Eine Ära endet nach drei Generationen in Wissen
Fast 100 Jahre Geschichte der Fotografen-Familie Passerah enden am 31. Dezember in Wissen. Die Geschichte begann 1917 mit dem Großvater von Franz-Ludwig Passerah, der aus gesundheitlichen Gründen das Fachgeschäft schließen muss. Mit der Ausstellung "Gesichter Wissens" machte das Wissener Original so etwas wie ein Abschiedsgeschenk, denn es wird keinen Räumungsverkauf oder ähnliches geben.
Wissen. Eigentlich wollte Franz Ludwig Passerah den 100. Geburtstag des Foto-Fachgeschäftes in Wissen entsprechend feiern und würdigen. Die Gesundheit macht durch diese Pläne nun einen markanten Strich. Am 31. Dezember schließt Graf Ludwig III. (so nennt er sich selbst mit der ihm eigenen Prise Humor, in dritter Generation Fotograf) die Türen.
Anlass mal einen Blick auf fast 100 Jahre Geschichte der Fotografenfamilie zu werfen. Im Jahr 1917 gründet der Großvater Ludwig Passerah das Unternehmen. Es gab in jenen Tagen wechselnde Orte des Geschäftes, in den 20er Jahren war es unter anderem die Rathausstraße 79, der heutige Standort.
Der Großvater zog in den 30er und 40er Jahren im Bereich der Rathausstraße mehrfach um. Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile des Geschäftes und des Archivs zerstört, Großvater Ludwig Passerah starb 1946.
Anfang der 50er Jahre übernahm Ludwig Passerah, der Vater von Franz-Ludwig das Geschäft und baute es weiter aus. Die Fotolaborantenlehre absolvierte der Sohn beim Vater, das war von 1968 bis 1970. Aber Franz-Ludwig blieb dabei nicht, es folgte eine Fotografenlehre in Sundern bei Hans-Georg Walther. Die Bundeswehrzeit unterbrach die berufliche Tätigkeit, dann ging es auf die sogenannten Lehr- und Wanderjahre, unter anderem zu Foto Sedlmeyr nach Fulda und wieder nach Sundern.
1981 kam Ludwig III. zurück in den elterlichen Betrieb nach Wissen. Er begann die Meisterschule 1983 in Dortmund, legte 1985 die Meisterprüfung ab und übernahm das Geschäft, das nach dem Tod des Vaters die Mutter Ferdinande geführt hatte.
Franz Ludwig Passerah, ohne Zweifel ein Wissener Original, und es gibt viele Geschichten, manche wurden legendär und bis heute unvergessen. Da ist die Geschichte um eine Wette, die der "Kugelblitz" in den 80er Jahren verlor. Er wollte sich wie in jungen Jahren durch die Gitterstäbe des rückwärtigen Ladeneingangs zwängen - es klappte nicht. Eine Kiste Sekt war fällig.
Passerah war Mitglied der Handwerkskammer Koblenz und dort auch in der überbetrieblichen Ausbildung für den einst noch hoch angesehenen Beruf des Fotografen tätig. Das gehörte immer mit in den Alltag. Natürlich engagiert sich Franz-Ludwig in der Zukunftsschmiede Wissen, speziell beim Thema Kultur. Gründungsmitglied der Wissener eigenART und immer mittendrin. Für sein ehrenamtliches Wirken wurde er kürzlich von der VG Wissen geehrt.
Die Besonderheiten des Berufes, die Franz-Ludwig Passerah mit Leidenschaft auslebt, zeigen sich derzeit in der Ausstellung: „Gesichter Wissens“.
Der "Kugelblitz", so wurde er einst bei einem Wissener Großereignis getauft weil er dauernd anderen Fotografen und Presseleuten vor die Linse rannte, wird kein großes Finale oder so etwas wie einen Schlussverkauf veranstalten.
Noch bis zum 31. Dezember kann man ins Ladengeschäft kommen und Graf Ludwig III. bei der Arbeit sehen oder eine besondere Aufnahme erwerben. Dann endet die Geschichte dreier Fotografen-Generationen in Wissen. Der "Kugelblitz" wird seine Kräfte und seine Zeit in Wissen neu einteilen, verriet er dem AK-Kurier. (Helga Wienand-Schmidt)
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