einen Leckerbissen im Angebot. Vorsitzender Richard Walter konnte den fast 100 erschienenen Zuhörern den Diakon und Kabarettisten Willibert Pauels, bekannt aus dem Kölner Karneval als "Bergischer Jung", ansagen.
Nicht nur Lachen bis zum Umfallen war im Vortrag von Pauels angesagt. Still wurde es im Saal als er über das sogenannte dritte „K“ Klinik mehr referierte als berichtete. Pauels begann mit seinen Späßen über Westfalen, Türken und seinem Lieblingsthema „Kardinal Meisner“ von dem er behauptete, dass nur die Kabarettisten darüber traurig seien, das der Kardinal in Rente gegangen sei.
Die Lacher auf seiner Seite hatte Pauels auch, als er mit einem schmunzelnden Blick auf den anwesenden Pastor Martin Kürten auf den Unterschied und „gewisse Dinge“ hinwies, die einem Diakon erlaubt und einem Priester verwehrt sind.
Die Westfalen bezeichnete er als ein lustiges Völkchen, die gerne mal lachen würden, wenn auch manchmal etwas später. Er sprach auch über den schmalen Grad der „political correctness“ auf dem sich Kabarettisten oft bewegen würden und in seinem Fall des öfteren Beschwerden beim Kardinal einbringen würden.
Eines seiner Stärken ist wohl, wenn er aufgrund seiner Vorbildung als Diakon auf das Fundament des Menschseins und über die Grundlagen von gesunden Religionen zu sprechen beginnt. Was immer auch Pauels durch seine humoristische Brille betrachtet, nur Korinthen-Kacker könnten darin vielleicht etwas Verletzendes finden.
Pauels sprach sehr viel von „Perspektive“ und zeigte die unterschiedlichsten Sichtweisen auf. Das die „Liebe mehr sei als ein biochemischer Prozess", oder "das die Seele des Menschen kostbarer sei als alles im Universum“, ist wohl seine innerste Überzeugung.
Er bekannte sich auch erstaunlicherweise sehr offen zu seiner 2012 aufgetretenen schweren Depression und bezeichnete es als seine beste Entscheidung der letzten Jahre, sich deshalb in eine Klinik zu begeben. „Auch als Kind hatte ich schon depressive Phasen“, berichtete er. „Depression ist wie ein schwarzer Hund, der dich anspringt aus der Dunkelheit und der dir die Seele aussaugt, so dass du nichts Helles oder Hoffnungsvolles mehr darin sehen kannst“.
„Weh! Weh! Wär ich der Gedanken los, die mir herüber und hinüber gehen, wider mich!“, zitierte Pauels in diesem Zusammenhang ein Zitat aus Goethes Faust.
Die Gespräche dort hätten ihm geholfen, im Negativen wieder das Positive sehen zu können. Einzig die Empfehlung eines Freundes, eine Klinik in Köln-Ensen zu besuchen habe er abgelehnt, weil diese an der Autobahn-Abfahrt „Wahn“ liegen würde, berichtete Pauels, selbst in dieser Situation mit einem sympathischen Grinsen.
Wie das Spannungsverhältnis zwischen Kirche, Karneval und auch Klinik zusammengeht, brachte Pauels einmal wieder in seiner humorvollen Sichtweise im Pfarrheim in Wissen auf den Punkt. Die Zuhörer dankten ihm mit stehenden Ovationen. (PHW)
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