Herdorfer Domspatzen feiern 50. Geburtstag
„Es tönen die Lieder, zur Fastnacht jetzt wieder, es singt euch der Herdorfer Domspatzen Chor“, dies ist die Eingangsstrophe, mit der die Domspatzen jeden ihrer Bühnenauftritte starten. In der anstehenden Karnevalssession feiert das Ensemble sein 50-jähriges Bestehen, 50 Jahre am Puls der Zeit was das Geschehen in Herdorf angeht, und 50 Jahre beste Unterhaltung des närrischen Publikums. Am Samstag, 17. Januar ist Aktiven- und Ehemaligentreffen.
Herdorf. Über so ziemlich alles haben sie in den vergangenen 50 Jahren schon gesungen. Herdorfer Originale, die Bürgermeister, die Stadtverwaltung und den Abriss des Förderturmes der Grube Wolf, die Themen waren vielfältig.
So machten sie einst auch die Diskothek zum Gegenstande eines Liedes, hier eine kleine Kostprobe: „Ich kam von Hamm nach Herdorf hin, zwei Koffer voll mit Haschisch drin. Penny Lane, allround my brain. Taxi schnell hinauf aufs Glockenfeld, hinein in die Herdorfer Unterwelt. Penny Lane…“
Lustig, aber auch bissig sind die Texte zuweilen, denn letztlich war es auch schon vor Jahrhunderten üblich, die Obrigkeit an Karneval zu kritisieren. Damals allerdings die einzige Zeit, in der dies ungestraft geschehen durfte. Herben Spott schütteten die Herdorfer Domspatzen in 2013 über den rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz aus. „Lewentz, leck uns am Popo! Als Städtchen sind wir zwar klein. Lewentz, leck uns am Popo! Wir schaffen es auch ganz allein.“
So lautete ein Teil des Liedes welches sich gegen die Kommunalreform und die Zwangseingliederung von Herdorf in die VG Daaden richtete. Damit zogen die Domspatzen den Zorn eingefleischter SPD-Kommunalpolitiker aus anderen Kommunen auf sich. Ihr Auftritt bei der damaligen Demo in Herdorf gegen diese Kommunalreform war auch erstmals ein Auftritt außerhalb der Karnevalssession.
Denn der Karneval ist und bleibt der Dreh- und Angelpunkt der Gesangsformation, die sich 1965 eigens zu diesem Zweck gründete. Unter der Regie von Kaplan Hans-Werner Siebenborn fanden damals acht junge Männer aus dem „Jungmännerverein“ zusammen und traten erstmals im Knappensaal bei einer DJK Sitzung auf. Zu den damaligen Gründungsmitgliedern gehörten Hans-Georg Panthel, Kunibert und Manfred Becher, Peter Weller, Erich und Hans Schlechtriemen, sowie zwei weitere, heute nicht mehr namentlich bekannte Herren. In den folgenden Jahren traten Kaplan Frank Lothar Hoßfeld, Peter Weller, der Diakon Herbert Jung und Hermann-Josef Düber als Dirigenten bei den Herdorfer Domspatzen in Aktion.
Als Gruppierung, die aus einem der katholischen Kirche angehörenden Verein heraus entstanden war, besangen die Domspatzen in den ersten Jahren vorwiegend die Geschehnisse innerhalb der Kirchengemeinde. Ab den 1970er Jahren wandten sie sich dann verstärkt dem weltlichen Geschehen zu. Von der Gründung bis heute hat es fast 80 aktive Domspatzen gegeben, die den Karneval in Herdorf mit ihren humoristischen Beiträgen mit gestaltet haben. Derzeit stehen 21 Sänger auf der Bühne, so viel wie noch nie, wobei es nicht eines großen musikalischen Talentes bedarf. Der eigene Spaß an der Sache steht da durchaus im Vordergrund. Einen Dirigenten gibt es nicht, die musikalische Leitung hat Michael Schlosser inne, der Mann am Keyboard. Er ist seit 40 Jahren mit von der Partie, also am längsten dabei, aber nicht der älteste Sänger. Das Küken unter den Domspatzen ist der 16 jährige Erik Schwanke, der nun im zweiten Jahr mit auf der Bühne steht.
Nachwuchsprobleme kennen die Domspatzen keine, auch wenn es die KJG-Gruppen heute in Herdorf nicht mehr gibt, aus denen sich die meisten der aktiven Sänger in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch rekrutierten. So traten die Brüder Klaus und Christoph Romschinski in den 70er Jahren ein und mittlerweile sind die beiden Söhne von Christoph, Stephan und Johannes ebenfalls schon seit mehreren Jahren dabei. Sie wuchsen sozusagen mit den Domspatzen auf und fast ganz von selbst in die Gruppe hinein. Die Treue zur Gruppe beweist sich auch darin, dass Klaus Romschinski schon seit 1977 immer aus Frankfurt, wo er wohnt und arbeitet, zu den Proben und Auftritten nach Herdorf kommt. Das gleiche gilt für Stefan Stein, er wohnt schon lange im Raum Köln, aber wenn die fünfte Jahreszeit angebrochen ist, pendelt auch er von dort immer wieder nach Herdorf.
Mit Frack und Zylinder betreten die Domspatzen anfangs immer die Bühne. Diese Bekleidung ist so zu sagen ihr Markenzeichen, wenn man mal von dem Lehrer Lempel (Klaus Romschinski) absieht. Der kommt mit Frack, Melone und Regenschirm daher, so wie in den Erzählungen von Wilhelm Busch. Im Jahr 1983 verkörperte Klaus Romschinski erstmals den Lehrer Lempel und seit 1991 ist die Figur fester Bestandteil des Ensembles. Im Verlauf des Auftrittes jedoch werden die besungenen Personen von einzelnen Sängern dargestellt, wozu diese sich mit Perücken und entsprechender Kleidung verwandeln.
„Dieses Lied, das sangen euch die Spatzen, aus dem schönen Hellertal“ ist immer der Schlusspunkt des Auftrittes, abgesehen von der Zugabe. Im Jubiläumsjahr wollen die Sänger natürlich auch wieder aktuelle Themen aufgreifen, zudem stellen sie die Frage: „Wo sind all die Originale hin“? Geplant ist aber auch ein Medley mit Liedern aus vergangenen Jahren.
Seit 15 Jahren nehmen die Domspatzen auch immer eines ihrer Themen aus den Sitzungen zum Anlass als Beitrag für den Rosenmontagszug. So zogen sie vor zwei Jahren mit einer Kirchenbank auf Rollen durch die Stadt und thematisierten zur Freude der Umstehenden das „Knappenkapellchen“ im Knappensaal.
Beim diesjährigen Rosenmontagsumzug möchten die Domspatzen gerne mit möglichst vielen Ehemaligen im Zug mitgehen. Daher ist für Samstag, den 17. Januar ab 19 Uhr ein Treffen mit allen aktiven und ehemaligen Domspatzen im Bahnhof geplant.
Zum Jubiläum wird erstmals eine Chronik der Herdorfer Domspatzen erscheinen, mit der Geschichte, Texten, Melodien und vielen Bildern. Die Chronik umfasst 140 Seiten im A4 Format und soll in einer Auflage von 300 Stück gedruckt werden. Vorbestellungen können unter domspatzen-kummerkasten@web.de erfolgen. Der Verkaufspreis liegt bei 10 Euro. Die Arbeiten zur Chronik sind schon weitestgehend abgeschlossen, denn sie soll natürlich in der anstehenden Session erscheinen. (anna)
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